Schon einige Male waren meine Frau und ich bei von Have im Ladengeschäft im Hamburger Stadtteil Bergedorf zu offenen Tastings, bei denen man sich aus einer Auswahl von Whiskys aussuchen konnte, was man gerne probieren möchte. Zu den moderierten Tastings haben wir es bisher leider nie geschafft. Umso größer war die Freude, als wir hörten, dass Julia Nourney, die wir im letzten Jahr auf dem Bottle Market in Bremen kennenlernen durften, ein Tasting in Bergedorf geben würde, in dem es sich um Whiskys aus aller Welt drehen sollte. So durften wir uns auf Abfüllungen aus Taiwan, Schweden, Japan, Schottland, Irland und den USA freuen.
Danach ging es nach Japan zum Togouchi Kiwami, einem Blend, der aus schottischen Malts und kanadischen Grains hergestellt wurde, gesetzlich aber trotzdem als japanischer Whisky gelten darf, weil die Alkoholsteuer durch die Vermählung und Abfüllung in Japan auch in Japan gezahlt wurde. Der Malt war vor der Vermählung rund acht Jahre alt, das Alter des Grains ist leider unbekannt. In Japan reifte der Blend dann noch rund fünf Jahre. Trotzdem kommt weder in der Nase noch am Gaumen viel mehr als eine getreidige Süße durch. Ganz anders stellt sich dies beim folgenden Ausflug nach Schweden dar. Der Gruvgold - auf Deutsch Grubengold - wurde tatsächlich in einer Grube in Schweden gelagert, in der insgesamt rund 2 Mio. Liter Mackmyra in unterschiedlichen Fässern reifen dürfen. Für diese Abfüllung wurden Bourbon-, Oloroso-, PX-Fässer und solche aus schwedischer Eiche verwendet, wobei auch ein geringer Teil getorften Whiskys verarbeitet wurde. Im Ergebnis ergibt dies in der Nase neben viel Süße auch Stachelbeere und frisches Heu, am Gaumen dann viel Würze, eine leichte Holzigkeit und Vanillekipferl.
Bevor es in die Pause ging, gab es noch einen Amerikaner ins Glas, nämlich den Buffalo Trace. Der Ruf von Bourbon ist in Deutschland eher schlecht, dabei arbeiten amerikanische Destillerien in der Regel mit ähnlich viel Liebe fürs Detail wie in Schottland und Europa allgemein auch. Buffalo Trace gehört zu den eher milderen Vertretern im Bourbon-Segment und ist zudem ein Straight Bourbon, was bedeutet, dass er mindesten vier Jahre im Fass verbringen durfte. "Straight" steht außerdem dafür, dass dieselbe Maische verwendet wurde. Da aber immer ein Restanteil der letzten Maische für den nächsten Ansatz verwendet wird, kann man den Begriff "Straight" eher mit dem schottischen "Single" vergleichen. Besonders ist auch, dass bei Buffalo Trace ein Red Brick Warehouse genutzt wird, in dem im Winter sogar eine Heizung verwendet wird. Üblich sind in den USA sonst eher Wellblech-Warehoueses mit entweder schwarzem oder weißem Wellblech, abhängig davon, wie man die Sonne und das Klima ausnutzen möchte. Geschmacklich hat der Buffalo Trace mit seiner ausgeprägten Süße leider nicht überzeugt, da kaum andere Aromen für mich erkennbar waren.
Nach der Pause sollte der Einstieg wieder etwas leichter sein, so dass wir Halt in Irland machten. Ins Glas wanderte der 12jährige Powers John´s Lane Release mit seinen hellen, gesüßten Früchen und seinen milden Karamellaromen. In diesem Zusammenhang lernten wir auch, warum in Irland in der Regel dreifach gebrannt wird und dies sogar als Markenzeichen verwendet wird. Da die britische Krone in Irland den Whisky nach Anzahl der Brennblasen versteuerte, wurden dort mit der Zeit immer größere Brennblasen angeschafft. Da deshalb nach zweifachem Destillieren der Alkohol vielfach noch nicht trinkbar war, wurde ein drittes Mal destilliert. In der John´s Lane in Dublin, die Namensgeber für diese Abfüllung war, kann man noch heute eine dieser sehr großen Brennblasen sehen.
Natürlich darf auch ein Abstecher nach Schottland bei einer Whisky-Weltreise nicht fehlen, so dass es zu einer in der Vergangenheit größten Brennereien des Landes ging. Tomatin hatte einst bis zu 24 Brennblasen, für die die Platzhalter heute noch immer in der Destillerie vorhanden sind, nachdem man sich von Masse eher in Richtung Qualität orientiert hat. Die 18jährige Abfüllung besteht aus einem Mix an Bourbon- und Oloroso-Fässern und bietet in der Nase viel Würze, Rosinen und rote Trockenfrüchte, die auch am Gaumen wieder klar wahrnehmbar sind. Bei alten Abfüllungen muss man zwangsläufig auch über den Angel´s Share sprechen, also den Anteil, der im Laufe der Zeit verdunstet, wobei die Engel in Schottland inzwischen oft als Thirsty Bastards bezeichnet werden, weil sie mit ihrem Anteil den Whisky mit der Zeit einfach sehr teuer machen.
Da es in Schweden besonders schön war, kehrten wir kurz vor Ende des Tastings noch einmal dorthin zurück. Mackmyra bringt schon seit einiger Zeit jährlich Sonderabfüllungen in Kooperation mit von Have heraus, die in Hamburger Rotspon-Fässern gefinishet werden. Waren es im vergangenen Jahr noch vier Fässer, so werden es in diesem Jahr sechs Fässer sein, von denen drei der ungetorften Elegant-Rezeptur folgen, zwei werden leicht getorft sein, ein weiteres soll stark getorft abgefüllt werden. Bei Hedda, die heute in unser Glas wanderte, handelt es sich um eine getorfte Abfüllung aus 2017, die über Lagerfeuer geräucherte rote Früchte zum Vorschein bringt. Die Besonderheit bei den getorften Abfüllungen von Mackmyra ist übrigens, dass immer auch Wacholderzweige mit zum Torf gegeben werden, so dass ein ganz besonderes Aroma entsteht.
Der abschließende Rock Oyster ist eine 18jährige Sonderedition der bekannten Auster von Douglas Laing, die eine angenehme Kombination aus Süße, Rauch und maritimer Salzigkeit bietet. Dieser Whisky stellte einen Abschluss zu einem sehr schönen Abend dar, an dem uns Julia mal wieder mit ihrem sehr tiefen Fachwissen überzeugt und unterhalten hat. Sie hat bereits verraten, dass sie auch wieder Tastings auf dem Bremer Bottle Market halten wird, von denen wir sicherlich mindestens eines besuchen werden. Die Atmosphäre in Bergedorf war darüber hinaus mal wieder sehr angenehm, so dass auch die Teilnahme an einem der zukünftigen Tastings bei von Have absolut empfehlenswert ist.
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