Sonntag, 4. November 2018

Eventbericht Whisky & Rum Festival Scandlines Bordershop Puttgarden (Fehmarn)


Zweimal im Jahr treffen sich zahlreiche Whiskyfreunde aus Norddeutschland und Skandinavien auf Deck 5 des schwimmenden Bordershops in Puttgarden auf Fehmarn, denn dann findet dort das Whisky & Rum Festival statt. Am frühen Samstag Vormittag machten meine Frau und ich uns auf den Weg, um rechtzeitig zur Öffnung der Tore um 10:00 Uhr vor Ort zu sein. Dieses Ziel haben wir fast erreicht, denn um nur fünf Minuten nach zehn Uhr hatten wir unseren Begrüßungs-Dram, nämlich einen Aberlour 12yo Double Cask Matured, im Glas. Dieser fruchtig-süße Whisky mit etwas Würze war ein sehr gelungener Auftakt zu einem extrem unterhaltsamen Tag.

Nachdem wir uns einen kurzen Überblick über die verschiedenen Aussteller verschafften, machten wir uns zunächst auf den Weg zu Distell, die wieder mit zahlreichen tollen Tropfen von Deanston, Bunnhabhain, Bain´s und Tobermory am Start waren. Da wir gerade erst ein Deanston- und Bain´s-Tasting besucht haben, kannten wir die vorhandenen Abfüllungen zum großen Teil schon, aber Markus Habermann und Brian Houston hatten natürlich noch eine Besonderheit unter der Ladentheke parat, von der ich einen kleinen Schluck probieren durfte. Der Deanston 19yo mit Muscat Finish ist eigentlich exklusiv in der Destillerie erhältlich, kann aber auch im Onlineshop bestellt werden. Diese Fassstärke mit 55,2% wirkte in der Nase ausgesprochen süß, bot dann am Gaumen aber durch zusätzliche Würze noch komplexere Noten. Die noch folgenden Whiskys würden es schwer haben, sich mit dieser tollen Abfüllung zu messen.

Weiter ging es zum Stand von Jameson, wo ich mich zunächst für einen Caskmates IPA entschied. Wie auch beim Glenfiddich IPA kommen hier die Hopfennoten sehr stark zum Vorschein, allerdings bietet der Jameson hier noch deutlich mehr Zitrusaromen. Wer gerne IPA trinkt, wird diesen Whisky sicherlich lieben. Mir hat er gut gefallen, allerdings bin ich kein großer Freund von zu starken Hopfennoten, so dass der Jameson IPA nicht zwingend auf meiner Wunschliste landet. Ganz anders sah es etwas später mit einer anderen Abfüllung der Iren aus, nämlich dem 18 Jahre alten Bow Street. der ein Finish im First Fill Bourbonfass erhalten hat. Herausgekommen sind dabei süße Karamellnoten, die mit einer angenehmen Holzigkeit kombiniert werden. Dies war definitiv sowohl für mich wie auch für meine Frau eines der großen Messe-Highlights!

Am Stand von Glenmorangie entschied ich mich für den 19yo, der sehr ausgeprägte Fruchtnoten bot. Hier zeigte sich auch mal wieder, dass Frauen durchaus an den Ständen bevorzugt werden. Auch mein Glas wurde sehr großzügig mit drei bis vier cl statt der üblichen zwei cl befüllt, meine Frau erhielt wenig später vom Glenmorangie Signet, der uns übrigens auch sehr gut gefiel, jedoch eher sechs cl. Vor der Mittagspause mit Currywurst und Pommes, die man am Imbiss direkt vor dem Eingang zu einem sehr günstigen Preis und in Top-Qualität bekommt, entschied ich mich noch für einen nicht näher benannten Blend aus der Speyside vom unabhängigen Abfüller Mac Malden aus Frankreich. Den Morvan´s Trout 13yo habe ich als etwas speziell wahrgenommen, da die von Muskatnuss dominierte Würze doch etwas stärker ausgeprägt war, als man es von anderen Whiskys kennt, mir hat er aber trotzdem sehr gut gefallen.

Frisch gestärkt machten wir uns dann auf zum Stand vom Mackmyra, wo sich meine Frau eine Portion Weihnachtsvorfreude in Form des neuen Vinterglöds einschenken ließ, den ich vor einiger Zeit schon ausführlich hier auf Drams United vorgestellt habe. Ich entschied mich für den Moment Ledin, der in Zusammenarbeit mit dem erfolgreichen schwedischen Sänger Thomas Ledin entstanden ist und nach vier Jahren im Bourbonfass noch fünf Jahre im Sauternes-Fass verbringen durfte. Die runde Mischung aus süßen Früchten, etwas Schärfe und leichten Eichennoten wusste durchaus zu gefallen. Den folgenden The Story of the Spaniard von Compass Box hatte ich bereits auf einer anderen Messe im Glas. Das fruchtige, sherrylastige Aroma hat mich noch einmal darin bestärkt, mir kurzfristig eine eigene Flasche von dieser Abfüllung ins Regal zu stellen.

Um 15:00 Uhr sollte dann noch ein weiteres Highlight folgen. Dreißig Glückliche hatten die Möglichkeit am kostenlosten Tasting von Bruichladdich teilzunehmen, das unter dem Motto "We are Islay" von Louise Conn durchgeführt wurde. Zwar hatte der Raum eher Klassenzimmercharakter, dafür waren aber die Abfüllungen umso besser. Zunächst gab uns Louise eine kurze Einführung in die Geschichte der Destillerie, die im Jahr 1881 von drei Brüdern gegründet wurde. Noch heute wird über die optimale Zusammensetzung der drei Gründer gelacht, da laut Legende unter den drei Brüdern ein Ingenieur war, einer war ein Whisky-Nerd und der dritte hatte das nötige Kleingeld. So wurde Bruichladdich durch diverse Hochs und Tiefs geführt, das irgendwann in der Übernahme durch Remy Cointreau endete, die aber der Destillerie in den grundlegenden Fragen freie Hand gelassen und gleichzeitig den Weg zu tollen Fässern freigemacht hat.

Gleich die erste Abfüllung war eine echte Granate. Der Bruichladdich 1990/27 durfte zunächst 17 Jahre im Bourbonfass verbringen, bevor er ein Finish im Bourdeaux-Fass erhielt. Herausgekommen ist ein sehr intensiv-fruchtiger Whisky, mit dem man sich locker einen ganzen Abend beschäftigen könnte. Diese Zeit hatten wir im Tasting leider nicht und so gingen wir gleich zum Laddie Valinch 39 Single Cask über, der das Intensitätslevel noch einmal etwas nach oben schraubte. Jede der Abfüllungen ist einem Mitarbeiter der Destillerie gewidmet, in diesem Fall ist es Neil Gillies. Dieser wirklich tolle Whisky überzeugt mit süßem Keksteig und angenehmen Fruchtaromen. Schade, dass man diese Flasche an diesem Wochenende nicht kaufen konnte.

Es folgten noch drei Abfüllungen der getorften Variante aus dem Hause Bruichladdich, also dem nach dem Nachbardorf benannten Port Charlotte. Dieser wurde übrigens am 20. Mai 2001 zum allerersten Mal destilliert. Für die Zukunft wird man aber keine älteren Abfüllungen als von 2002 mehr bekommen, da die letzten 2001er Fässer zum diesjährigen Feis Ile auf den Markt gebracht wurden. Der 10yo besteht zu 60% aus First Fill Bourbonfässern, 10% Second Fill Bourbonfässern und zu 30% aus französischen Weinfässern. Insgesamt werden bei Bruichladdich aktuell 180 unterschiedliche Fassarten verwendet. In diesem Jahr wurde aus dieser Bandbreite zum ersten Mal ein Whisky abgefüllt, der ein Finish im Marsala-Fass erhalten hat. Der Port Charlotte MC:01 ist für Louise ein flüssiger Christmas Cake. Mir hat diese Abfüllung genauso hervorrangend gefallen wie der finale CC:01, der eine Vollreifung im Cognac-Fass erhalten hat.

Bevor wir uns dann auf den Weg zu unserer Unterkunft machten, habe ich am Stand auch noch den Octomore 08.2 probieren dürfen, der eine tolle Mischung aus roten Früchten und starken Raucharomen ins Glas zaubert. Zum Abschied gab es dann noch einen exklusiv für den nordischen Travel Retail abgefüllten Speyburn in Fassstärke, der mit viel Süße zu überzeugen wusste. Hierzu wird es in Kürze einen ausführlichen Bericht auf Drams United geben, da mich diese Flasche nach Hause begleiten durfte. Wie schon bei unseren vorangegangenen Ausflügen zum Bordershop hatten wir auch diesmal wieder einen sehr unterhaltsamen und spannenden Tag, der mal wieder viel zu schnell vorüber war. Ein ganz großes Dankeschön geht an das Team von Scandlines, das dieses tolle Festival immer wieder organisiert, und an die vielen Aussteller, die es das ganze Wochenende mit zunehmend angetrunkenen Menschen aushalten. Wir sehen uns Ende März bei der nächsten Ausgabe!

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