Dienstag, 29. Januar 2019

Distillery High Tea: Bunnahabhain (Hansemalt Raum für flüssige Fortbildung)

Einmal im Monat suchen sich Chris Rickert und Stephan Runge von Hansemalt vier Abfüllungen einer Destillerie heraus, die sie dann an einem Sonntagnachmittag zum High Tea in ihrem Raum für flüssige Fortbildung am Hamburger Fischmarkt vorstellen. Im Januar fiel die Wahl auf meine zweitliebste Islay-Destillerie Bunnahabhain. Neben zwei Originalabfüllungen, von denen eine jedoch exklusiv nur in der Destillerie zu haben war, gab es zwei unabhängige Tropfen von The Maltman und Dun Bheagan. Zu einem klassischen High Tea gehören aber natürlich auch Scones mit Butter und Fruchtaufstrichen, auf die sich meine Frau besonders gefreut hat, und leckere Sandwiches. Und wer in den Bunnas noch nicht genug Schokoladenaromen entdeckt hat, konnte auch diesbezüglich auf den reichlich gefüllten Etageren fündig werden.

Bei nass-kaltem Hamburger Winterwetter machten meine Frau und ich uns mit Bus und Bahn auf den Weg zum Fischmarkt, wo Chris gerade damit beschäftigt war, die letzten Sandwiches mit Ziegenfrischkäse und Gurke auf den Etageren zu platzieren. Auf diesen befanden sich bereits eine Ladung Sandwiches mit Lachs und Frischkäse, selbstgebackene Scones, zu denen es Marillen-, Orangen- und Kirschaufstrich gab, und reichlich Schokolade. Angesichts der sehr überschaubaren Runde mit nur zwei weiteren Gästen war die Gefahr, dass wir hungrig nach Hause gehen mussten, äußerst gering. Sowohl die Sandwiches wie auch die Scones waren übrigens ausgesprochen lecker. Allein dafür hätte sich die Fahrt zum Fischmarkt schon gelohnt.

Selbstverständlich sollten aber auch die vier Tastinggläser, die bereits an den Plätzen standen, nicht leer bleiben. Zu Beginn gab es den für den Travel Retail abgefüllten Eirigh Na Greine, der keine Altersangabe trägt und zum Teil in Rotweinfässern reifen durfte. Diesen Whisky, der mit den für die Distell Group - neben Bunnahabhain gehören Tobermory und Deanston dazu - üblichen 46,3% abgefüllt wurde, habe ich im März vergangenen Jahres bereits detailliert an dieser Stelle vorgestellt. In der Nase konnte ich vor allem rote Früchte und eine angenehme Würze wahrnehmen, am Gaumen gesellten sich noch Äpfel sowie etwas Leder und Schokolade hinzu. Ein sehr schöner Einstieg, der zudem auch noch mit rund EUR 50,- für die Literflasche einen wirklich fairen Preis hat.

Es folgten zwei unabhängige Abfüllungen, von denen eine zwölf Jahre alte Vollreifung im Bourbonfass den Anfang machte. The Maltman hat diesen im November 2004 destillierten Whisky im Januar 2017 mit 56,2% in die Flasche gebracht. Viel frisch karamellisierter Zucker steht hier ganz klar im Vordergrund, dieser wird durch eine ordentliche Portion Vanille und eine leichte Nussigkeit ergänzt. Am Gaumen tauchen diese Noten erneut auf, die Nüsse werden nun zu frisch gebrannten Mandeln vom Jahrmarkt. Wer es süß und schnörkellos mag, wird mit diesem Whisky sehr glücklich werden. Der folgende 14 Jahre alte Bunnahabhain von Dun Bheagan hat durch seine Reifung im Sherry Butt natürlich ein etwas anderes Aromenprofil entwickelt. Stehen hier in der Nase Würze, Rosinen, Äpfel und Orangen im Vordergrund, geht es am Gaumen in Richtung roter Trockenfrüchte, Leder, Kaffee, Schokolade und etwas Grapefruit. Meiner Frau hatte diese Abfüllung etwas zu viel Schwefel. Da ich aber "schwefelblind" bin, war dieser Whisky für mich das Highlight des Nachmittags.

Den Abschluss machte dann eine elf Jahre alte Abfüllung aus dem PX-Fass, die exklusiv in der Destillerie zu haben war. Hier war nun meine Frau besonders begeistert von der fruchtigen Süße. Rote Beeren, etwas Schokolade und Leder sowie eine leichte Zitrusnote konnte ich in der Nase ausmachen, was sich dann am Gaumen bestätigen sollte. Hier war die Süße dann jedoch noch etwas stärker ausgeprägt. Wer zum Kontrast anschließend noch eine getorfte Variante eines Bunnahabhains probieren wollte, für den holte Chris die letzten Schlücke seines neun Jahre alten "Yin & Yang" aus der Scotch Malt Whisky Society (Abfüllung 10.108) hervor. Mir persönlich sind jedoch die ungetorften Abfüllungen der Destillerie lieber.

So ging der Nachmittag schon langsam in den Abend über, als wir uns schließlich wieder auf den Heimweg machten. Wir hatten tolle Whiskys im Glas, bei denen es nicht leicht war, einen eindeutigen Favoriten auszumachen. Für mich persönlich hatte jedoch der Dun Bheagan ganz knapp die Nase vorn. Der Nachmittag lebte aber natürlich auch von den vielen Geschichten, die Chris und Stephan von ihren unzähligen Besuchen in Schottland und insbesondere auf Islay zum besten geben konnten. Wer mehr davon erfahren möchte, dem sei ein Besuch bei einem der zukünftigen Tastings im Raum für flüssige Fortbildung wärmstens ans Herz gelegt. Meine Frau und ich werden sicherlich auch schon in näherer Zukunft erneut einen Ausflug zum Fischmarkt machen.




Übersicht der verkosteten Whiskys:

Bunnahabhain Eirigh Na Greine, Single Malt Scotch Whisky, Islay, NAS, 46,3%, ca. EUR 50,-
Bunnahabhain 12yo (11/04-01/17, The Maltman), Single Malt Scotch Whisky, Islay, 56,2%, ca. EUR 80,-
Bunnahabhain 14yo (02/02-2016, Dun Bheagan), Single Malt Scotch Whisky, Islay, 58,1%, ca. EUR 120,-
Bunnahabhain 11yo PX Distillery Only, Single Malt Scotch Whisky, Islay, 54,6%, ca. EUR 180,-

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