Endlich ist die Tasting-Sommerpause im Christiansen´s vorbei und Uwe lädt wieder regelmäßig an ausgewählten Montagen zu spannenden Tastings ein, um den Wochenstart etwas erträglicher zu machen. Diesmal war der Montag für mich gar nicht so schlimm, da ich noch immer Urlaub habe, trotzdem habe ich mich sehr auf den Abend mit verschiedenen Abfüllungen von Plantation Rum gefreut, um mal wieder über den Whisky-Tellerrand zu schauen. Neben sieben verschiedenen puren Abfüllungen sollte an diesem Abend auch noch ein Rum mit Fritz Cola zur Begrüßung in den Gläsern von mir und meiner Frau landen. Wir waren also gar nicht so böse, dass wir auch am Dienstag würden ausschlafen dürfen.
Danach ging es dann mit der offiziellen Begrüßung durch Uwe und der Überleitung zu Isaac Renouard Lariviére weiter, dem Brand Ambassador von Ferrand Deutschland, der zwar ursprünglich aus Frankreich stammt, aber schon seit einigen Jahren in Berlin lebt. Die Firma Ferrand war ursprünglich Cognac-Brenner, die dann später unter ihrer eigenen Marke sehr erfolgreich wurde. Mit der Zeit häufte man aber eine ganze Menge Fässer an, die man nicht nach Schottland an Destillerien verkaufen konnte, weil man einfach einen höheren Preis verlangen musste, als ein amerikanisches Bourbonfass kostet. So kam man auf die Idee, Rum aus der Karibik einzukaufen, den man dann in Frankreich in 350l-Cognac-Fässer nachreifen lässt. Dies war zunächst nur als Experiment gedacht, allerdings kam dann relativ schnell eine Anfrage der größten französischen Spirituosenkette, die den Rum gerne ins Sortiment nehmen wollte. So musste dann innerhalb von wenigen Tagen ein Konzept erdacht werden, das bis heute Bestand hat. Man entschied sich für den Namen Plantation, da dies der Begriff für die Bauernhöfe in der Karibik ist. Bis zum heutigen Tage hat es sich sogar soweit entwickelt, dass man bereits eine eigene Destillerie in der Karibik betreibt.
Los ging es dann mit dem 3 Stars, dem einzigen White Rum im Portfolio von Plantation. Der Rum reifte zunächst zwei Jahre in der Karibik, anschließend noch ein Jahr in Frankreich, bevor er durch Baumwolle filtriert und mit 41,2% abgefüllt wurde. Hier gibt es schon eine Abweichung zu den üblichen Verdächtigen bei White Rum wie Bacardi und Captain Morgan, denn bei den beiden letztgenannten wird Kohle zur Filtrierung genutzt, was zusätzliche Geschmacksstoffe entzieht. Der Rum ist blumig-süß und lässt sich tatsächlich auch pur überraschend gut trinken. Letztlich ist er aber sicherlich in einem Daiqiri ganz gut aufgehoben. Bei dieser Gelegenheit erklärte uns Isaac auch, dass es drei verschiedene Grundarten für Rum gibt. Ungefähr 95% aller weltweit hergestellten Rumsorten werden aus Melasse gemacht, nur sehr wenige werden aus Zuckerrohrsaft hergestellt (Agricole) und die seltenste Variante ist die Herstellung aus Zuckerrohrsirup.
Im Anschluss gab es den Barbados 5yo, einem Blend aus Destillaten von Four Square und West Indies. Während der vorherige Rum noch einen Zuckeranteil von 9g pro Liter hatte, waren es in diesem Fall 12g. Dieser Rum reifte zunächst für drei Jahre in der Karibik, wurde dann vermählt und anschließend für weitere zwei Jahre in Frankreich gereift. Auch hier hatte man vorrangig die Freunde der gemischten Getränke im Blick aber auch pur kann sich der Rum mit seinen würzigen Noten und viel Vanille durchaus sehen lassen. Die erste Rumdestillerie der Welt entstand übrigens nicht - wie man erwarten könnte - auf Jamaika, sondern auf dem für leichten, vanilligen Rum bekannten Barbados.
Bei den beiden folgenden Rumsorten handelte es sich nicht um Blends, sondern um Abfüllungen, die aus einer einzigen Destillerie stammen, somit also mit einem Single Malt in der Whiskywelt vergleichbar sind. Keiner der beiden Abfüllungen wurde Zucker hinzugefügt. Wie bei Bruichladdich folgt man bei Plantation dem Motto "Terroir matters", das Anbaugebiet spielt eine große Rolle. Daher wird sehr stark darauf geachtet, dass regional mit traditionellen Methoden und einheimischen Mitarbeitern produziert wird. Der Jamaika-Rum entwickelte das für mich typische Rumkugel-Aroma gepaart mit Schokolade, Rosinen, Würze und überraschend wenig Süße. Der Rum von Fiji wirkte etwas dezenter und entwickelte eher würzig-kräuterige Noten. Meine Frau meinte noch Katjes Lakritz-Katzenpfötchen zu erkennen.
Grundsätzlich werden alle Plantation-Abfüllungen in Frankreich nachgereift, auch, um sich von anderen Rum-Anbietern zu unterscheiden. Als Faustregel kann man sagen, dass der Rum zwei Drittel der Zeit in der Karibik reift und ein Drittel in Cognac-Fässern in Frankreich. Aber nicht nur der Rum kommt in Fässer, auch der zugesetzte Zucker und Wasser zum Verdünnen auf Trinkstärke werden in Fässern gereift. Der Zucker wird dabei zur Hälfte mit Rum gemischt, das Wasser wird auf circa 18% Alkoholgehalt gebracht. Das hat zur Folge, dass Zucker und Wasser bereits Aromen aufnehmen können und sich auch bereits mit dem Holz der Fässer verbinden. Insgesamt lagern in Frankreich in insgesamt acht Kellern rund 10.000 Fässer, die im Durchschnitt alle drei Monate probiert werden. Dabei wird dann jeweils entschieden, ob ein Wechsel aus einem der feuchten Keller in einen trockenen Keller oder umgekehrt erfolgen soll.
Es folgte ein 14yo Rum aus der Destillerie Ron Millonario in Peru, dem ebenfalls wieder 12g Zucker pro Liter zugefügt wurden. Dieser Rum reifte in Peru nicht nur in den fast immer bei der Rumreifung verwendeten Ex-Bourbonfässern, sondern zwei der zwölf Jahre auch in slowenischer Eiche, bevor dann in Frankreich noch zwei Jahre Reifung im Cognac-Fass folgten. Hier gab es in der Nase Würze, Leder und etwas Möbelpolitur, die aber in diesem Fall eher angenehm für die Nase war. Am Gaumen kommt dann noch eine stärkere Süße hinzu, als ich erwartet hätte. Danach ging es wieder zurück nach Barbados mit dem XO, einem Rum, der zum 20jährigen Jubiläum von Plantation auf den Markt gebracht wurde und etwa 15 Jahre reifen durfte. Hier kamen orientalische Gewürze wie Kardamom und Zimt zum Vorschein, am Gaumen war der Rum dann zusätzlich buttrig und süß. Meine Frau fühlte sich dabei an schwedische Kanelbullar, also die leckeren Zimtschnecken, erinnert.
Pro Jahr bringt Plantation neben seinen regulären Abfüllungen auch rund zehn Single Casks auf den Markt, die dann grundsätzlich dreifach gereift sind. Hierfür werden dann zum Beispiel Rotwein- oder Tequila-Fässer genutzt, im vergangenen Jahr gab es auch eine Kooperation mit Mackmyra, in diesem Jahr gibt es eine Nachreifung im Teeling-Fass. Als letzten Rum des Abends gab es allerdings keine dieser Einzelfassabfüllungen, sondern die süßeste und experimentellste Variante, die uns vorgestellt wurde. Beim Pineapple wurden nicht nur 20g Zucker pro Liter hinzugefügt, es wurde für die Reifung auch Ananas verwendet, deren Fruchtfleisch für drei Monate mit dem Original Dark im Fass lagerte. Der Rest der Ananas wurde bereits gemeinsam mit dem 3 Stars erneut destilliert. Der Rum wirkte vor allem zum Abschluss besonders süß mit viel Ananas und Haribo Tropifrutti.
Der Abend hat sehr viel Spaß gemacht und ich habe sehr viel über Rum bzw. die Produkte von Plantation gelernt. Der Artikel hätte auch doppelt so lang ausfallen können, aber auch so ist schon mehr Text zusammengekommen, als ich ursprünglich geplant hatte. Vielen Dank an Isaac, dass er sein umfangreiches Wissen mit uns geteilt hat. Natürlich geht auch an Uwe Christiansen wieder ein ganz großes Lob und Dankeschön für die tolle Organisation. Wir freuen uns auf weitere Tastings im Christiansen´s!
Übersicht der verkosteten Rumsorten:
Plantation Original Dark, Barbados & Jamaica, 40%, ca. EUR 15,-
Plantation 3 Stars, Jamaica, 40%, ca. EUR 15,-
Plantation Barbados 5yo, Barbados, 40%, ca. EUR 20,-
Plantation Jamaica Rum Vintage Edition 2002, Jamaica, 42%, ca. EUR 32,-
Plantation Fiji Rum Vintage Edition 2009, Fiji, 44,8%, ca. EUR 40,-
Plantation Peru Rum Vintage Edition 2004, Peru, 43,5%, ca. EUR 40,-
Plantation Rum Barbados XO 20th Anniversary, Barbados, 40%, ca. EUR 40,-
Plantation Pineapple Stiggins Fancy, Barbados & Jamaica, 40%, ca. EUR 30,-
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