Freitag, 6. April 2018

Bruichladdich Tasting mit Ewald J. Stromer (Christiansen´s Hamburg)

Regelmäßig lädt sich Uwe Christiansen Gäste aus der Welt der Spirituosen in sein Christiansen´s in unmittelbarer Nähe zum Hamburger Fischmarkt ein, um seinen Gästen spannende Tastings zu bieten. Das muss sich nicht immer nur auf sein Lokal beschränken, für dieses Jahr sind zum Beispiel auch noch Ausflüge nach Helgoland und Oslo geplant. Zuletzt durfte aber wieder ganz bodenständig an der Bar Platz genommen werden, als Ewald J. Stromer einen Querschnitt des Sortiments von Bruichladdich präsentierte.

Zur Begrüßung erhielt jeder Gast einen Gin Tonic, der mit The Botanist Islay Dry Gin zubereitet wurde. Dass auch dieser Gin von Bruichladdich stammt, ist wahrscheinlich vielen nicht bewusst. Um zu verstehen, warum es ihn überhaupt gibt, muss man sich ein wenig mit der Geschichte der Destillerie beschäftigen. Von 1995 bis 2001 war die Destillerie geschlossen, ehe sie Mark Reynier wieder zum Leben erweckt wurde. Finanziell sah es aber lange Jahr nicht besonders rosig aus, so dass man einen Weg suchte, um ein Produkt auf den Markt zu bringen, mit dem man möglichst sofort Geld verdienen konnte. So entstand im Jahr 2009 der Botanist, deren 22 Botanicals von einem pensionierten Botaniker-Ehepaar, das auf Islay lebt, ausgewählt und bis vor einem Jahr noch von den beiden persönlich gesammelt wurden. The Botanist zählt heute zwar zu den etablierten Gins auf dem Markt, retten konnte er die uneingeschränkte Unabhängigkeit der Destillerie trotzdem nicht. Im Jahr 2012 wurde Bruichladdich an Remy Cointreau verkauft, allerdings wurde vertraglich zugesichert, dass auch zukünftig alle Entscheidungen zu den Abfüllungen direkt von der Destillerie getroffen werden. Bis heute gibt es übrigens in der Produktion keinen einzigen Computer. Es wird alles in Handarbeit mit zum Teil historischer Ausstattung hergestellt.

Als erster Whisky des Abends landete der Bere Barley 2009 im Glas. Früher wurde kein Augenmerk darauf gelegt, woher die Gerste für den Whisky kam. Mark Reynier jedoch interessierte sich dafür, welche Anbaugebiete bei gleicher Gerstensorte welchen Einfluss auf den späteren Whisky haben. Er etablierte so den aus dem Weinbau stammenden Begriff "Terroir" auch in der Whiskybranche. Bruichladdich gibt seitdem bei vielen Abfüllungen an, wo das Getreide angebaut wurde. Bei diesem ausschließlich in Bourbonfässern gereiften Whisky strömen süßliche Karamellnoten und Salz in die Nase, auch am Gaumen sind diese Noten präsent, werden aber von einer deutlich wahrnehmbaren Getreidenote abgerundet. Dieser Whisky ist ein guter Starter für einen gemütlichen Abend.

Danach konnten zwei verschiedene Jahrgänge des Islay Barley miteinander verglichen werden, nämlich die Ausgaben 2009 und 2010. Insgesamt gibt es 22 Farmen, von denen Bruichladdich sein Getreide bezieht, davon befinden sich 17 Stück auf Islay, zwei auf den Orkney-Inseln und weitere drei in den Highlands. Obwohl beide Whiskys in der Zusammensetzung sehr ähnlich sind, unterscheiden sie sich deutlich. Zwar wurden beim 2010er auch einige Rotweinfässer genutzt, während der 2009er ausschließlich aus Bourbonfässern stammt, trotzdem hat der 2010 deutlich ausgeprägtere Zitrusnoten und erinnert mit seiner Milde und süßen Cremigkeit an ungebackenen Kuchenteig. Beim 2009 ist demhingegen die Getreidenote deutlich stärker ausgeprägt. Ewald wies an dieser Stelle auch noch einmal darauf hin, dass der Whiskyboom auf Islay durch den verstärkten Verkehr und Tourismus nicht immer von allen positiv gesehen wird, jedoch die Arbeitslosenquote auf der Insel von rund 30% in den 80er Jahren auf aktuell fast 0% zurückgegangen ist. Junge Ileachs bleiben heute eher auf der Insel, weil die Destillerien eine Perspektive bieten, die es von zwei bis drei Jahrzehnten noch nicht gab. Grundsätzlich setzt Bruichladdich bei Neueinstellungen vorrangig auf Ileachs.

Seit 2008 kann man sich übrigens darauf verlassen, dass man einen ungetorften Whisky erhält, wenn Bruichladdich auf der Flasche steht. Die meisten Abfüllungen sind mit maximal acht Jahren relativ jung, weil auch die Getreidenote noch erkennbar sein soll. Alterstechnisch eine große Ausnahme stellt der Laddie Sixteen dar, den es eigentlich gar nicht mehr auf dem Markt geben sollte. Die Bestände wurden ab der Übernahme durch Remy Cointreau zentral von Frankreich aus verschickt. Da die Bestände bei Bruichladdich aber immer relativ gering waren, hat man sich entschieden, einige Länder nicht mehr zu beliefern. Es gab jedoch aus diesen Ländern noch Bestellungen, die auf Islay entsprechend vorbereitet wurden, aber niemals ausgeliefert wurden. Die Paletten mit diesen Flaschen standen dann einige Jahre in Frankreich, bevor sie auf die Märkte Taiwan, Deutschland und USA/Kanada aufgeteilt wurden. So kommt man mit etwas Glück auch heute noch einmal an eine solche Abfüllung aus 2013, die in diesem Fall logischerweise aufgrund der vorübergehenden Schließung mindestens 18 Jahre alt sein muss. Ein toller Whisky, der in der Nase zunächst Süße, Vanille, Mango, weitere Früchte und überraschend wenig Holz bietet, am Gaumen dann sehr cremig und schwer ist. Süße, Würze und ein wenig Holz finden sich auch im langen Abgang wieder.

Auch das Fassmanagement spielt inzwischen eine große Rolle bei Bruichladdich. In den 80ern hat man vorrangig für Blends produziert und somit Fässer auch sieben- oder achtmal benutzt. Heute wird kein Fass häufiger als dreimal oder insgesamt maximal 25 Jahre verwendet. Auch wurden bis 1995 alle Abfüllungen leicht getorft, inzwischen gibt es mit Bruichladdich, Port Charlotte und Octomore drei verschiedene Marken, die unterschiedlich stark getorft sind. Der Port Charlotte Islay Barley wurde je zur Hälfte in First Fill Rotweinfässern und Bourbonfässern gereift. Er bietet in der Nase Rauch, Zitrusnoten und Salz. Am Gaumen vermischen sich Süße und Salzigkeit mit dem Rauch. Diese Mischung wird von einer leichten medizinischen Note begleitet. In näherer Zukunft können wir uns auf einige Veränderungen bei Port Charlotte freuen, die Abfüllungen und auch Flaschendesign betreffen. Näher ins Detail wollte Ewald aber leider noch nicht gehen.

Zum Abschluss gab es dann einen Whisky aus der legendären Octomore-Reihe. Die ppm-Angaben auf den Flaschen sind erst im Jahr 2009 entstanden, als erste Experimente mit sehr stark getorfter Gerste gemacht wurden. Der Octomore 7.1 gehört mit seinen 208ppm zu den sehr stark getorften Whiskys. Trotzdem wirkt der Rauch weder in der Nase noch am Gaumen zu aufdringlich. Vielmehr wirkt er im Geruch eher süß und lieblich, beim Trinken kommen dann noch deutliche Würze und eine angenehme Schärfe hinzu. Der Octomore 7.1 reifte ausschließlich in Bourbonfässern von Buffalo Trace und ist fünf Jahre alt.

Als Zugabe wurde uns dann noch ein Glas gereicht, dessen Inhalt uns zunächst nicht verraten wurde. Für gewöhnlich ist ein Octomore ein Showstopper für alle noch folgenden Whiskys, hier sollte aber gezeigt werden, dass sich auch andere Tropfen durchaus noch bemerkbar machen können. Verraten wurde lediglich, dass es sich um eine Abfüllung aus Wein- und Bourbonfässern handelt, deren Anteile mindestens acht Jahre und höchstens elf Jahre alt sind. In der Nase bot der Whisky viele rote Früchte und Rosinen, am Gaumen kamen dann noch Nüsse und Marzipan hinzu. Alle waren überrascht, als enthüllt wurde, dass es sich bei diesem Whisky um den Classic Laddie handelte.

Nachdem der Beitrag nun schon deutlich länger geraten ist, als es ursprünglich geplant war, fasse ich mich zum Ende kurz. Es war ein sehr unterhaltsamer, kurzweiliger Abend. Vielen Dank an Uwe für die gewohnt tolle Organisation und natürlich an Ewald, der uns charmant durch den Abend begleitet hat.

Übersicht der verkosteten Whiskys:

Bruichladdich Bere Barley 2008, Single Malt Scotch Whisky, 6yo, 50%, ca. EUR 60,-
Bruichladdich Islay Barley 2009, Single Malt Scotch Whisky, 6yo, 50%, ca. EUR 50,-
Bruichladdich Islay Barley 2010, Single Malt Scotch Whisky, 6yo, 50%, ca. EUR 50,-
Bruichladdich Laddie Sixteen, Single Malt Scotch Whisky, 18yo, 46%, ca. EUR 100,-
Port Charlotte Islay Barley 2008, Single Malt Scotch Whisky, NAS, 50%, ca. EUR 55,-
Octomore 7.1, Single Malt Scotch Whisky, 5yo, 59,5%, ca. EUR 120,-
Bruichladdich Classic Laddie, Single Malt Scotch Whisky, NAS, 50%, ca. EUR 40,-

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