Samstag, 30. April 2022

Festival des deutschen Whiskys auf Burg Scharfenstein (Verband deutscher Whiskybrenner) Tag 1

Am letzten Aprilwochenende lädt der Verband der deutschen Whiskybrenner (VdW) zum ersten Festival des deutschen Whiskys ein. Gastgeber der Veranstaltung, die zukünftig immer bei wechselnden Mitgliedern des VdW stattfinden soll, ist diesmal Nine Springs auf der Burg Scharfenstein, wo gleichzeitig auch das ganze Wochenende die dortige Whiskywelt besucht werden kann. Am ersten Messetag fand sich hohe Prominenz ein, denn neben Gastgeber Bernd Ehbrecht richteten auch Leinefelde-Worbis Bürgermeister Marko Grosa, die Präsidentin des VdW Michaela Habbel und Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow ein paar eröffnende Worte an die Aussteller und die ersten anwesenden Gäste. Dabei ging es nicht nur um die Visionen von Bernd Ehbrecht, ohne den es die Whiskywelt Burg Scharfenstein heute nicht geben würde, sondern natürlich auch darum, dass sich die deutschen Brenner nicht als Konkurrenten sehen, sondern gemeinsam ein tolles Event wie das Festival des deutschen Whiskys auf die Beine stellen und sich hier als Einheit präsentieren.


Nach der offiziellen Eröffnung schauten meine Frau und ich uns zunächst einmal etwas um. Recht schnell blieben wir bei Hinricus Noyte hängen, wo der Baltach Whisky produziert wird. Sowohl vom getorften wie auch vom ungetorften Whisky sind hier neue Batches zu finden, unter der Ladentheke gibt es den nicht-rauchigen Whisky sogar auch noch in Fassstärke mit kräftigen 61,5%. Wenn das kein perfekter Whisky ist, um so ein Messewochenende zu starten, dann weiß ich auch nicht weiter. Dabei muss man sagen, dass der Alkohol sehr gut eingebunden ist, so dass Vanille, Karamell und Würze viel Möglichkeit geboten wird, sich zu entfalten. Danach ging es dann für uns aber schon ins Restaurant der Burg, wo das erste von mehreren Battles des Wochenendes stattfinden sollte. Dabei stellen sich jeweils vier Brennereien vor und schenken einen Whisky aus dem eigenen Portfolio aus. Leider waren für das Auftakttasting nur neun Karten verkauft worden, zum Tasting erschienen sind dann sogar nur drei Gäste. Das ist natürlich sehr schade für die Brenner, hat aber vielleicht auch gerade wegen dieser sehr kleinen Runde dann richtig viel Spaß gemacht.

Vorgestellt hat sich hier die Gutsbrennerei Geuting mit einem Single Grain Whisky, der unter dem Label J.B.G. Münsterland Whisky abgefüllt wird. Mir persönlich macht der hohe Weizenanteil hier etwas zu schaffen, denn er lässt den Whisky jünger wirken, als er tatsächlich ist. Später am Stand haben wir aber auch noch die beiden Single Malts aus Bourbon- bzw. Oloroso-Fass probiert, die mir beide deutlich mehr zugesagt haben. Außerdem war die Grumsiner Brennerei mit einem erdig-würzigen Mammoth Rye dabei. Die kräuterigen Aromen, die mich etwas an Brennessel erinnern, haben einen sehr hohen Wiedererkennungswert. Die dritte Brennerei im Bunde war Birkenhof mit einem Single Malt aus der Fading Hill-Reihe. Dieser Whisky reifte in Virgin Oak und Bourbonfässern, um dann in Moscatel-Fässern vermählt zu werden. Ein wirklich spannender Tropfen, der mit Salzkaramell, Früchten und angenehmer Süße daherkommt. Später am Stand probierten wir noch die anderen Abfüllungen der Brennerei. Sowohl der Rye wie auch der Peated Whisky, für den ein Finish im Laphroaig-Fass zum Einsatz kam, um den Rauch noch etwas mehr zu unterstreichen, konnten überzeugen. Dies galt aber ganz besonders für eine fassstarke Variante des Peated mit Bordeaux-Finish, das neben den rauchigen Elementen dann dunkle Früchte und eine angenehme Säure ins Glas zaubert.

Das Finale des Tastings bestritt dann Danne´s vom Bellerhof mit einem Weiza & Rogga in Fassstärke, einem Whisky, der tatsächlich sehr viel Kraft mitbringt. Hier steht für den zweiten Messetag noch ein ausführlicher Besuch am Stand an. Da nach dem Tasting vor dem Tasting ist, ging es kurz darauf mit dem zweiten Battle weiter. Hier begann Slyrs mit dem fruchtig-süßen PX-Finish, das sehr gefällig ist. Auch hier ist ein Besuch am Stand für den zweiten Tag fest eingeplant. Danach trat dann Bernd Ehbrecht persönlich auf den Plan und präsentierte eine Nine Springs Einzelfassabfüllung aus dem Belize-Rum-Fass, die uns sehr zugesagt hat. Helle, exotische Früchte wie Mango und Ananas werden hier mit Kokosnuss kombiniert, dazu gesellen sich aber auch Karamell und leichte Würznoten. Das macht auf jeden Fall Lust auf die Nine Springs Masterclass am zweiten Tag. Jens Lübbehusen, bei dem meine Frau und ich erst vor ein paar Tagen zum Bloggertreffen zu Gast waren, hatte seine wirklich hervorragende Distillery Edition im Gepäck. Hier gibt es eine tolle Mischung aus dunklen Früchten, Süße und würzigen Aromen. Zum Abschluss stellte dann die Märkische Spezialitätenbrennerei einen fassstarken DeCavo vor. Rund 60% der in einer Höhle gelagerten Fässer waren im letzten Jahr von der Flutkatastrophe betroffen, aber glücklicherweise gab es keine Schäden an den Fässern. Der heute präsentierte Whisky zeigte sich mit viel Kraft, die intensive Vanille- und Honignoten zum Vorschein bringt.

Zur Stärkung musste anschließend erst einmal eine Thüringer Bratwurst her, die man im Außenbereich kaufen kann. Serviert im Brötchen ist das genau der deftige Snack, den ich gebraucht habe, um noch ein paar Stände erkunden zu können. Meine Frau und ich machten uns also auf zum Stand von Kymsee Whisky, wo drei verschiedene Abfüllungn präsentiert wurden. Neben dem Whisky mit Bourbonfass-Reifung gab es noch ein Sherry-Finish sowie einen Whisky, der ein Moran Port-Fass von innen gesehen und anschließend ein Finish im Laphroaig Quarter Cask erhalten hat. Alle drei Whiskys wirken trotz ihrer Jugend schon extrem rund und gefällig, vor allem die Mischung aus Port und Rauch, die zum Glück nicht die medizinische Note des Laphroaigs enthält, sagt mir sehr zu. Hier lohnt es sich definitiv, mal einen Probierschluck zu riskieren!

Bevor wir zum Messeende den Weg zurück zum Hotel antreten mussten, haben wir noch einen Abstecher zur Brennerei Schraml mit ihrem Stonewood gemacht. Wir hatten von anderen Messebesuchern gehört, dass es dort einen acht Jahre alten Whisky gibt, der ein absolutes Highlight sein sollte. Basis hierfür ist der Stonewood Dra, der dann jedoch noch eine dreijährige Zweitreifung im Oloroso-Fass erhielt. Dieser Double Wood war nur als Fassprobe erhältlich, wird aber in den nächsten Wochen auch regulär als Limited Edition mit leicht erhöhter Alkoholstärke von vermutlich 47,3% erhältlich sein. Tatsächlich wäre das sogar die Original-Fassstärke, denn bei Stonewood kommt der New Make nur mit rund 50% ins Fass. Intensive Sherry-Aromen mit dunklen Früchten, Würze und Süße machen den Whisky tatsächlich zu einem der Highlights des Tages. Insgesamt haben wir einen wirklich tollen Tag auf der Burg Scharfenstein erlebt und freuen uns sehr auf Tag zwei. Denn sicherlich wird auch der zweite Messetag wieder spannende Tastings, interessante Gespräche und natürlich tolle Tropfen zu bieten haben.

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