Mittwoch, 26. Juni 2019

Besuch bei der Borders Distillery (im Rahmen der Schottland-Rundreise mit Villa Konthor)

Der Start unserer Reise nach Schottland mit der Villa Konthor verlief problemlos, denn die Autobahnen in Deutschland und den Niederlanden waren frei, so dass wir mehr als rechtzeitig am Fährhafen in Amsterdam ankamen. Auf dem Weg von Newcastle zur Borders Distillery am folgenden Morgen wurden wir allerdings nicht nur von Regen und bescheidenen Temperaturen überrascht, sondern auf halber Strecke lag auch ein Auto nach einem Unfall auf dem Dach. Da sich glücklicherweise sehr schnell herausstellte, dass sich dort niemand ernsthaft verletzt hat, erreichten wir die Borders Distillery nur mit wenigen Minuten Verspätung. Unsere Tour konnte also doch noch wie geplant stattfinden.

Zunächst einmal wurden wir in zwei Gruppen eingeteilt, wobei meine Frau und ich zu denen gehörten, die sich zuerst auf den Weg ins Herz der Destillerie machen durften. Unser Guide war Sarah Fraser, die allerdings rein zufällig den Namen eines der Blends - nämlich Clan Fraser - trägt, die vor Ort verkauft werden, bis der erste eigene Whisky erhältlich sein wird. Sie arbeitet als Destillateurin bei Borders und zeichnet sich somit für die aktuell hergestellten Spirits, die für Whisky, Wodka und Gin verwendet werden, verantwortlich.

Ursprünglich wurde das Gebäude, in dem sich heute die Borders Distillery befindet, zur Erzeugung von Elektrizität mithilfe des nahegelegenen Flusses verwendet. Mit der Zeit wurden dort auch Stoffwaren hergestellt, die schnell führend in der Borders Region waren. Später wurde das Gebäude jedoch stillgelegt, bevor im Jahr 2013 die Idee entstand, in der Borders Region wieder eine Destillerie zu eröffnen - die erste in der Region seit dem Jahr 1837. Im Jahr 2015 wurde mit dem Umbau des Gebäudes begonnen, wobei vor allem auch das lichtdurchlässige Dach erhalten werden sollte, was natürlich Einschränkungen bei der Höhe der Stills nach sich zog. Im Frühjahr 2018 wurde dann endlich der erste Spirit produziert, so dass wir mit etwas Glück in zwei Jahren schon den ersten Whisky aus der Destillerie genießen dürfen.



In der Zwischenzeit müssen wir uns zunächst mit Wodka und Gin begnügen, die zu Beginn im Grunde nach dem gleichen Muster hergestellt werden wie Whisky, später aber auf andere Weise destilliert werden. Die Still für diese beiden Spirituosen ist einer Coffey Still ähnlich. Den Wodka habe ich nicht probiert, der Gin jedoch hat ein sehr starkes Wacholder-Aroma, das von viel Orange sowie von etwas Holz und Zimt begleitet wird. Nach wie vor muss ich allerdings sagen, dass ich kein großer Gin-Fan bin, obwohl sicherlich auch dieses Produkt handwerklich und qualitativ sehr gut ist. Gin, vor allem mit starken Wacholder-Noten, trifft einfach meinen persönlichen Geschmack nicht.

Besonders spannend war es, dass ich meinen Finger in das sogenannte Wort, also die fertige Zuckerlösung halten durfte, um auch diesen Produktionsschritt einmal zu probieren. Naturgemäß war die Flüssigkeit sehr süß, hatte jedoch auch noch eine getreidige Note. Auch einen Blick in die Mashtuns aus Metall, deren Inhalt gerade in unterschiedlichen Phasen war, war möglich, genauso wie in die vier Stills, die zwar gerade nicht in Betrieb waren, aber trotzdem zumindest befüllt waren. Die je zwei Wash und Pot Stills sind übrigens nach den Gründern benannt und heißen John, George, Tim und Tony. Besonderes Glück hatten wir zudem, dass einer der zwei Spirits Safes gerade geöffnet war, da er kurz zuvor gereinigt wurde. So hatten wir ausnahmsweise die seltene Möglichkeit, auch hier eine Nase zu nehmen. Der sehr junge New Make war an dieser Stelle klar erkennbar.



Nach dem zweiten Destillationsvorgang wird der aktuelle New Make nicht nur in die Fässer gebracht, sondern auch mit 63,5% in Flaschen abgefüllt und ist in der Destillerie zu haben. Mir erschien jener im Vergleich zu anderen bereits probierten New Makes ausgesprochen süß, sehr getreidig und auch die alkoholische Note war - wenig überraschend - stark wahrnehmbar. In Kombination mit den sehr unterschiedlichen Fässern, die aktuell bei Borders eingekauft werden und von Bourbon über Sherry bis zu Rum reichen, kann man sich allerdings auf spannende Abfüllungen freuen. Ich bin zumindest sehr darauf gespannt, wie sich der Spirit dieser neuen Destillerie entwickeln wird.

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