Montag, 1. Oktober 2018

Cadenhead´s Berlin Outturn Tasting Authentic Collection Herbst 2018

Beim Köpenicker Whiskyfest fiel mir am Stand von Cadenhead´s Berlin ein Flyer in die Finger, auf dem die aktuellen Tasting-Termine im Ladengeschäft aufgeführt waren. Dabei war auch ein Termin am letzten Septemberwochenende, an dem meine Frau und ich ohnehin ein Wochenende in Berlin eingeplant hatten. Wie soll man also einen Freitagabend besser verbringen als in netter Gesellschaft mit sechs Neuheiten aus der exklusiv für die Cadenhead-Läden abgefüllten Authentic Collection? Dass der Abend letztlich etwas anders verlaufen sollte, als wir ursprünglich angenommen hatten, hat der Stimmung keineswegs geschadet.

Schon beim Betreten des Ladengeschäfts stellten wir fest, dass der Tisch eher spärlich gedeckt war. Nur für sechs Personen war eingedeckt, allerdings erklärte uns Stefan, der das Tasting durchführen sollte, gleich, dass die Runde zwar klein ist, er das Tasting aber unbedingt machen sollte. Und weil die Runde so klein ist, könnte er ja auch gleich alle zehn neuen Whiskys aus dem aktuellen Outturn ausschenken, da er ja sowieso Proben von allen Flaschen bekommen hat. Da sagten wir natürlich nicht nein und versorgten uns erst einmal mit Wasser, Brot und Bier, bevor der erste Whisky ins Glas kam.

Alle Whiskys des Abends reiften mit einer Ausnahme im Bourbon Hogshead, lediglich der kanadische Potter stammt aus dem Bourbon Barrel. Den Beginn machten die beiden jüngsten Abfüllungen des Abends, nämlich die beiden jeweils zehn Jahre alten Benriach und Tomatin. Der Benriach besticht in der Nase durch viel Süße und Karamell, am Gaumen kommen dann ausgeprägte Fruchtnoten mit Apfel und Banane hinzu. Der Tomatin wirkt zunächst etwas dezenter in der Nase mit grasigen Noten, Zitrusfrüchten und grünen Äpfeln. Auch hier wird es am Gaumen noch etwas fruchtiger mit Trauben und Erdbeeren, allerdings entwickelt sich auch eine ausgeprägte Säure. Besonders der Tomatin hat mir so gut gefallen, dass ich letztlich eine Flasche mit nach Hause genommen habe.

Es folgte der Whisky, der mir und auch den meisten anderen Teilnehmern am wenigsten gefallen hat, nämlich dem 23jährigen Tropfen aus der Speyside Distillery. Während in der Nase noch Honig und süße Noten dominieren, kommen am Gaumen vor allem Lakritz und Grapefruit durch. Lässt man den Whisky einige Zeit stehen, entwickelt sich noch ein wenig Schokolade, meinen Geschmack trifft er allerdings trotzdem nicht. Der folgende Aultmore hatte ebenfalls Schokolade zu bieten, allerdings in einem deutlich angenehmeren Rahmen. Hier kommen in der Nase zuckrige Schaumbananen im Schokomantel und Vanille durch, am Gaumen wird es mit Kiwi, Stachelbeere und Zitrone etwas saurer, aber auch hier kommen wieder Schokolade und Banane zum Vorschein.

Bevor es in die Halbzeitpause ging, durften wir noch den fruchtigen Glenburgie probieren, der zunächst Ananas, Pfirsich und Zitrone bot, sich dann am Gaumen aber in Richtung Feige und süße Orange entwickelte. Die Tastingnotes bei Cadenhead entstehen übrigens, indem zehn Leute schriftlich ihre persönlichen Notes einreichen. Hieraus wird dann verwendet, was möglichst häufig vorkommt, und im Cadenhead-Stil ausformuliert. Wäre an dieser Stelle das eine oder andere "normale" Tasting bereits zu Ende, haben wir nur kurz durchgeatmet, die leere Bierflasche gegen eine neue eingetauscht und das Tasting fortgesetzt.

Nach der Pause ging es mit dem Whisky mit der niedrigsten Alkoholstärke weiter, nämlich dem 25 Jahre alten Tullibardine, der mit nur noch 40,7% aus dem Fass gekommen ist. In der Nase bietet der Whisky die grüne Wiese mit Minze, Kräutern und Rosmarin, beim ersten Schluck geht es dann minzig-süß weiter, bevor noch einige Zitrusnoten und herbe Früchte zum Vorschein kommen. Der folgende Tamnavulin erinnerte an eine Zitrone im Wald mit leichter Holzigkeit und Tannen- und Pinienduft. Im Geschmack wird es dann deutlich süßer mit Zuckerwatte, Apfel und Milchreis mit Zimt und Zucker.

Süße, gelbe Früchte wie Mango und Pfirsich hatte anschließend der tolle Fettercairn zu bieten. Am Gaumen gibt es einen süß-fruchtigen Mix aus Birne und Pfirsich, später entwickeln sich dann sehr trockene Aromen kombiniert mit einer Zitrusnote. Der Whisky hat mir ausgesprochen gut gefallen, war aber leider außerhalb meines Budgets. Danach folgte nicht nur die älteste Abfüllung des Abends, sondern auch der einzige Whisky, der nicht aus Schottland stammt. Bei der Potter Distilling Company wird eigentlich schon seit 2006 nicht mehr produziert, da man aber seine Lizenz nicht verlieren möchte, öffnet die Destillerie einmal im Jahr für eine Woche seine Pforten, um doch noch einmal an die Arbeit zu gehen. Dabei wird im Column Still-Verfahren produziert, was für einen höheren Alkoholgehalt vor dem Abfüllen in Fässer sorgt. Nach kanadischen Gesetzen dürfen außerdem bis zu 2% Wein hinzugefügt werden, um ausgeprägtere Geschmacksnoten zu erhalten. Im Ergebnis bekommt man bei dieser Abfüllung buttrige Süße, Honig und Butterkekse in der Nase, am Gaumen dann noch mehr zuckrige Süße, die schon fast sirupartig wirkt, und Zuckerei. Das klingt insgesamt viel zu süß, war aber überraschend gut.

Das Finale sollte dann ein 26 Jahre alter Glen Scotia bestreiten, der im Geruch an Orangen und Zitronen in Grillkohle erinnerte. Geschmacklich wird es dann nussig-rauchig mit Zitrusnoten, wobei der Rauch deutlich dezenter ist, als man hätte erwarten können. Die Zugabe von Wasser ist bei diesem Whisky übrigens völlig kontraproduktiv, er wird dadurch deutlich zu dünn. Als wären diese zehn Whiskys nicht schon völlig ausreichend gewesen, kamen im Anschluss noch zwei neue Gins von Cadenhead´s auf den Tisch. Die waren zwar durchaus interessant, ich werde aber trotzdem kein Gin-Liebhaber werden. Auch der abschließende elf Jahre alte Rum aus Belize hat mir gefallen, kommt aber nicht an Whisky heran.

Der Abend bei Cadenhead´s in Berlin hat richtig viel Spaß gemacht und wir kommen sehr gerne wieder zu einem zukünftigen Termin vorbei. Wir hatten sicherlich kein Tasting im herkömmlichen Sinne, dafür aber einen tollen Austausch in einer sehr sympathischen Runde. Ein letztes Wort gilt den kleinen Fässern, die in den Cadenhead-Läden stehen. Hier gibt es einen Campbeltown- und einen Islay-Blend. Während die Campbeltown-Variante aus jeweils fünf Sherry- und Bourbonfässern von Kilkerran sowie einem Bourbonfass von Longrow bestehen, setzt sich der Islay-Blend aus Bourbonfässern von Bunnahabhain und einem Fass von Lagavulin zusammen. Da man sich aus diesen Fässern auch 0,2l abfüllen lassen kann, durfte mich auch der Campbeltown-Blend auf dem zugegebenermaßen nicht mehr ganz geradlinigen Weg zum Hotel begleiten.

Übersicht der verkosteten Whiskys:

Aultmore, Cadenhead´s Authentic Collection, 21yo, 52,1%, EUR 89,-
Benriach-Glenlivet, Cadenhead´s Authentic Collection, 10yo, 56,5%, EUR 55,-
Canadian Potter Distilling Company, Cadenhead´s Authentic Collection, 32yo, 62,1%, EUR 189,-
Fettercairn, Cadenhead´s Authentic Collection, 29yo, 54,9%, EUR 175,-
Glen Scotia, Cadenhead´s Authentic Collection, 26yo, 47,3%, EUR 139,-
Glenburgie-Glenlivet, Cadenhead´s Authentic Collection, 26yo, 50,2%, EUR 135,-
Speyside-Glenlivet, Cadenhead´s Authentic Collection, 23yo, 50,9%, EUR 115,-
Tamnavulin-Glenlivet, Cadenhead´s Authentic Collection, 26yo, 51,3%, EUR 129,-
Tomatin, Cadenhead´s Authentic Collection, 10yo, 53%, EUR 55,-
Tullibardine, Cadenhead´s Authentic Collection, 25yo, 40,7%, EUR 109,-

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