Samstag, 27. Juli 2019

Besuch bei der Ardbeg Distillery (im Rahmen der Schottland-Rundreise mit Villa Konthor)

Im Rahmen unserer Schottland-Rundreise mit der Villa Konthor haben wir auch einen Abstecher nach Islay gemacht. Am ersten Tag haben wir uns auf die Südküste konzentriert und dabei neben kurzen Besuchen bei Lagavulin und Laphroaig auch einen längeren Aufenthalt mit Mittagessen und Tasting - allerdings ohne Führung - bei Ardbeg eingeplant. Direkt von der Fähre von Kennacraig nach Port Ellen steuerte unser Bus Ardbeg an, wo wir uns zunächst ausführlich auf dem Gelände und im Shop umsahen. Leider war der Shop so kurz nach dem Feis Ile ziemlich geplündert, so dass nur relativ wenig Merchandise und Shirts nur in ausgewählten, weniger gängigen Größen vorhanden waren. Allein daran soll sich die Destillerie aber natürlich nicht messen lassen.

Wir starteten mit einem Lunch - dabei bin ich von einem kleinen Snack ausgegangen. Serviert wurde aber letztlich ein üppiges Menü mit drei Gängen. Wir starteten mit einem gebackenen Ziegenkäse auf Salat und marinierten Karotten, anschließend gab es eine hervorragende Hühnerbrust mit Kartoffel und Bohnen im Speckmantel. Dazu wurde eine Soße serviert, die mir so gut gefallen hat, dass ich sie auch pur hätte trinken können. Leider weiß ich nicht, was die Basis für diese Soße war, ich tippe aber auf Sahne und Weißwein als Hauptzutaten. Zum Dessert gab es einen Sticky Toffee Pudding mit warmer Karamellsoße und einer Kugel salzigem Karamelleis. Das war alles sehr lecker, ein kurzer Verdauungsspaziergang war im Anschluss aber mehr als notwendig. Wenn es einen Kritikpunkt gibt, dann höchstens, dass es sich insgesamt etwas in die Länge gezogen hat, zumal sich alle schon auf das anschließende Tasting freuten.

Für dieses trafen wir uns mit Ron im Innenhof beim historischen Doppeldecker-Bus, der zum Ardbeg Day Station bei der Destillerie gemacht hat. Uns sollten zwei Abfüllungen aus der Standard-Range, eine Sonderabfüllung und eine Überraschung erwarten. Zwischendurch ließ Ron auch durchblicken, dass die Standard-Range im nächsten Jahr um ein weiteres Mitglied erweitert werden könnte. Mehr Informationen konnte ich ihm dazu allerdings leider nicht entlocken. Außerdem verteilte er kleine Seitenhiebe in Richtung Macallan und deren neuer Destillerie. So fragte er uns beispielsweise, ob wir dort auch die Teletubbies getroffen hätten. Dabei stellte er aber klar, dass die Destillerien auf Islay untereinander allesamt freundschaftlich verbunden sind. Eine eventuelle Rivalität besteht höchstens zwischen den unterschiedlichen Konzernen, die im Hintergrund stehen. Jede Destillerie auf der Insel würde aber sofort einer anderen helfen, wenn dort Not am Mann ist, ein Ersatzteil fehlt oder etwas repariert werden muss.

Das Tasting startete mit dem An Oa mit 46,6%, der keine Altersangabe trägt und in Bourbon- und PX-Fässern reifen durfte. Der Whisky hat auch eine süße Note, im Vordergrund steht aber das maritime Raucharoma. Für mich ein guter Einstieg ins Tasting, meiner Frau hat er nicht besonders zugesagt. Das liegt aber sicher eher daran, dass sie grundsätzlich kein Fan rauchiger Whiskys ist, als dass der Whisky nicht gut gemacht wäre. Danach wurde es dann richtig kraftvoll mit dem Corryvreckan, der mit 57,1% in die Flasche kommt. Hier gibt es eine Mischung aus Süße, Schokolade und Rauch, allerdings wird alles von maritimen Aromen und einer ausgeprägten Pfeffernote begleitet. Ein sehr schöner Whisky, der die ganze Kraft von Ardbeg in einem Dram zusammenfasst.

So kurz nach dem Ardbeg Day durfte natürlich auch das General Release des Drum nicht fehlen. Dieser wird übrigens deswegen mit 46% abgefüllt, weil die rund 2.000 Besucher des Ardbeg Days, der im Rahmen des Feis Ile begangen wird, nicht sofort abgeschreckt werden sollen, wenn sie zu kräftige Whiskys nicht gewohnt sind. Die süße Mischung aus Rauch und Süße, bei der die Dosenananas besonders hervorsticht, habe ich bereits vor einiger Zeit an dieser Stelle vorgestellt. Auffällig war jedoch, dass der Drum bei 14 Grad direkt an der Atlantikküste deutlich weniger süß wirkte als bei 25 Grad in Hamburg einige Tage zuvor. Ron machte uns an dieser Stelle noch einmal darauf aufmerksam, dass das Feis Ile ausdrücklich kein ausschließliches Whisky-Festival ist, obwohl es oft als solches wahrgenommen wird. Vielmehr ist es ein Musikfestival, das mit der Zeit immer stärker von den Destillerien beeinflusst wurde. Heute hat jede Destillerie einen besonderen Tag im Rahmen des Festivals, wobei Ardbeg immer den Abschluss bildet: Save the best for last, wie Ron findet. Inzwischen wird es auch als das Islay Music and Malt Festival bezeichnet, obwohl Feis Ile übersetzt einfach nur Islay Festival heißt.


Zum Abschluss des Tastings gab es noch die angekündigte Überraschung ins Glas, die ebenfalls einen Bezug zum Feis Ile hatte. Regelmäßig läuft auf dem Ardbeg Day ein Mitarbeiter mit einer großen 4,5l-Flasche über das Gelände, aus dem durchgängig kostenlose Drams der jeweiligen Sonderabfüllung ausgeschenkt werden. Vor einiger Zeit jedoch wurden Gebinde mit alkoholhaltigen Getränken, die ein Volumen von drei Litern überschreiten, in Schottland verboten, so dass eine alternative Lösung gefunden werden musste. Man fing zu diesem Zeitpunkt an, das jeweilige Release zum Ardbeg Day mit einem besonderen Etikett mit umgekehrten Farbverhältnissen abzufüllen, um damit die 4,5l-Flasche aufzufüllen. Als im Jahr 2016 der Dark Cove auf den Markt kam, wurden diese "Negativ"-Flaschen zwei Tage zu spät geliefert, so dass man die regulären Flaschen zum Befüllen der großen Flasche nehmen musste. Das war heute unser Glück, denn so kamen wir in den Genuss des fruchtigen, würzigen und natürlich rauchigen Dark Cove aus der besonderen Flasche, von denen Ron leider trotz sehr guten Zuredens auch das Leergut nicht hergeben wollte.

Da wir heute nicht in den Genuss einer Tour kamen, haben wir auch keinen tiefen Einblick in die Produktion bekommen. Natürlich gab es einige Informationen, so wird zum Beispiel bei Ardbeg grundsätzlich niemals ein Whisky gefärbt, Stills oder gar Fässer haben wir allerdings nicht gesehen, da heute ein gutes Essen und ein besonderes Tasting im Vordergrund stehen sollten. Beides ist in sehr sympathischer Atmosphäre ausgesprochen gut gelungen. Ich bin mir aber sicher, dass ich in den nächsten Jahren noch einmal zurückkehren werde, um einen besseren Blick hinter die Kulissen werfen zu können. Und ganz sicher werde ich auch dann wieder das Gelände nicht verlassen, ohne mir im gemütlichen Restaurant den Bauch vollgeschlagen zu haben.

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