Nur ein geringer Teil des so hergestellten Stroms wird übrigens für den Betrieb der Destillerie verwendet. Ein weit größerer Teil wird verkauft und ins Stromnetz eingespeist. So arbeitet Deanston nicht nur unabhängig von Stromlieferanten, sondern kann mit dem eigenen Strom sogar noch zusätzliches Geld verdienen. Geld, das dann anschließend zum Beispiel für den Kauf von Fässern verwendet werden kann, von denen wir einige auf dem großen Innenhof sahen, und die auf ihre Aufbereitung und Befüllung warteten. Bei der Nutzung von Bourbonfässern wird dabei nicht auf die ursprüngliche Destillerie in den USA geachtet, sondern es wird vor allem nach Preis u.a. von Jack Daniel´s oder Heaven Hill eingekauft.
Anschließend sahen wir wo und wie die Rohstoffe angeliefert und in der Destillerie weitertransportiert werden. Als eine der wenigen Destillerien in Schottland setzt Deanston dabei ausschließlich auf schottische Gerste. Für viele andere Destillerien lauert hier eine weitere Brexit-Gefahr, da dort ein Großteil der Gerste aus Frankreich und Deutschland stammt. Beim weiteren Rundgang durch die Produktion sahen wir dann natürlich auch die Maische- und Gärbottiche, bevor es zu den Brennblasen ging. Obwohl die Produktion allein schon sehr beeindruckend ist, sind bei mir persönlich die verschiedenen Gerüche hängengeblieben, die bei den einzelnen Produktionsschritten entstehen.
Nach Verlassen des Produktionsbereichs sahen wir noch einige Fässer, die bereits zur neuen Befüllung aufbereitet war. Schon allein durch den farbigen Anstrich machten diese Fässer einiges mehr her als die, die wir vorher auf dem Hof gesehen haben. In einem der kleinen Warehouses auf dem Gelände sahen wir dann noch das älteste Fass, das dort lagert. Dabei handelt es sich um einen 1974er Ledaig, der schon einen sehr geringen Füllstand hat und dicht an die 40%-Marke rutscht, was eine baldige Abfüllung wahrscheinlich macht. Sollte ein Fass tatsächlich trotz laufender Kontrolle einmal unter 40% fallen, wird es entweder mit anderen Fässern zu einem Batch vermählt oder gefrostet, so dass Wasser gefriert und in der übrigen Flüssigkeit der Alkoholgehalt auf diese Weise wieder leicht angehoben wird. Letzteres wird jedoch bei Deanston nicht praktiziert.
Leider konnten wir bei unserem Besuch keinen Blick mehr in die übrigen Warehouses werfen, dies haben wir uns jedoch im Rahmen der täglich angebotenen Warehouse Tour für unseren nächsten Edinburgh-Aufenthalt aufgespart. Erfahren durften wir aber, dass alle bei Deanston abgefüllten Fässer auch direkt auf dem Gelände lagern. Da die Warehouses sehr viel Platz bieten, werden zusätzlich auch Fässer anderer Destillerien untergebracht, die z.B. auf Islay - in diesem Fall bei Laphroaig - nicht über ausreichenden Platz verfügen. Insgesamt befinden sich auf dem Gelände rund 38.000 Fässer.
Nach der Tour führte uns Garry zurück in den kleinen Shop, wo es auch einen Tasting-Tisch gibt. Dort warteten bereits zwei Gläser des klassischen 12yo auf uns. Da wir aber gerne etwas mitnehmen wollten, was in Deutschland nicht ohne Probleme erhältlich ist, und zugleich Fassstärke bietet, führte uns Garry noch etwas durch das Sortiment der Distillery Only- und Fill Your Own-Abfüllungen. Dabei durften wir z.B. einen angenehm süßen Organic aus dem Jahr 2002 mit PX-Finish oder eine Vollreifung von 2004 aus dem Amontillado-Fass probieren. Überzeugt haben uns aber auch die Abfüllungen mit Sauternes-, Marsala- und Brandy-Finish.
Wer einige Tage in Edinburgh verbringt, dem kann ich den Trip zu Deanston auf jeden Fall sehr empfehlen. Mit Bahn und Bus ist man in rund 1,5 Stunden vor Ort und bekommt dort einen tollen Einblick in Geschichte und Produktion. Im Shop kann man anschließend noch ausreichend Geld ausgeben, die Wartezeit auf den nächsten Bus zurück nach Stirling kann man wunderbar im angeschlossenen Café verbringen. Unser ganz herzlicher Dank geht an dieser Stelle noch einmal an Chantalle, die den Kontakt hergestellt hat, und natürlich an Garry für die tolle Führung und die Geduld beim anschließenden Tasting.
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