Dienstag, 16. April 2019

Mackmyra BBQ und Tasting auf Gut Basthorst

Seit inzwischen zwanzig Jahren gibt es die schwedische Destillerie Mackmyra. Seit der ersten "Schnapsidee" der Gründer - im wahrsten Sinne des Wortes - bis um heutigen Tag ist viel passiert. Nachdem man zunächst einmal die rechtlichen Grundlagen zur Herstellung von Whisky in Schweden klären musste, wurden auf einer kleinen Brennanlage die ersten Versuche gestartet. Nach einiger Zeit entstand die Idee, den Whisky nicht nur in Flaschen zu verkaufen, sondern den Kunden auch ganze Fässer anzubieten, was zur absoluten Erfolgsgeschichte wurde. Neben mehreren Fasslagern in unterschiedlichen Regionen Schwedens und der neu erbauten Gravity Distillery ist daraus auch das erste Fasslager außerhalb Schwedens entstanden, nämlich auf Gut Basthorst in der Nähe von Hamburg. Genau dort waren meine Frau und ich zum schwedischen BBQ mit Tasting zu Gast.

Um 14:00 Uhr wurden die rund 30 Gäste aus Deutschland und Schweden gleich von mehreren Mitarbeitern und Ambassadoren von Mackmyra begrüßt, denn auch diese wollten sich das Event nicht entgehen lassen. Bevor wir unser Zimmer bezogen, konnten wir uns zunächst mit Apfel- und Pflaumenkuchen sowie Kaffee oder Tee stärken. Übernachten durften wir im urigen und gemütlichen Herrenhaus, wo wir unser Gepäck abluden, bevor wir einen kleinen Spaziergang über das idyllische Gut machten. Natürlich durften dabei ein kleiner Abstecher in den auf dem Gelände befindlichen Mackmyra-Shop sowie ein Blick ins Fasslager nicht fehlen.

Um 16:00 Uhr trafen sich dann alle Gäste in der Almhütte wieder, wo die fleißigen Ambassadore bereits eingedeckt und die Gläser für das Tasting befüllt hatten, bei dem sowohl Neuheiten wie auch ältere Abfüllungen vorgestellt wurden. Durch das Tasting führte André mit einer Mischung aus Deutsch und Englisch, da natürlich auch die schwedischen Gäste am Tasting teilnahmen. Zwischen den Drams gab es anhand einer kleinen Präsentation immer wieder Einblicke in die Geschichte von Mackmyra sowie einige Anekdoten aus der zwanzigjährigen Geschichte. So erfuhren wir zum Beispiel, dass auf dem ersten Entwurf für das Design der Flasche des Brukswhiskys auch Skier zu sehen waren. Diese mussten aber entfernt werden, weil in Schweden nicht mit Sport für Alkohol geworben werden darf.

Als ersten Whisky des Nachmittags gab es den brandneuen Sweden Rock 19, der erst wenige Tage zuvor in Deutschland angekommen ist. Insgesamt wurden von dieser Sonderabfüllung, die es seit 2015 für das schwedische Musikfestival gibt, 2.970 Flaschen abgefüllt, von denen 480 Stück den Weg nach Deutschland gefunden haben. Der mit 40% abgefüllt Whisky hat ein Finish in einem zuvor mit Whisky-Kaffee-Likör belegten Fass erhalten, geht also in eine ähnliche Richtung wie der Special No. 10 vor einigen Jahren. Der Kaffee ist jedoch nicht so stark zu erkennen wie beim Special No. 10, dafür stehen eine malzige Süße, etwas Kakao und Honig im Vordergrund. Auch am Gaumen bleibt der Kaffee eher im Hintergrund, dafür kommen nun noch Vanille, Gewürze und Getreide hinzu.

Auch beim zweiten Whisky handelte es sich um eine Neuheit. Da ich die diesjährige Frühjahrs-Abfüllung Äppelblom, die ein Calvados-Finish erhalten hat, aber schon ausführlich hier auf Drams United vorgestellt habe, hebe ich an dieser Stelle nur noch einmal die tollen Apfelnoten in der Nase und am Gaumen hervor. Aus der Moment-Serie durften wir danach den Skog probieren, der schon vor einigen Jahren auf den Markt gekommen ist. Hierfür wurden Bourbon-, Preiselbeerwein- und Blaubeerweinfässer genutzt, die letztlich insgesamt 3.000 Flaschen mit 52,4% hergegeben haben. Neben erdigen und moosigen Noten kommen in der Nase rote Beeren, Heidelbeeren und Vanille durch, am Gaumen kommt dann noch etwas mehr Säure mit ins Spiel.

Weiter ging es dann mit einer Abfüllung, die aus der Kooperation mit dem Hamburger Traditionshaus Heinrich von Have entstanden ist. Nachdem in den vergangenen Jahren die Abfüllungen, die immer ein Finish im Rotspon-Fass erhalten, nach schwedischen Persönlichkeiten wie u.a. Nobelpreisträgern benannt wurden, durften in diesem Jahr die Namen in Deutschland vergeben werden. Die insgesamt sechs Abfüllungen wurden im vergangenen Herbst nach den unterschiedlichen Schiffsformen benannt, die von der Hanse genutzt wurden. Der Kraier stellt dabei eine der ungetorften Varianten dar, die mit roten Beeren, Rotweinaroma und Vanille punkten kann. Am Gaumen kommen eine leichte Säure, etwas Würze und ein leicht trockenes Mundgefühl hinzu.

Anschließend gab es eine Einzelfassabfüllung, die vier Jahre und fünf Monate im Fasslager in Bodas reifen durfte und mit 50,8% abgefüllt werden konnte. Die genutzte rauchige Rezeptur verbrachte die volle Zeit in schwedischer Eiche. In der Nase gibt es neben Rauch auch Vanille, Gerste und Malz, bevor am Gaumen der Rauch dann noch einmal richtig auf die Tube drückt und sich mit der ebenfalls sehr ausgeprägten Karamell- und Vanillesüße misst. Außerdem kommen hier nun auch ein holzige Noten zum Vorschein. Traditionell werden hier übrigens 30l-Fässer genutzt, die ja auch von Interessenten gekauft werden können, da die alte Brennanlage, auf der die ersten Versuche stattfanden, genau 30 Liter im Mittellauf hervorbrachte. Zum Abschluss konnten wir dann noch den Mackmyra New Make probieren, der mit 70,3% natürlich sehr kräftig ausfällt. Schon vor dem ersten Kontakt mit Holz sind hier schon Getreide, Erde, Süßholz und eine ausgeprägte Fruchtigkeit zu erkennen.

Nach dem Tasting gab es zunächst noch einmal die Möglichkeit im Shop Geld auszugeben, welche von vielen Gästen auch genutzt wurde. Danach wurden die neu erworbenen Schätze in den Hotelzimmern verstaut und um 19:00 Uhr saßen alle wieder an den Tischen in der Almhütte in Erwartung des Barbecues, für das extra ein schwedischer Grillmeister angereist war. Zwar fiel die Wartezeit auf das Essen relativ lang aus, allerdings konnte man diese mit Bier oder Wein und netten Gesprächen an den Tischen gut überbrücken. Außerdem wurden wir auch noch mit Live-Musik versorgt, die im späteren Verlauf durch Musik aus der Konserve abgelöst wurde, als sich die ersten Gäste trauten, die Tanzfläche zu erobern.

Das Barbecue war sehr lecker, allerdings war es aufgrund der eher frostigen Temperaturen - 4 Grad und Schneeschauer, also ein echter norddeutscher Frühlingstag - schwer, die Speisen warm in die beheizte Almhütte zu bekommen. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Lamm gegessen und es hat mir sogar geschmeckt. Es gab aber auch Rindersteaks, Schwein, Würstchen, Kartoffeln, Paprika und Spargel vom Grill. Leider war ich danach so satt, dass ich die gegrillte Ananas mit roter Grütze und Whisky-Vanille-Soße nur bei meiner Frau probiert habe. Nach dem Essen gab es natürlich auch noch den einen oder anderen Whisky oder einen der beiden inzwischen in der alten Mackmyra Destillerie produzierten Gins.

Da viele scheinbar noch deutlich länger durchgehalten haben als meine Frau und ich, blickten wir beim sehr leckeren Frühstück im Pferdestall am kommenden Morgen in so manche noch eher müde wirkende Gesichter. Uns hat der Tag auf Gut Basthorst jedenfalls sehr viel Spaß gemacht. Ein ganz lieber Dank geht an Gabi Garmsen für die Organisation des Events. Anfang Dezember wird es zeitgleich zum großen Weihnachtsmarkt auf Gut Basthorst auch wieder ein Fasseignertreffen geben. Auch wenn ich aktuell noch kein eigenes Fass besitze, wird hoffentlich spätestens diese Veranstaltung mich wieder nach Gut Basthorst führen.

Übersicht der verkosteten Whiskys:
Mackmyra Sweden Rock 19, Swedish Single Malt Whisky, NAS, 40%, EUR 69,-
Mackmyra Äppelblom, Swedish Single Malt Whisky, NAS, 46,1%, EUR 59,-
Mackmyra Moment Skog, Swedish Single Malt Whisky, NAS, 52,4%, EUR 120,-
Mackmyra Rotspon Kraier, Swedish Single Malt Whisky, NAS, 56%, EUR 69,-
Mackmyra Reserve Rök/Svensk Ek, Swedish Single Malt Whisky, 4yo, 50,8%, k.A.

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