Dienstag, 13. Februar 2018

Tasting "Talisker at Sea" auf der MS Kleine Freiheit (Christiansens)

Grundsätzlich ist der Montag ein eher undankbarer Tastingtermin, aber in regelmäßigen Abständen nehme ich es gerne in Kauf, am Dienstag eventuell nicht ganz so ausgeschlafen im Büro zu erscheinen. Immer dann, wenn Uwe Christiansen mit seinem Team zu einem Tasting in seinem Christiansens lädt, bin ich gerne dabei. Schließlich bekommt man neben einem herzlichen Gastgeber in einer gemütlichen Location tolle Whiskys ins Glas, die oftmals von Vertretern der Destillerien, Unternehmen oder Importeure präsentiert werden. Diesmal begleitete uns Heiko Tagawa, Sales Manager Reserve bei Diageo, durch ein vertikales Tasting der Destillerie Talisker. Nur der Begrüßungsdrink und der erste Dram wurden jedoch im Christiansens eingenommen, danach ging es Richtung Fischauktionshalle, wo uns die MS Kleine Freiheit zu einer Hafenrundfahrt erwartete.

Um die Wartezeit für die zum Teil sehr rechtzeitig eintreffenden Gäste bis zum offiziellen Beginn zu verkürzen, gab es zunächst einen Johnnie Walker Black Label mit Thomas Henry Ginger Ale und Eis. Die Verbindung zu Talisker ist hier erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Beschäftigt man sich jedoch etwas genauer mit Johnnie Walker, findet man heraus, dass Talisker die zweite Destillerie nach Cardhu ist, die von Johnnie Walker aufgekauft wurde. Bis heute ist Talisker einer der Lead Whiskys in diesem Blend. Danach ging es mit dem Klassiker Talisker 10 weiter, der den Grundcharakter der Destillerie, die Fruchtigkeit mit Rauch, Pfeffer und Salz verbindet, sehr gut repräsentiert. Angekommen auf der MS Kleine Freiheit machte Heiko sehr schnell klar, dass heute der Spaß im Vordergrund stehen sollte. Ein paar Drams in gemütlicher Runde sollten aber auch mit der einen oder anderen Hintergrundinformation gepaart werden. So wurden wir durch die bewegte Geschichte von Talisker geführt, deren Gründer das Land zunächst zu landwirtschaftlichen Zwecken und zur Schafzucht pachteten, bevor sie schließlich die Destillerie gründeten.


Als etwas mildere Alternative zum 10yo wurde der Talisker Skye auf den Markt gebracht, mit dem wir in eine kurze Pause entlassen wurden, um den tollen Blick auf den abendlichen Hamburger Hafen zu werfen. Eine wirklich beeindruckende Kulisse für die maritimen Tropfen, die wir ins Glas bekommen haben. Danach ging es hochprozentig weiter mit dem Talisker 57° North, der nach dem Breitengrad, auf dem die Destillerie liegt, benannt wurde. Gab es früher nur Special Releases in Fassstärke, wurde mit dem 57° North eine dauerhaft verfügbare Variante auf den Markt gebraucht. Leider wird dieses "dauerhaft" in Kürze ein Ende finden, denn die Produktion wurde zu Beginn des Jahres eingestellt. Sehr schade, denn es handelt sich um eine tolle Abfüllung. Mit ihm werden auch der 25yo und der 30yo vom Markt verschwinden.

Weiter ging es mit zwei Whiskys, die zusätzlich noch in einem Süßweinfass reifen durften. Zunächst bekamen wir die Distillers Edition 2006/2016 ins Glas, die ein Finish im Amoroso-Fass erhalten hat. Amoroso ist ein Oloroso-Sherry, der mit Pedro Ximenez vereint wurde, und wird nur von einer einzigen Kellerei in Spanien hergestellt. Hintergrund war, dass man eine süßere Alternative zum Oloroso schaffen wollte, der vor allem der Damenwelt schmecken sollte. Diese Süße gibt nun der Distillers Edition einen besonderen Drive. Der Talisker Port Ruighe, den wir danach verkosteten, erhielt ein Finish in Portwein-Fässern. Bis 1928 wurde übrigens bei Talisker dreifach destilliert, erst danach stellte man auf die zweifache Destillation um.

Bis 1972 wurde für die Produktion bei Talisker Torf von der Insel Skye verwendet, seitdem bekommt man Torf aus Glen Ord. Üblicherweise hat Talisker einen ppm-Wert von 20 bis 25, der sich auch im letzten Talisker des Abends widerspiegeln sollte. Für den Talisker Storm hatte sich Heiko eine besondere Überraschung überlegt. Wir bekamen nicht nur ein Stück dunkler Schokolade mit Salz dazu, es wurde auch empfohlen, den Whisky möglichst lange im Mund zu halten und erst an Deck zu schlucken, um gleich danach die frische Seeluft atmen zu können. Außerdem hatte er dort für uns eine Flasche Dalwhinnie Winter´s Gold versteckt, die inzwischen gut gekühlt an uns ausgeschenkt wurde. Dieser Whisky soll erst im Mund erwärmt werden, um seine vollen Aromen zu entfalten. Mein Lieblingswhisky wird es aber nach wie vor nicht werden. Anders sah es aus beim "Rausschmeißer", einem Johnnie Walker Blender´s Batch Espresso Roast. Für einen sehr günstigen Preis erhält man hier tolle Kaffee- und Kakao-Noten.

So gingen die knapp 40 Teilnehmer gegen 21:30 Uhr glücklich von Bord der kleinen Freiheit. Wir erlebten einen schönen Abend, der zusätzlich noch mit Würstchen und kühlem Bier abgerundet wurde. Ein wenig schade ist es, dass dreizehn Teilnehmer noch am Tag des Tastings ihre Teilnahme abgesagt haben. Das erschwert Uwe und seinem Team die Planung und vor allem die Kalkulation ungemein. Ich möchte daher heute mit einem Appell schließen: Meldet Euch für Tastings an, auf die Ihr Lust habt. Es lohnt sich! Aber bitte geht auch hin und lasst den Veranstalter nicht hängen. Im besseren Fall macht Ihr zukünftige Tastings für alle anderen teurer, im schlechteren Fall reißt Ihr ein Loch in die Kasse des Veranstalters und verhindert eventuell weitere Termine. Das möchte doch sicher niemand.


Übersicht der verkosteten Whiskys:

Talisker 10, 10yo, 45,8%, ca. EUR 30,-
Talisker Skye, NAS, 45,8%, ca. EUR 30,-
Talisker 57° North, NAS, 57%, ca. EUR 60,-
Talisker Distillers Edition 2006/2016, 10yo, 45,8%, ca. EUR 50,-
Talisker Port Ruighe, NAS, 45,8%, ca. EUR 40,-
Talisker Storm, NAS, 45,8%, ca. EUR 35,-
Johnnie Walker Black Label, NAS, 40%, ca. EUR 25,-
Johnnie Walker Blender´s Batch Espresso Roast, NAS, 43,2%, ca. EUR 23,-
Dalwhinnie Winter´s Gold, NAS, 43%, ca. EUR 35,-

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