Samstag, 31. März 2018

Whisky-Tasting bei Helgo-Heiner (Helgoland)

Wann immer ich mich auf den Weg auf meine liebste Insel Helgoland mache, achte ich darauf, dass ich zur rechten Zeit da bin, um an einem Tasting bei Helgo-Heiner teilnehmen zu können. In der Regel einmal wöchentlich lädt er auf Deutschlands einziger Hochseeinsel zu einem Tasting quer durch sein Sortiment ein. Sechs Whisk(e)ys aus unterschiedlichen Preisklassen und Regionen landen an so einem Abend im Glas. Begleitet von leckerer Schokolade und vielen kleinen Geschichten von Heiner vergeht so ein Abend, an dem in diesem Fall zwei Blends, drei Single Malts und ein Bourbon verkostet wurden, wie im Flug. Am Ende wird regelmäßig ein Sieger gewählt, dieser wird aber jetzt natürlich noch nicht verraten.

Der Start in den Abend wurde mit dem Blended Malt XO von The Whisky Agency gemacht, der exklusiv für das niederländische Whisky-Festival Maltstock 2016 abgefüllt wurde. Ein toller Blend ohne Altersangabe, der aber aufgrund seines Profils verrät, dass er sicherlich mehr als drei Jahre im Fass verbringen durfte. Süß und beerig mit ganz wenig Rauch und etwas Leder geht es los, später kommt etwas Pflaume hinzu, die in einen leicht bitteren und leider zu kurzen Abgang überleitet. Dieser Whisky wäre sicherlich in meinem Einkaufskorb gelandet, wenn er statt der aufgerufenen (steuerfreien) EUR 80,- eher bei maximal EUR 50,- liegen würde.

Nach dem Blended Malt gab es nun einen Blended Scotch, also einen Whisky, der auch einen gewissen Anteil an Grain Whiskys hat. Der Trademark X von James Eadie enthält unter anderem Tropfen von Cambus, Lagavulin, Caol Ila, Littlemill, Craigellachie und Talisker. Damit ist eigentlich schon klar, dass zumindest auch ein wenig Rauch in der Flasche stecken dürfte. Dieser ist in Form von kalter Asche in der Nase sofort sehr präsent, dazu kommt etwas Honig. Am Gaumen kommt noch etwas Pfeffer hinzu, insgesamt ist dies aber ein Whisky, der mir eher weniger zusagt. Zu wenig Komplexität und ein sehr einseitiges Geschmacksprofil machen den Blend eher langweilig.

Auch der dritte Whisky des Abends, diesmal eine Single Cask Abfüllung aus der Provenance-Reihe von Douglas Laing aus der Destillerie Glenburgie, die im übrigen ein wichtiger Bestandteil von Ballentine´s ist, kann nicht als Komplexitätsmonster bezeichnet werden. Trotzdem bekommt man hier eine tolle, frische Mischung aus gemähtem Rasen, Stachelbeere, Pfirsich sowie etwas Pfeffer und Zitrus ins Glas. Je länger man ihn atmen lässt, desto mehr exotische Früchte kommen hinzu. Dies ist für mich bei einem steuerfreien Preis von EUR 40,- der ganz klare Preis-Leistungs-Sieger des Tastings.


Danach landete der erste Nicht-Schotte in unseren Gläsern. Als ausdrückliche Empfehlung von Heiners Frau angekündigt, die ihn jedoch blind verkostet hat, konnte der Bourbon nicht ganz halten, was zunächst erwartet wurde. Das Spezielle an dieser Abfüllung ist sicherlich, dass der Whiskey nicht die gesetzlichen Vorgaben in den USA erfüllt. Statt der vorgeschriebenen zwei Jahre reifte er nur ein Jahr in einem Hickory-Fass, wurde dabei allerdings in einer Kammer gelagert, in der wechselweise großer Über- und Unterdruck erzeugt wurde, so dass die Reifung so beschleunigt wurde, als hätte man einen fünfjährigen Bourbon im Glas. Mit seinem typisch-süßen Bourbon-Aroma, viel Karamell, ein wenig Holzigkeit und floralen Noten konnte er jedoch kaum jemanden überzeugen.

Ganz anders sah dies beim 20jährigen Tobermory aus dem Sherry-Fass aus, der von Alambic Classique abgefüllt wurde. Dieser unabhängige Abfüller aus Deutschland hat bereits vor mehreren Jahren große Summen in schottischen Whisky investiert, so dass auch heute noch viele ältere Fässer zur Verfügung stehen. Man bekommt hier tolle Noten von Schokolade, Kirsche, Nuss, Marzipan, Brombeere und auch etwas Salz. Für mich und auch viele andere Tasting-Teilnehmer der klare Sieger der Veranstaltung.

Knapp dahinter landete im allgemeinen Ranking jedoch die Rauchbombe des Abends. Beim Maximum Peat No. 17 steht zu vermuten, dass dieser von Laphroaig stammt. Die ausgeprägten Rauchnoten in Kombination mit Salz, Iod und getragenem Pflaster sprechen klar dafür. Am Gaumen ist der Whisky etwas süßer, allerdings kommen auch hier wieder das Krankenhaus, salziges Meerwasser, Speck und getragene Sportschuhe klar durch. Über alles legt sich zum Ausgleich aber auch noch eine ausgeprägte Süße.

Wie immer hat das Tasting bei Heiner sehr viel Spaß gemacht. Da es noch zu kalt für die Terrasse war, wurden die Bänke kurzerhand im engen Laden aufgebaut. Heiner hat nicht nur eine unterhaltsame Art, mit der er seine Whiskys präsentiert, sondern kann auch mit vielen Hintergrundfakten aufwarten. Wer also einen Trip nach Helgoland plant, der sich übrigens auch ohne Whisky lohnt, sollte unbedingt bei Heiner vorbeischauen. Hier findet sich mit Sicherheit das am besten ausgewählte Sortiment der Insel.


Übersicht der verkosteten Whiskys:

Blended Malt XO Maltstock 2016 (The Whisky Agency), Blended Malt Scotch Whisky, NAS, 44,9%, ca. EUR 100,-
James Eadie´s Trade Mark X, Blended Scotch Whisky, NAS, 45,6%, ca. EUR 40,-
Glenburgie 2006/2017 Douglas Laing´s Provenance), 10yo, 46%, ca. EUR 45,-
Cleveland Underground American Bourbon Finished with Hickory Wood, NAS; 47%, ca. EUR 40,-
Tobermory 1996/2016 Sherry Cask (Alambic Classique), 20yo, 55,5%, ca. EUR 145,-
Maximum Peat No. 17 (Spirit & Cask Range), Single Malt Scotch Whisky, NAS, 60,2%, ca. EUR 60,-

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