Donnerstag, 11. April 2019

Jubiläums-Hausmesse der Weinquelle Lühmann

In diesem Jahr feiert die Weinquelle Lühmann ihren 100. Geburtstag. Zum Sortiment gehören inzwischen über 6.000 Artikel aus den Bereichen Whisky, Rum, Wein und Spirituosen, die allesamt im Stammhaus in der Lübecker Straße unweit der Hamburger Innenstadt erhältlich sind. Außerdem kann man natürlich alles auch online erwerben und bei Bedarf sogar im 2016 eröffneten Showroom in Siek östlich von Hamburg abholen, wo auch immer wieder interessante Tastings stattfinden. Am ersten Wochenende im April wurden dort die Tore für die große Jubiläums-Hausmesse geöffnet, zu der sich über 50 Aussteller und zahllose Besucher nach Siek begeben haben, um den runden Geburtstag gebührend zu feiern.

Für schlanke EUR 9,- im Vorverkauf konnte man Eintrittskarten erwerben, wofür man nicht nur sein persönlichen Tastingglas mit nach Hause nehmen durfte, sondern auch alle an den Ständen präsentierten Spirituosen kostenlos probieren konnte. Schon zu Beginn um 11:00 Uhr strahlte die Sonne mit der Familie Lühmann um die Wette, was zumindest in Bezug auf die Sonne in Norddeutschland zu dieser Jahreszeit nicht selbstverständlich ist. Als meinen persönlichen Starter ließ ich mir den brandneu von Kammer Kirsch nach Deutschland geholten Signal Hill Whisky aus Kanada einschenken, der aus Gerste und Mais destilliert wird. Ein schöner Start mit sehr ausgeprägten Vanille- und Karamellnoten sowie einer leichten Würze und angenehmen Fruchtnoten.

Gleich nebenan bei Alba Import durfte ich den exklusiv für die Weinquelle abgefüllten Kilchoman probieren, der ganze zwölf Jahre im Bourbonfass verbringen durfte. Dieses Einzelfass mit 50ppm und 54,8% kombiniert angenehmen Rauch mit Zitrusfrüchten und maritimen Noten. Wer hiervon noch eine Flasche ergattern möchte, muss sich ranhalten. Schon zu Beginn der Veranstaltung hatten bereits viele der insgesamt 232 Flaschen ihren Abnehmer gefunden, so dass nur noch Restbestände erhältlich sind. Anschließend probierte ich eine weitere Single Cask Abfüllung, diesmal jedoch ein Burgundy Cask Finish von Glendalough mit 42%. Sicherlich ist es unfair, diesen Iren mit dem kräftigen Islay-Whisky zu vergleichen, trotzdem war ich an dieser Stelle etwas enttäuscht. Der Whiskey ist extrem mild mit typischen Vanille- und Honignoten, das Rotweinfass hat mir aber deutlich zu wenige Spuren hinterlassen.

Deutlich besser hat mir danach ein deutscher Whisky gefallen. Der Rothaus Black Forest Single Malt Edition 2015/2018 mit Banyuls Finish wurde mit kräftigen 54,6% abgefüllt und bietet neben einer schönen Würze und Schokolade auch Aromen süßer, eingelegter Beeren. Trotz seiner nur drei Jahre, von denen übrigens der grö0ere Teil auf das Finish entfällt, hat der Whisky schon ein sehr breites Aromenspektrum entwickelt, das ich persönlich ausgesprochen spannend finde. Neben den vielen Ständen wurden aber auch zwei Tastings angeboten, von denen ich die Bruichladdich Masterclass mit Louise Conn, die extra den langen Weg von Islay nach Siek gekommen ist, um den verhinderten Ewald Stromer zu vertreten, besucht habe. Neben dem Classic Laddie und dem Islay Barley aus der ungetorften Range sowie dem PC 10 und dem Islay Barley 2011 aus dem torfigen Port Charlotte-Portfolio gab es noch zwei echte Highlights. Der Octomore Dialogos 10yo von 2008 gefiel mir mit seiner Mischung aus Süße, Leder, Würze, Schokolade und roten Trockenfrüchten eingehüllt in nicht zu viel Rauch ausgesprochen gut. Den ebenfalls sehr überzeugenden Black Art 06.1 1990 werde ich in Kürze auf Drams United noch einmal ausführlich vorstellen, weil mir Louise am Ende glücklicherweise die letzten 5cl im Altglas anvertraut hat.

Nach dem Tasting musste natürlich erst einmal eine Stärkung her. Auf dem Außengelände gab es einen Stand, an dem man sich u.a. mit Kuchen, Bratwurst und Burgern versorgen konnte. Allerdings musste man zumindest am Nachmittag etwas Geduld aufbringen, weil die Schlangen doch sehr lang waren. Vielleicht hätten hier unterschiedliche Schlangen für die verschiedenen Produkte geholfen. Zwischenzeitlich hatte ich den Tipp bekommen, dass es bei Gerd Schmerschneider auch "Bückware" von Compass Box gab, so dass ich in den Genuss des Affinity kam. Hierbei handelt es sich streng genommen nicht um einen Whisky, da es ein Blend aus Whisky und Calvados ist. Herausgekommen ist eine fruchtig-würzige Spirituose mit Apfel-, Vanille- und weihnachtlichen Gewürzaromen.

Bei Stauning gab es zwei Probierschlücke von zwei unterschiedlichen Fassproben, die der deutsche Master Blender und Destiller Stefan Baumgart mir einschenkte. Die beerig-rauchige Variante aus dem Portfass gefiel mir dabei ein klein wenig besser als die Variante mit Belize Rum Cask Finish, die helle und exotische Früchte bot. Als Rausschmeißer gab es für meine Frau dann natürlich wieder traditionell den Redbreast 12 Cask Strength, der bei ihr auf keiner Messe fehlen darf. Ich kam dagegen nicht umhin, noch einmal meine Erinnerung an den Rothaus vom Beginn aufzufrischen, weil er mir einfach so gut gefallen hat. So machten wir uns gut ausgerüstet auf den Weg zum Auto, in dem wir aber natürlich beide nur Mitfahrer waren.

Insgesamt war es wieder eine sehr gelungene Veranstaltung, auch wenn die Wartezeiten beim Essen und an der Kasse nachmittags sehr lang waren. Dafür lief aber an den Ständen alles reibungslos und trotz des sehr intensiven Publikumsverkehrs am Nachmittag blieb zwischendurch immer mal wieder etwas Zeit, um kurz mit den Ausstellern ins Gespräch zu kommen. Vielen Dank an alle Aussteller und natürlich vor allem an das Team der Weinquelle für den tollen Nachmittag. Ich freue mich auf die Hausmesse zum 101. Geburtstag im kommenden Jahr.

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