Freitag, 4. Juli 2025

Messebericht Thy Whisky Festival 2025

Dass ich ein großer Freund dänischer Whiskys bin, ist sicherlich inzwischen kein Geheimnis mehr. Dabei begleite ich die Thy Whisky Distillery schon seit einiger Zeit auf ihrem Weg und habe inzwischen auch schon mehrere Fassanteile erworben. Vor rund drei Jahren war ich zum ersten Mal auf dem Hof der Farm Distillery zu Gast, in diesem Jahr habe ich es nun zum ersten Mal zum Thy Whisky Festival geschafft. Meine Frau und ich haben ohnehin eine Woche Urlaub in Hvide Sande an der dänischen Westküste verbracht und fuhren dann für das Festival die rund 130km weiter in Richtung Norden durch wunderschöne Landschaften, um bei bestem dänischen Wetter mit 22 Grad und Sonnenschein einen Tag auf dem Gyrup Hof verbringen zu können. Dabei ist das Thy Festival alles andere als eine normale Whiskymesse, vielmehr ist es ein gemütliches Treffen in familiär-freundschaftlicher Atmosphäre. Das hat uns so gut gefallen, dass wir uns für das Thy Whisky Festival im kommenden Jahr definitiv wieder auf den Weg Richtung Norden machen werden.


Los ging es also am frühen Samstagmorgen, nachdem wir schon eine sehr schöne Woche in Dänemark verbracht hatten. Wir mussten nur noch schnell den Schlüssel für unsere Ferienwohnung abgeben und dann ein paar Flaschen Wasser einkaufen, denn es sollte an diesem Tag sehr sonnig und warm werden. Nach knapp zwei Stunden Fahrt erreichten wir dann den Hof und suchten uns ein möglichst schattiges Plätzchen zum Parken, denn wir hatten vor, die Nacht im Auto zu verbringen, da wir zwar einen Campingplatz gebucht, aber kein Zelt eingepackt hatten. Aufgrund der Begrenzung auf rund 500 Teilnehmer standen wir so aber nur zwei gemütliche Fußminuten vom Gelände entfernt. Zwar waren wir ein paar Minuten nach Öffnung des Geländes um 11:00 Uhr da, aber die offizielle Eröffnung mit dem Welcome Dram stand ohnehin erst um 12:30 Uhr an, so dass wir erst einmal etwas Gelegenheit hatten, uns auf dem Gelände umzusehen.

Im Innenhof des Gyrup-Hofes waren zahlreiche Bänke und Tische unter Sonnensegeln aufgebaut, dazu gab es Food Trucks, einen Bierstand, Kaffee sowie einen kleinen Grill und weitere Getränke. Natürlich gab es auch eine Whiskybar, womit gleich der erste Unterschied zu klassischen Whiskymessen zum Vorschein trat. Während in Deutschland jeder Aussteller seinen eigenen Stand hat, gab es hier nur eine Bar, an der jeder Aussteller für jeweils ungefähr eine Stunde zugegen war. Während des gesamten Tages konnte man hier aber Drams aus jeder Brennerei probieren, die gegen Tokens ausgegeben wurden, von denen man eine Grundausstattung im Rahmen des Eintritts erhalten hatte. Wenn man wie wir zusätzlich Tastings gebucht hatte, dann kam man mit seinen zehn Tokens tatsächlich auch sehr gut über den Tag. Dieses Konzept hat mir sehr gut gefallen, denn so traf man die Brenner im Laufe des Tages auch immer wieder auf dem Gelände und konnte so ins Gespräch kommen.

Nach dem Welcome Dram wollten wir uns erst einmal stärken für die anstehenden Tastings, obwohl auf meine Frage, ob mit Polizeikontrollen am nächsten Tag zu rechnen sei, geantwortet wurde, dass nicht einmal sicher sei, ob es in dieser Region überhaupt Polizei gäbe. Losgelöst davon hätte mich ohnehin zurückgehalten, schließlich musste ich am nächsten Morgen die lange Strecke nach Hause fahren. Mein Frau holte sich also eine Portion Chili con Carne, die auch als Sin Carne erhältlich gewesen wäre. Erstere Version wurde mit Fleisch direkt vom Hof zubereitet. Ich habe die Hälfte abbekommen und wir waren beide sehr überzeugt, auch wenn ich mir natürlich noch etwas mehr von der scharfen Sauce über das Chili gegeben hätte. So gut vorbereitet machten wir uns dann auf den Weg ins Warehouse, das absichtlich durch eine offene Bauweise den Gezeiten ausgesetzt ist, um das Thy Warehouse Tasting mit Jakob, einem der Inhaber der Brennerei, erleben zu können.

Das Warehouse Tasting beinhaltete ein "Bottle your own"-Fläschchen, wobei man sich am Ende seinen Favoriten aus dem Tasting aussuchen durfte. Das war aber selbst für meine Frau und mich gar nicht so einfach, obwohl wir ja gemeinsam sogar zwei Flaschen wählen durften, denn es gab richtig tolle Tropfen ins Glas. Obwohl meine Frau gleich beim ersten Whisky, einem Rye aus dem Bourbon Cask, zugeschlagen hätte, haben wir uns letztlich auf einen richtig tollen Single Malt mit Birkenholzrauch aus dem PX Cask und einen nicht-rauchigen Single Malt aus dem Oloroso Cask geeinigt. Wir waren aber sehr versucht, für den Aufpreis von 799 dänischen Kronen auch den Rye noch mitzunehmen.

Da natürlich das Abfüllen und vor allem Beschriften der Labels etwas Zeit in Anspruch nahm, hatten wir nur eine halbe Stunde Zeit, bis es ins nächste Tasting ging. Hier hatten wir uns für Elixir Distillers entschieden, die Fassproben der zukünftigen Whisky Trail-Abfüllungen dabei hatten. Die Proben hatten eine echte Fassstärke, wobei die im Herbst zu erwartenden Abfüllungen vermutlich im Alkoholanteil leicht reduziert sein werden. Hier gab es Whiskys von White Peak, Thy, Chichibu und Westland sowie zur Abrundung noch den tollen Tormore Blueprint aus dem Bourbon Cask, da Elixir Distillers diese Brennerei inzwischen erworben hat und nun herausfinden möchte, welche Fasskombinationen am besten auf dem Markt ankommen.

Danach war es noch einmal Zeit für eine kleine Stärkung in Form einer leckeren Frankfurter vom Grill im Brötchen, welche man sich mit verschiedenen Saucen und Röstzwiebeln zum Hot Dog machen konnte. Die Gefahr, sich an der heißen Wurst die Zunge zu verbrennen, war groß, aber wir haben die Mahlzeit beide unfallfrei überstanden, so dass wir danach ins Tasting der nördlichsten Brennerei der Welt starten konnten, nämlich Aurora Spirits mit ihrem Bivrost Whisky. Dabei kamen sowohl reguläre Abfüllungen wie auch Fassproben ins Glas, allerdings im Rahmen der norwegischen Gesetzgebung immer mit maximal 50% Alkohol. Mir hat hier ganz besonders der Vanaheim mit seinen extremen Zimtnoten gefallen. Der Whisky hat ein Finish im Teak Wood Cask bekommen, was ich vorher so noch nie gesehen habe. Tatsächlich gibt Teak aber sehr schnell Geschmack ab, so dass das Finish nur kurz ausfallen durfte, damit der Whisky nicht so extrem wird. Ich werde auf jeden Fall noch einmal Ausschau nach einer Flasche in Auktionen halten müssen, denn das ist ein richtig spannender Tropfen. Einen letzten Dram im Altglas durfte ich mitnehmen, so dass ich den Whisky hier an dieser Stelle noch einmal ausführlich vorstellen kann.

Um 20:30 Uhr versammelten sich dann alle Gäste wieder im Innenhof rund um das vorbereitete Lagerfeuer, denn es stand das große Abschlusstasting an. Hier gab es tolle Tropfen von Teerenpeli, der SMWS, Fary Lochan, Elixir Distillers und Thy, wobei aber die tolle und familiäre Atmosphäre erneut ganz klar im Mittelpunkt stand. Begleitet wurde das Tasting immer wieder von musikalischen Einlagen, denn neben dem Dudelsack von Andrew von Elixir kam auch ein Klavier zum Einsatz, das kurzerhand auf den Innenhof gebracht wurde. Hier stach vor allem Jakob von Thy mit seinem emotionalen Beitrag hervor, der den Abend abschließen sollte. Dieses Tasting in so großer und doch gleichzeitig intimer Runde wird sicherlich allen Teilnehmern lange in Erinnerung bleiben.

Damit ging dann letztlich ein richtig toller Tag im Norden Dänemarks zu Ende. Und ja, die zehn Jahre jüngeren Versionen von mir und meiner Frau haben eine Nacht im Auto deutlich besser weggesteckt, als wir das jetzt konnten. Trotzdem verließen wir am nächsten Morgen noch immer sehr froh und glücklich unsere Schlafsäcke und konnten uns ein leckeres dänisches Frühstück mit Kaffee, frischen Brötchen, Käse und Marmelade abholen. Der 13. Juni 2026 ist jetzt schon ganz dick in unserem Kalender angestrichen, denn dann gibt es die nächste Auflage des Thy Whisky Festivals. Wir freuen uns darauf, auch im nächsten Jahr wieder alte und neue Freunde und Bekannte wiederzutreffen. Unser Fazit war am Ende klar, die Atmosphäre vor Ort ist einmalig sucht in Deutschland vergeblich seinesgleichen.

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