Los ging es mit einem neunjährigen Linkwood, der den Namen Fun in the Sun erhalten hat. Zu Beginn hatte ich hier einige exotische Früchte, Minze und etwas Kokosnuss in der Nase. Dieser Whisky braucht Zeit im Glas, um seine wirklich tollen Aromen zu entfalten. War ich am Anfang ein wenig enttäuscht, gefiel mir der Whisky mit jeder Minute im Glas besser. Die exotischen Früchte - vor allem Mango - kamen immer besser durch, Vanille und Karamell legten sich elegant um die bereits vorhandenen Aromen. Ähnlich verhielt es sich am Gaumen, wo er mir zunächst ein wenig zu scharf erschien. Mit der Zeit kamen Minze, helle Schokolade und Kokosnuss immer besser durch, später dann auch noch eine sehr ausgeprägte Mango-Vanille-Mischung. Wenn man diesem Whisky genug Zeit im Glas gibt, ist das wirklich ein hervorragender Tropfen.
Weiter ging es mit dem sehr speziellen Dalmore, der elf Jahre im Refill Bourbon Barrel reifen durfte. Ungewöhnliche Noten von Tomate, Klee und Kamille mischten sich in der Nase mit Ingwer, Rosinen und weiteren roten Trockenfrüchten. Am Gaumen gab es dann zunächst die volle Ingwerladung kombiniert mit britischer Orangenmarmelade, weißer Schokolade, Chili, Rosinen und viel Trockenheit. Auch dieser Whisky wird seine Anhänger finden, ich gehöre nicht dazu. Ganz anders sieht es da schon wieder beim ebenfalls elf Jahre alten Aberlour aus. Zunächst verströmt er einen sehr floralen Duft, der fast in Richtung Alte-Damen-Parfüm geht, dieser mischt sich jedoch mit Apfel, Pfirsich und Haribo Tropifrutti. Am Gaumen hat man dann eine fruchtige Würze, Chili und wieder die schon genannten Haribos. Eine leicht seifige Trockenheit macht den Whisky besonders interessant.
Danach kam der älteste Vertreter des Abends in die Gläser. Interessante Randnotiz hierzu: Obwohl es der älteste Whisky der Veranstaltung war, hat das Fass doch mit Abstand die meisten Flaschen hergegeben im Vergleich zu den anderen Abfüllungen. Immerhin 282 Käufer könnten hier mit jeweils einer Flasche glücklich gemacht werden. Zitrone, Limette, Apfel, Erdbeere und Käsekuchen bestimmen hier die Nase, am Gaumen setzen sich Apfel und Limette durch. Begleitet werden diese Aromen von Kräutern und einer buttrigen Säure. Vielleicht ergibt das ein fast schon zu rundes Gesamtpaket.
Zum Abschluss gab es dann die einzige Sherryfass-Reifung des Abends in Form eines zehnjährigen Glenlivets, der den spannenden Namen Deep as a Kraken´s Trench bekommen hat. Die Oloroso-Würze ist hier sehr dominant, lässt aber noch etwas Raum für rote Trockenfrüchte, Schokolade, Karamell und Fudge. Am Gaumen gibt es neben dem ausgeprägten Sherry-Aroma viel Süße, Rosinen, Feigen und Rumaroma. Wer Sherrybretter mag, wird diesen Whisky lieben. Ich war jedenfalls froh, schon vorab eine Flasche bestellt zu haben.
Zum Ausklang des Abends gab es natürlich wie gewohnt die Möglichkeit, sich noch einen kleinen Bonus aus dem sehr beeidruckenden Hansemalt-Bestand auszusuchen. Danach ging es wieder zurück in die wahrscheinlich kälteste Nacht des Jahres. Bereut habe ich den Weg zum Fischmarkt aber auch dieses Mal nicht. Im Gegenteil, ich freue mich schon sehr auf die nächste Veranstaltung im Raum für flüssige Fortbildung mit Chris.
Übersicht der verkosteten Whiskys:
39.156 Fun in the Sun (Linkwood), 9yo, 58,5%, ca. EUR 60,-
13.51 Chocolate Melting in the Greenhouse (Dalmore), 11yo, 60,3%, ca. EUR 63,-
54.59 Wild Flowers in an Orchard (Aberlour), 11yo, 59,1%, ca. EUR 61,-
46.58 Living the High Life (Glenlossie), 24yo, 53,2%, ca. EUR 120,-
2.105 Deep as the Kraken´s Trench (Glenlivet), 10yo, 57,5%, ca. EUR 76,-
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