Samstag, 27. Januar 2024

Messebericht Hanse Spirit 2024 Tag 1

Die diesjährige Hanse Spirit hat wie schon im vergangenen Jahr in den Hamburger Messehallen ihr Zuhause gefunden. Nachdem die Messe im vergangenen Jahr noch über zwei Etagen verteilt war, ging es diesmal ebenerdig für alle Aussteller in die Halle B7. Diese große und vor allem sehr hohe Halle versprüht erst einmal nicht ganz so viel Charme, aber wie auf jeder Messe zählen ja vor allem die inneren Werte in Form der teilnehmenden Aussteller. Und da hat die Hanse Spirit natürlich wieder einmal ein spannendes Teilnehmerfeld zu bieten. Meine Frau und ich waren natürlich wie gewohnt direkt zur Öffnung um 15 Uhr am Messe-Freitag vor Ort und fanden uns bei typischem Hamburger Schmuddelwetter zunächst in der Schlange vor der Halle wieder, die auch schon deutlich vor Öffnung der Tore eine beachtliche Länge erreichte. Sehr froh waren wir, als wir dann etwas durchnässt und gut durchgeweht kurz vor Messebeginn in den Flur vor der Halle eingelassen wurden. So wünscht man sich als Wartender zumindest für den zweiten Messetag etwas besseres Wetter, aber für acht Stunden mit gutem Whisky lohnt sich auch eine kurze Wartezeit im Regen.


Der Nachmittag begann für uns am Stand vom Whiskyplaza, das zum ersten Mal auf der Hansespirit vertreten war. Neben teils nicht mehr ganz leicht erhältlichen Flaschen gab es hier auch einen exklusiv für das Whiskyplaza abgefüllten Craigellachie 13 von Brothers of Malts aus dem Sherry Hogshead. Die Messe begann damit süß und würzig. Süß ging es auch bei der Sauerländer Edelbrennerei zu, die wie immer ein kleines Messefass dabei hatte, in dem die Cask Strength Variante des Thousand Mountains ein Finish bekommt. In diesem Fall reifte der Whisky neun Monate in einem Tawny Port Fass nach, was für viel Süße in der Nase sorgt, gleichzeitig aber auch für tolle Fruchtaromen. Länger als neun Monate wird dieser Whisky sicherlich nicht im Fass liegen, denn ich kann mir gut vorstellen, dass die Besucher das Fass am zweiten Messetag recht schnell leeren werden.

Anschließend besuchten wir die Destillerie Jobst, die in der Nähe von Würzburg beheimatet ist. Wer Drams United regelmäßig verfolgt, der weiß, dass meine Frau und ich jedes Jahr eine Tour durch Deutschland machen und dabei verschiedene Brennereien besuchen. Trotzdem war mir Jobst bis zur Hanse Spirit gar kein Begriff, aber jetzt ist die Destillerie schon für den diesjährigen Roadtrip eingeplant. Die am Stand erhältlichen Abfüllungen haben nämlich durchweg überzeugen können, egal ab es sich um den ersten zehnjährigen Whisky der Brennerei handelt, ein Kastanien- oder ein Portfass. Mir persönlich hat es der Whisky aus dem Cognac Fass besonders angetan, der dann auch gemeinsam mit mir den Weg nach Hause antreten durfte. Dabei sind die Single Malts genauso wie die Single Grains bisher immer Einzelfassabfüllungen, die zum allergrößten Teil in Fassstärke in die Flasche kommen. Und natürlich ist der Geschmack am wichtigsten, aber auch bei den Preisen kann Jobst punkten, denn der 10yo in Fassstärke liegt gerade einmal bei EUR 57,- für den halben Liter.

Im Anschluss machten wir uns auf den Weg zu Beam Suntory, wo es ein Silent Tasting mit drei spannenden Abfüllungen von Laphroaig geben sollte. Silent Tasting heißt grundsätzlich, dass die Teilnehmer Kopfhörer aufbekommen, so dass der Referent auch in der lauten Messeumgebung die Whiskys vorstellen kann. Da es auf der Messe aber einigermaßen ruhig und die Teilnehmerzahl überschaubar war, ging es in diesem Fall auch ohne Headset. Ins Glas kamen Batch 16 des Laphroaig 10yo Cask Strength, der natürlich die volle Laphroaig-Power mitbrachte mit Vanille, Honig und medizinischem Rauch, der etwas fruchtigere Sherry Oak sowie der Elements L1.0, bei dem die Gerste eine längere Fermentationszeit genossen hat und der anschließend in Bourbon und Sherry Casks lagerte. Das war für mich der klare Favorit dieser Dreier-Reihe, denn die fruchtig-süßen Noten machen den Whisky in Kombination mit dem Rauch fast speckig, ohne dabei die medizinischen Einflüsse zu sehr in den Vordergrund zu stellen.

Bei Kirsch Whisky durfte ich den tollen Blair Athol 12yo von The Single Malts of Scotland probieren, der komplett im Bourbon Cask reifte und entsprechend hell und unscheinbar wirkt. Tatsächlich hat er aber eine tolle Mischung aus Vanille, Honig und etwas Würze zu bieten. Meine Frau entschied sich für die Farbtrinker-Variante, nämlich einen 13 Jahre alten Linkwood aus dem First Fill Oloroso Cask aus der Simply Good Whisky-Reihe von Kirsch. Meine Frau war absolut begeistert von den fruchtig-süßen Aromen mit deutlichen Sherry-Einflüssen. Die Zeit bei Loch Lomond bzw. Glen Scotia und damit beim deutschen Brand Ambassador Sebastian Büssing fiel deutlich zu kurz aus, da er am Abend noch ein Tasting geben musste. Trotzdem probierten wir hier noch den Loch Lomond aus der Innovative Cask Series, der im First Fill Rivesaltes Hogshead lagern durfte und der mir ausgesprochen gut gefallen hat, denn es gibt hier einen schönen Mix aus Süße, Frucht und etwas Säure. Das anschließend Refill Limousin Oak Cask hat dem Whisky einen bunten Strauß an Zitrusaromen verliehen, nach Hinweis von Sebastian habe ich hier aber auch viel Parmesan in der Nase. Hier geht es auf jeden Fall am zweiten Messetag mit den übrigen neuen Abfüllungen weiter.

Zum Abschluss besuchten wir noch Rising Brands, also das ehemalige Bremer Spirituosen Contor. Hier begann ich mit einem acht Jahre alten Caol Ila aus der Premier Barrel-Reihe, der mit rauchig-maritimen Noten absolut zu überzeugen wusste. Gleiches gilt für einen zwölf Jahre alten Talisker, der unter dem Label von Old Particular daherkommt. Natürlich ist der Rauch hier etwas dezenter, dafür gibt es etwas mehr pfeffrige Würze im Profil. Ganz besonders angetan war ich allerdings vom Glenrothes aus der Spirit Animal Series von Old Particular, der den Luchs als Patentier an die Seite gestellt bekommen hat. Nach 18 Jahren im Fass hat er dunkle Trockenfrüchte, Schokolade, Gewürze und etwas Eiche zu bieten. Mein persönlicher Rausschmeißer des Abends war dann der Säntis Snow White 2023 mit Williams Brand-Finish. Diesen konnte ich schon auf der Just Whisky vorab als Fassprobe im Tasting mit Detlef Sommer probieren, jetzt aus der Flasche bin ich immer noch genauso begeistert wie im Herbst. Natürlich steht hier die Birne klar im Vordergrund, aber auch süße Vanille, Keksteig und einige Gewürze sind zu finden.

So ging dann für uns der erste Messetag zu Ende, denn wir blieben nicht ganz bis zum Einschalten der Lichter um 23:00 Uhr. Jetzt ist die Vorfreude auf den zweiten Messetag natürlich groß, an dem ich auch wieder einige Stunden bei Thy Whisky hinter dem Stand verbringen werde. Außerdem sind die Stände von Stonewood, also der Brennerei Schraml, Kammer-Kirsch und Flickenschild am ersten Tag deutlich zu kurz gekommen, diese müssen unbedingt noch angesteuert werden. Ich bin aber sehr gespannt, welche tollen Tropfen meine Frau und ich darüber hinaus am zweiten Tag noch entdecken, mit denen wir jetzt vielleicht noch gar nicht rechnen. Denn das macht eine Messe doch letztlich aus, dass man sich gut mit den Ausstellern und Gästen austauschen kann, aber auch überraschende und unerwartete Highlights ins Glas bekommt, die man ohne Messe nie probiert hätte.

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