Mittwoch, 6. Februar 2019

Messebericht Hanse Spirit 2019 Tag 3 inkl. Highland Park und Mortlach Tastings

Vor Kurzem habe ich bereits über die ersten beiden Tage auf der diesjährigen Hanse Spirit in der Hamburger Fischauktionshalle berichtet, heute steht der traditionell am besten besuchte Messe-Samstag im Mittelpunkt. Wieder mit dabei war natürlich auch meine Frau, mit der ich gemeinsam pünktlich zur Öffnung um 13:00 Uhr in der bereits recht langen Schlange am Einlass stand. Die tolle Atmosphäre in der Halle sollte auch an diesem Tag wieder zahllose Highlights für uns bereithalten. Dabei war am Samstag besonders stark zu merken, dass durch die Maßnahme, den Einlass und die Garderobe in ein Vorzelt auszulagern, die Situation auf der Messefläche deutlich entspannter war als im vergangenen Jahr. Dafür gibt es gleich den ersten Daumen nach oben für Veranstalter Chris Rickert und sein Team.

Wie schon an den beiden vorherigen Tagen führte mich mein Weg zunächst zu Flickenschild, um eine weitere der eigenen Abfüllungen der Itzehoer zu probieren. Diesmal entschied ich mich für einen Mackmyra, der unweit von Hamburg auf Gut Basthorst in einem kleinen 30l-Fass reifte. Obwohl ich ein großer Mackmyra-Fan bin, hat mich dieser Whisky nicht vollends überzeugt, weil ihm etwas die Komplexität fehlt. Mit dem Dram in der Hand machten meine Frau und ich uns auf den Weg zum Langatun-Stand, wurden unterwegs aber am Stand von Hafenkorn angehalten. Dort wurde uns - quasi als kleiner Snack für zwischendurch - der sogenannte Möwenschiss serviert. Hierbei handelt es sich um einen Korn mit einer Scheibe Salami und einem Klecks Senf, der frei nach dem Motto "Lecken, Schlucken, Beißen" verzehrt wird. Das ist vielleicht nicht unbedingt das Nonplusultra für Whisky-Fans, sicherlich aber ein netter und in dieser Variante witziger Partydrink. Dabei ist festzuhalten, dass der Hafenkorn sehr mild und durchaus pur gut trinkbar ist.

Nach diesem kurzen Ausflug in die Welt des Korns, der in diesem Fall übrigens in meiner Heimatstadt Heide gebrannt wird, wie sich im Laufe des Gesprächs herausstellte, zogen wir dann tatsächlich weiter zu Langatun, wo sich der Bestand seit dem Vortag bereits deutlich minimiert hatte. Leider war auch der Jacob´s Dram, den ich eigentlich gerne mit nach Hause genommen hätte, bereits ausverkauft. Ich konnte mich jedoch mit der Abfüllung aus dem Rumfass trösten, die ich in Kürze auch ausführlich auf Drams United vorstellen werde. Tatsächlich haben meine Frau und ich auch schon nach Flügen geguckt, um uns die Destillerie der außerordentlich sympathischen Schweizer einmal ansehen zu können. Schon rund drei Stunden vor Messeende musste Langatun dann die Segel streichen: Es war alles ausverkauft. Schöner kann eine Messe vermutlich für einen Aussteller nicht enden.

Nach einem kurzen Stopp zum Mittagessen auf der Empore, wo es auch in diesem Jahr wieder schöne Gerichte zu sehr fairen Preisen gab, waren wir bei Martin Markvardsen zu einem Silent Tasting mit vier Abfüllungen von Highland Park zu Gast. Silent Tasting bedeutet in diesem Fall, dass das Tasting mitten auf der Messe direkt am Stand von Beam Suntory stattfand, die Teilnehmer allerdings von Martin über Kopfhörer mit Informationen und vielen sehr interessanten Geschichten versorgt wurden. Gleich zu Beginn lernten wir, dass das Klischee, dass Schotten geizig sind, im Fall von Highland Park voll erfüllt wird, denn man verzichtet in der gesamten Range auf Zuckerkulör, zumal dieser auf den Geschmack ohnehin keinen Einfluss hat. Meine persönlichen Erwartungen an die Drams war eher gering, da mir zuletzt die NAS-Abfüllungen nicht sonderlich zusagten. Das galt auch für den Valknut, der uns als erster Dram eingeschenkt wurde. Dieser für einen Highland Park überdurchschnittlich stark getorfte Dram bot Schinken, Malz, Eiche und süßen Rauch, wirkte auf mich aber nicht sonderlich rund.

Schon ab dem zweiten Dram sollte dann aber meine Begeisterung für Highland Park geweckt werden. Der HP 18yo bot einen angenehmen Mix aus roten Beeren, Karamell und einem leichten Raucharoma. Dieses ist übrigens auf Orkney deutlich dezenter als bei Islay-Abfüllungen, weil es auf den Orkneys keine Bäume gibt, so dass hauptsächlich Heidekraut für die Entstehung von Torf verantwortlich war, welche ein deutlich milderes Aroma liefert. Danach gab es dann mit den beiden 17jährigen Abfüllungen The Light (Bourbonfass-Reifung) und The Dark (First Fill Sherryfass-Reifung) zwei echte Highlights ins Glas. Karamell, Apfel, Traube und ein leichtes Raucharoma zeichneten den Light aus, während der Dark speckige Beeren, Trockenfrüchte, Rosinen und frische rote Früchte bot. Wirklich tolle Tropfen! Zwischendurch erfuhren wir auch noch, was bei HP mit weniger guten Fässern geschieht. Sie werden nicht etwa in günstigeren Abfüllungen "versteckt", sondern werden zu Neutralalkohol verarbeitet und an die französische Parfumindustrie verkauft. Es könnte also sein, dass meine Frau genau in diesem Moment Highland Park auf der Haut trägt...

Danach spazierten wir ein wenig über die Veranstaltungsfläche und machten an verschiedenen Ständen Halt. Bei Whiskyburg Wittlich, die wir leider viel zu spät für uns entdeckt haben, gab es einen kräftig-fruchtigen Glenallachie ins Glas, der den Namen Karl Marx erhalten hat. Außerdem gab es hier zahlreiche tolle Abfüllungen von Bruichladdich und Big Peat im Ausschank zu sehr guten Preisen. Außerdem holten wir uns bei Spahns Whiskywarehouse einen zehn Jahre alten North British aus dem Bourbonfass ab, der mit intensiver Vanille und einer schönen Cremigkeit an flüssiges Shortbread erinnerte. Auch bei St. Kilian machten wir Station, nahmen hier allerdings statt eines weiteren Drams etwas Marzipan mit, das mit dem Turf Dog bzw. mit dem Cream Dog hergestellt wurde.

Das Finale der diesjährigen Messe sollte eine Hafenrundfahrt auf der Europa sein, die die leider mit einem Motorschaden ausgefallene Kleine Freiheit ersetzte. Während der einstündigen Fahrt präsentierte uns Thomas Plaue die drei neuen Standardabfüllungen von Mortlach, dem Beast of Dufftown. Zunächst erläuterte Thomas, dass bei Mortlach immer mit 43,4% abgefüllt wird. Hintergrund ist, dass Mortlach bereits seit 1900 als Luxuswhisky verfügbar ist, den es bei Macy´s in New York immer mit 86,8 Proof gab, was genau diesen 43,4% entspricht. Der The Wee Witchie 12yo reifte in First Fill und Refill Bourbon- und Sherryfässern und bietet viele frische und getrocknete gelbe Früchte wie Äpfel, Birnen und Aprikosen, am Gaumen kommen dann Karamell und einige wenige rote Beeren hinzu. Der 16 Jahre alte Distillers Dram reifte ausschließlich in Sherryfässern und war weniger fruchtig, dafür waren die vorhandenen Früchte deutlich dunkler als beim jüngeren Vertreter. Während in der Nase noch viel Karamell und eine minzige Frische hinzukamen, entwickelten sich am Gaumen vor allem Himbeeren, Stachelbeeren und Werthers Echte.

Den Abschluss machte dann der 20yo Cowie´s Blue Seal aus einem Mix an Bourbon- und Sherryfässern, wobei vermutlich die Bourbonfässer den größeren Anteil haben. Noch stärker als beim 16er waren hier die Mentholnoten ausgeprägt, außerdem gab es Zitrusfrüchte, Karamell, Rosinen, Holz und Blutorange. Der Name dieser Abfüllung leitet sich übrigens von ursprünglich nur der Familie vorbehaltenen Flaschen ab, die hinter einem Schrank versteckt waren. Für die Zukunft dürfte es übrigens deutlich schwieriger werden, einen Mortlach eines unabhängigen Abfüllers auf dem Markt zu finden. Seit 2012 werden keine Fässer mehr herausgegeben, bereits im Besitz unabhängiger Abfüller befindliche Fässer werden nach und nach zurückgekauft. Somit dürfte Mortlach seinen Weg im oberen Preissegment fortführen. Mir persönlich waren die Abfüllungen durchweg etwas zu teuer, ich kann aber gut verstehen, dass sie zahlreiche Anhänger haben.

Nach einer kleinen Abschiedsrunde über die Messe machten meine Frau und ich uns dann auf den Weg nach Hause. Am Sonntag war deutlich spürbar, dass ich drei Tage Messe in den Beinen hatte. Nicht, weil ich mit Kopfschmerzen aufwachte, sondern weil ich einfach in den Beinen spürte, dass ich drei Tage lang sehr viel zu Fuß unterwegs war. So kam mir ein ruhiger Sonntag sehr gelegen, um mich für die folgende Arbeitswoche im "richtigen" Leben auszuruhen. Insgesamt hat die Messe wieder außerordentlich viel Spaß gemacht und ich danke allen Ausstellern, Helfern und natürlich den Organisatoren um Chris Rickert ganz herzlich für dieses tolle Wochenende. Ihr habt mir und vielen anderen Whisky-Fans ein dreitägiges Dauergrinsen ins Gesicht gezaubert!

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