Sonntag, 6. Mai 2018

Whisky-Tasting auf der Mein Schiff 3

Neben dem Whisky ist das Reisen meine zweite große Leidenschaft. Vor einigen Jahren haben meine Frau und ich daher das Kreuzfahrt-Segment für uns entdeckt, weil man bei keiner anderen Form des Reisens in entspannter Weise so viele unterschiedliche Destinationen in kurzer Zeit sehen kann. Wir machten uns also auf nach Palma de Mallorca, um dort die Mein Schiff 3 zu besteigen, die uns über Malaga, Gibraltar, Cadiz, Lissabon, Bilbao und Southampton nach Bremerhaven bringen sollte. Am Abend des letzten Hafens wurde ein Whisky-Tasting mit sieben Klassikern angeboten, für das sich immerhin acht der insgesamt rund 2.500 Passagiere vom üblichen "Premium Alles Inklusive" losreißen konnten.

Pünktlich um 21:00 Uhr wurden wir von unseren Gastgebern Ismar und Leif begrüßt, die uns charmant durch den Abend begleitet haben. Nach einer kurzen Einführung in die Geschichte des Whiskys in Schottland wurde dann auch schnell der erste Dram ausgeschenkt. Nun ist Auchentoshan noch nie meine liebste Destillerie gewesen und die Chancen, dass sie es irgendwann wird, sind auch nicht besonders hoch, trotzdem war der Three Wood sicherlich ein gut gewählter Einstieg in den Abend. Süße, beerige Noten wussten vor allem diejenigen in der Runde zu überzeugen, die sich noch nicht besonders intensiv mit Whisky beschäftigt haben. Das Sherry-Aroma kam besonders gut zur Geltung, als ich nach dem letzten Whisky im Tasting noch einmal zum Auchentoshan zurückkehrte.

Es folgte der meiner Meinung nach bessere Lowländer, nämlich der Glenkinchie 12, zu dem ich jedoch eine besondere Beziehung habe, da Glenkinchie die erste Destillerie war, die ich jemals besucht habe. Mild und würzig mit Vanille- und Karamellnoten präsentiert sich dieser Whisky zwar dezent, trotzdem weiß er nicht zuletzt mit seinen leicht grasigen Noten, die das Geschmacksprofil abrunden, zu überzeugen. Aus den Lowlands geht es nun in die Speyside. Der Cragganmore 12yo fliegt zu Unrecht bei vielen deutlich unter dem Radar. Mit exotischen Früchten, Honig, einer leichten Kräuternote und deutlichem Malzaroma bekommt man hier einen schönen Whisky zu einem fairen Preis.

Der Balvenie Triple Cask 12 war schon einmal Bestandteil eines Tastings, das ich besucht habe. Dort wurde erklärt, dass sich der Name von einem sich in der Nähe von Balvenie befindlichen Schloss namens Triple Castle ableitet. Das ist zwar unterhaltsam, aber es war erfreulich, dass diesmal keine Geschichten dieser Art verbreitet wurden. Stattdessen wurde auf die Reifung in drei unterschiedlichen Fasstypen (Oloroso, First Fill Bourbon und Refill Bourbon) eingegangen, die für ein süßes, malziges Profil gesorgt haben, dass von Trockenfrüchten und Beeren unterstützt wird.

Der Star des Abends war für einen Großteil der Teilnehmer der Dalwhinnie 15. Fruchtige Noten werden hier mit Süße, Malz, Honig, Getreide und einer vergleichsweise kräftigen Würze kombiniert. Der Dalwhinnie 15 war einer der ersten Whiskys, die ich mir beim Einstieg in die Whiskywelt gekauft habe, und auch heute noch kann er mich überzeugen. Ähnliches gilt für den salzig-maritimen Oban 14yo, der mit deutlich mehr Fruchtaromen daherkam, als ich es in Erinnerung hatte. Durch die leichten Raucharomen wird der Whisky besonders rund.

Als Abschluss floss dann der Lagavulin 16yo ins Glas. Ein Großteil der Gäste konnte mit dem süßen Rauch, dem Schinkenaroma und den maritimen Noten wenig anfangen, trotzdem waren alle von der Vielfalt begeistert, die Single Malt Whisky bietet. Ich habe den Lagavulin wie erwartet auch diesmal wieder sehr positiv wahrgenommen. Damit ging ein sehr unterhaltsamer und kurzweiliger Abend in einer angenehmen Runde zu Ende. Anzumerken bleibt, dass es wünschenswert wäre, wenn das von TUI Cruises herausgegebene Handout zum Tasting überarbeitet werden würde, da dieses stark fehlerhaft ist. 

Ismar und Leif haben das Tasting mit ihrer sympathischen Art angenehm begleitet. Beide sind Barkeeper auf der Mein Schiff 3 und haben ein breites Wissen in Bezug auf Spirituosen. Dass dieses beim Whisky nicht immer in die Tiefe geht, ist bei einem Tasting dieser Art und für diese Zielgruppe sicherlich nicht entscheidend. Interessierten Gästen, die sich bisher nicht ausführlich mit Whisky beschäftigt haben, soll die Bandbreite des schottischen Single Malts präsentiert werden, was mit der getroffenen Auswahl definitiv gelungen ist. Für mich persönlich war es angenehm, mal wieder sieben Klassiker im Glas zu haben. Leider verliert man die Standards viel zu leicht aus den Augen, dabei muss es gar nicht immer das Einzelfass mit der besonderen Reifung sein. Der Abend hat mal wieder gezeigt, dass auch die Einsteiger aus dem Standardsegment Spaß machen.


Übersicht der verkosteten Whiskys:

Auchentoshan Three Wood, Scotch Single Malt Whisky, NAS, 43%, ca. EUR 42,-
Glenkinchie 12, Scotch Single Malt Whisky, 12yo, 43%, ca. EUR 32,-
Cragganmore 12, Scotch Single Malt Whisky, 12yo, 40%, ca. EUR 34,-
Balvenie Triple Cask 12, Scotch Single Malt Whisky, 12yo, 40%, ca. EUR 58,-
Dalwhinnie 15, Scotch Single Malt Whisky, 15yo, 43%, ca. EUR 37,-
Oban 14, Scotch Single Malt Whisky, 14yo, 43%, ca. EUR 47,-
Lagavulin 16, Scotch Single Malt Whisky, 16yo, 43%, ca. EUR 50,- 

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