Vor kurzer Zeit hat Thy Whisky die Entscheidung bekanntgegeben, dass das alte Konzept mit den durchnummerierten, limitierten Abfüllungen in dieser Form nicht fortgeführt werden soll. Stattdessen soll es jetzt, da genügend reifer Stock vorhanden ist, eine dauerhaft verfügbare Core Range geben. Da bei Thy aber auch immer wieder gerne mit verschiedenen Fässern und auch mit unterschiedlichen New Makes gespielt wird, wird es auch in Zukunft immer wieder Limited Releases und Single Casks geben. Ende Mai wurde in einem englischsprachigem Online-Tasting einem Publikum, das vorrangig aus Dänemark, Deutschland, den Niederlanden und Schweden stammt, die neue Core Range sowie vier weitere Tropfen vorgestellt. Über 1.000 Sets wurden für das Tasting verkauft, so dass die verschiedenen Kanäle, auf denen das Tasting übertragen wurde, ordentlich glühten. Das bedeutete gleichzeitig einen Teilnehmerrekord bei den Online-Tastings von Thy.
Sonntag, 2. Juni 2024
Thy Whisky Online Release Tasting Core Range
Jakob und Andreas, die beiden Gründer von Thy, führten durch den Abend und präsentierten zunächst den No. 23 Hawboen und damit die vorletzte Abfüllung aus der durchnummerierten Reihe. Der Whisky hat einen leichten Buchenholzrauch und reifte im Bourbon Cask. Mir gefällt der Buchenholzrauch sehr gut, weil er sich einfach sehr stark von torfigem Rauch unterscheidet und eher in Richtung geräuchertem Schinken geht. Gleichzeitig gibt es aber auch eine tolle Süße in Form von Karamell, Vanille und Honig, was sich auch so am Gaumen durchzieht. Dazu kommt neben dem Rauch aber auch noch eine hintergründige Eichennote, die hier sehr gut ins Profil passt. Im Anschluss folgt dann der erste Whisky aus der neuen Core Range. Dieser Whisky enthält neben Pale Malt wieder einen Anteil mit über Buchenholzrauch getrocknetem Malz, allerdings reifte der Whisky in Bourbon, Oloroso und PX Casks. Abgefüllt wird der Tropfen mit 48%. Wieder gibt es süße Noten, die in Richtung Honig und Vanille tendieren, jetzt kommen aber verschiedene helle und dunkle Früchte hinzu. Das wiederholt sich am Gaumen, wo es honigsüß losgeht, bevor dann die Früchte auftauchen. Zum Ende hin kommen dann aber auch Getreide und eine leichte Trockenheit hinzu. Der lange Abgang mündet dann in einer überraschend ausgeprägten Würzigkeit.
Nach einem spannenden Einblick in die Destillerie, was ich aber in einem früheren Beitrag schon einmal genauer thematisiert habe, weshalb ich das Thema heute ausspare, folgt der Bög, der ebenfalls zur Core Range gehört. Auch hier gibt es einen Mix aus Pale Malt und Beechwood Smoke, während die Reifung hier in Oloroso und PX Casks erfolgte. Der Buchenholzrauch mit seinen BBQ-Aromen spielt hier wirklich exzellent mit den fruchtigen Aromen aus den Fässern. Vor allem dunkle Beeren und Pflaumen sind zu erkennen, gleichzeitig aber auch ein süßer Apfel und etwas Honig. Am Gaumen kommt der Rauch noch etwas deutlicher zum Vorschein, aber die fruchtigen Noten bleiben weiter präsent. Auch hier gibt es wieder würzige und trockene Noten in Kombination mit etwas Eiche im Abgang. Weiter geht es mit dem dritten und letzten Core Range Whisky, nämlich dem Spelt Rye, also einem Mix aus Roggen, Dinkel und Gerste aus frischer amerikanischer Eiche mit 48,5%. Tatsächlich gab es ja auch in der Vergangenheit schon Spelt Rye-Abfüllungen, allerdings haben der Anteil der Getreidesorten genauso wie die verwendeten Fässer variiert. Die Roggennoten sind hier in der Nase gut erkennbar, dabei wirkt der Whisky sehr würzig und ledrig mit einer guten Portion Pfeffer. Der Gaumen startet etwas süßer, bevor dann hier sogar eine leichte Fruchtnote in Form von dunklen Beeren auftaucht, die sich dann aber schnell wieder in die würzig-ledrige Richtung mit floralem Einschlag verwandelt.
Von der Core Range geht es dann über zu den Limited Editions, Single Casks und Experimenten. Es folgt demnach das Sample aus dem Fass 376, einem Wheat Whisky aus nordischen Getreidesorten wie Emmer, Weizen, Dinkel, Roggen und Gerste. Gereift ist auch dieser Whisky wieder im New Oak Cask mit einem Fassungsvermögen von 120 Litern, welches überraschend viel Farbe abgegeben hat. Neben viel Getreide gibt es hier wahnsinnig viele Fruchtaromen, die ich überhaupt nicht erwartet hätte. So tauchen hier Äpfel genauso auf wie dunkle Beeren, gleichzeitig gibt es aber auch wieder Leder, Eiche und erdige Noten. Der Gaumen bietet dann deutlich mehr erdige Noten, Pfeffer und Eiche, die den Fruchtaromen nun nur noch wenig Platz lassen. Trotzdem blitzen die Früchte immer wieder auf, bevor im Abgang der Pfeffer gemeinsam mit anderen Gewürzen und Lebkuchen das letzte Wort hat. Von diesem Whisky wird es nur 78 Flaschen geben, die zunächst nur beim Thy Whisky Festival im Juni zu bekommen sein werden. Das folgende Fass 1260 enthält wieder Beechwood Smoke mit Reifung im Bourbon Cask. Der Whisky wurde noch nicht abgefüllt, soll aber demnächst auf den Markt kommen. Wieder sorgt der Rauch für ein gewisses BBQ-Aroma, gleichzeitig gibt es aber sehr viel Vanille in Kombination mit Honig und Karamell, was für viel Süße sorgt. Kokos und eine leichte Zitrusnote runden die Nase ab. Am Gaumen kommt ebenfalls wieder der Rauch gut zum Vorschein, danach kommen aber Süße, Vanille und jetzt vor allem Kokos erneut zum Vorschein. Wieder wird das Profil von etwas Ananas begleitet, so dass die Einschätzung von Jakob, dass es sich hier um eine Pina Colada in Whisky-Form handelt, durchaus nachvollziehbar ist.
Das Finale bildet dann der PX mit einem Mix aus Pale Malt und Beechwood Smoke, der im Anschluss an das Tasting in den Onlineshop kommen sollte, und dem Namen entsprechend in PX Hogsheads und Butts reifen durfte. Hier stehen die würzig-süßen PX-Aromen wie Rosinen, Trauben und Trockenfrüchte in Kombination mit Liebstöckel und Muskat deutlich im Vordergrund, werden aber gut von dem Räucheraroma vom Beechwood Smoke begleitet. Am Gaumen spielen dann die süßen Aromen aus dem PX Cask perfekt mit den speckig-rauchigen Aromen zusammen. Dieses Profil gefällt mir richtig gut! Zusammenfassend kann man sagen, dass mit der neuen Core Range wirklich tolle Whiskys abgefüllt wurden, die ab sofort dauerhaft erhältlich sind. Auch die anderen Abfüllungen haben sehr schön die Bandbreite von Thy gezeigt, obwohl an diesem Abend die Beechwood Smoke-Einflüsse etwas mehr im Vordergrund standen. Der PX war dann ein grandioser Abschluss für ein tolles Tasting!
Das Sample-Set wurde mir freundlicherweise kostenlos vom deutschen Importeur Prineus zur Verfügung gestellt.
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