Bei Pinkernell´s Whisky Market in Berlin hatten sich mal wieder zahlreiche Flaschen von Tastings und Messen angesammelt, die gerne geleert werden wollten. Traditionell wurde dafür wieder der Tag der 100 offenen Flaschen ausgerufen, für den meine Frau und ich gerne den Weg nach Berlin angetreten haben. Nur wenige Minuten nach offiziellem Start um 13:00 Uhr waren wir vor Ort, um in einen spannenden Nachmittag mit vielen tollen Whiskys zu starten.
Da die letzten noch vorrätigen Flaschen von Cadenhead´s gerade um 25% reduziert waren, kamen natürlich auch einige dieser Abfüllungen in den Ausschank. Sehr gespannt war ich schon im Vorwege auf einen 25 Jahre alten Glen Scotia aus dem Bourbonfass, von dem ich aber letztlich etwas enttäuscht war. Der Whisky bot noch überraschend viel Rauch in Kombination mit den typischen Vanille- und Karamellnoten, war aber nicht so vielschichtig, wie ich es mir erhofft hatte. Da sagte mir ein knapp zwölf Jahre alter Ledaig von Gordon & MacPhail, der ein Finish im Hermitage-Fass erhalten hat, mit seiner Frucht-Rauch-Kombination deutlich eher zu.
Zu den ganz besonderen Highlights des Nachmittags gehörte auch der neue Mackmyra Vinterglöd, der ein Finish in Fässern erhalten hat, die zuvor schwedischen Glögg enthielten. Das winterliche Glühweinaroma hat den Whisky deutlich beeinflusst, so dass sowohl in der Nase wie auch am Gaumen die weihnachtlichen Gewürze, eine Weinnote und die angenehme Süße deutlich zu spüren sind. Einen ausführlichen Bericht zu dieser Abfüllung wird es in den nächsten Tagen auf Drams United geben. Spaß gemacht hat auch ein kleiner Ausflug nach Irland mit dem Brabazon Bottling aus dem Portfass, der zwar dezent-mild daherkommt, aber durchaus interessante Fruchtnoten offenbart, wenn man sich ein wenig mit dem Whiskey beschäftigt.
Neben weiteren Cadenhead´s-Abfüllungen, von denen mir besonders ein zehn Jahre alter Ord, der mit einer ausgeprägten Süße zu überzeugen wusste, gefallen hat, landete auch noch das zweite Batch von Douglas Laings The Gauldrons in meinem Glas. Dieser Whisky hat mir durchaus gefallen, für einen Campbeltown-Blend hätte ich mir jedoch ein paar mehr Ecken und Kanten gewünscht. Außerdem habe ich mich mit dem neuen Glenallachie 10 in Fassstärke beschäftigen können. Die 12 und 18 Jahre alten Abfüllungen konnte ich vor einiger Zeit bereits probieren, wobei mir der jüngere deutlich mehr zugesagt hat. Der 10er gefällt mir sogar noch ein wenig besser, da durch den höheren Alkoholgehalt die Aromen deutlich besser transportiert werden können.
Zu den absoluten Favoriten meiner Frau gehört noch immer die 12 Jahre alte Fassstärke von Redbreast, die ich mir kurz vor Schluss auch noch einmal gönnte. Auch ich bin immer wieder von den orientalischen Früchten und der tollen Vanillesüße begeistert. Eigentlich sollte das mein Abschluss des Nachmittags sein, doch Andi, der heute mal wieder hinterm Tresen stand, zauberte noch eine Flasche vom legendären Fujikai 10 hervor. Der Geruch von Autoreifen, frisch imprägnierten Lederschuhen und Autowerkstatt strömten aus dem Glas, die sich leider auch am Gaumen nicht in eine positivere Richtung entwickelt haben. Ich freue mich, den Whisky einmal probiert zu haben, muss diese Erfahrung aber auch nicht wiederholen.
Alles in allem war es wieder ein ganz toller Nachmittag bei Pinkernell´s mit vielen leckeren und wenigen nicht ganz so leckeren Whiskys und angenehmen Gesprächen. Hierfür einen ganz lieben Dank an Andi, der uns die Teilnahme an der Veranstaltung ermöglicht hat. Wer die Chance hat, auch einmal an einem Tag der 100 offenen Flaschen in Berlin teilzunehmen, sollte diese unbedingt wahrnehmen. Kleiner Tipp für den Anschluss: Direkt gegenüber gibt es das italienische Restaurant Eatalian, wo es wirklich hervorragende Pizza zu sehr günstigen Preisen gibt. Die Pizza Raffaele mit Mozzarella, scharfer Salami und Ruccola war im Anschluss an den Nachmittag genau das Richtige!
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