Sonntag, 30. Juni 2019

Besuch bei der Kingsbarns Distillery (im Rahmen der Schottland-Rundreise mit Villa Konthor)

Die Kingsbarns Distillery hat erst vor Kurzem mit dem Dream to Dram den ersten dreijährigen Whisky vorgestellt, den ich auch schon hier auf Drams United thematisiert habe. Im Rahmen meiner Schottland-Rundreise mit der Villa Konthor hatte ich nun die Möglichkeit, mir auch die Destillerie auf der Halbinsel Fife in der Nähe von St. Andrews ansehen zu können. Bei strömendem Regen machten wir uns morgens von Edinburgh aus auf den Weg, um an einer geführten Tour und einem kleinen Tasting im Anschluss teilnehmen zu können.

Unser Guide Kirsten erzählte uns zunächst, wie es überhaupt zur Gründung der Destillerie gekommen ist. Die Region ist bekannt für die unzähligen Golfplätze, allerdings mussten diejenigen, die sich neben Golf auch für Whisky interessierten, rund zwei Stunden Fahrt in Kauf nehmen, um eine Destillerie besuchen zu können. William Wemyss nahm dies zum Anlass, auf der Halbinsel Fife eine Destillerie zu errichten, womit er aber natürlich auch der Tatsache vorbeugen wollte, dass es für seine Familie und somit den unabhängigen Abfüller Wemyss Malts immer schwieriger wird, gute Fässer zu angemessenen Preisen einkaufen zu können. Unterstützung holte er sich dabei von Distillery Manager Peter Holroyd, der ursprünglich aus dem Brauereiwesen stammt.



Als Standort wurde ein altes Farmgebäude ausgewählt, das umgebaut und erneuert wurde, um der Destillerie, einem Café (übrigens mit sehr humanen Preisen) und einem modernen Visitor Center Platz zu geben. Nachdem wir uns zu Beginn der Tour einen kurzen Film angesehen hatten, versammelten wir uns im ehemaligen Taubenschlag, in dem heute das erste jemals bei Kingsbarns befüllte Fass untergebracht ist und somit natürlich ein beliebtes Foto-Motiv für die Besucher darstellt. Man meint in diesem Raum noch immer die einst hier untergebrachten Vögel riechen zu können. Direkt vor dem Taubenschlag hat man die Möglichkeit, seine Nase auf eine Probe zu stellen, denn in mehreren Behältnissen befinden sich Aromen, die man erschnüffeln kann.

Bevor wir dann in den eigentlichen Produktionsraum - bei Kingsbarns sind tatsächlich alle Produktionsschritte in einem großen Raum untergebracht - gingen, stellte uns Kirsten die verwendeten Rohstoffe vor. Natürlich werden auch hier Wasser, Malz und Hefe verwendet, allerdings gibt es einige Besonderheiten. Das Wasser stammt aus dem recht porösen Gestein unterhalb der Destillerie, die in unmittelbarer Nähe zur Nordsee liegt. Aus rund 100 Metern Tiefe wird es an die Oberfläche gepumpt. Das Getreide wird ausschließlich auf der Halbinsel Fife angebaut, es wird kein zusätzliches Getreide von außerhalb hinzugekauft. Zuletzt werden bei Kingsbarns zwei unterschiedliche Hefen zu gleichen Teilen verwendet, während die meisten anderen Destillerien nur eine Hefeart verwenden. Neben einer Anchor-Hefe wird auch belgische Lesaffre-Hefe verwendet. Pro Batch, von denen eines pro Tag produziert wird, werden jeweils 3,5kg Hefe pro Sorte verwendet.



In der sehr geschäftigen Produktion konnten wir einen guten Einblick in die tägliche Arbeit in der Destillerie gewinnen. Gefehlt hätte eigentlich nur noch, dass wir auch das Befüllen der Fässer hätten sehen können, hierfür waren wir jedoch deutlich zu früh vor Ort. Es werden übrigens bei Kingsbarns zu 90% Ex-Bourbon-Fässer verwendet, ansonsten kommen auch Sherry- und portugiesische Rotweinfässer zum Einsatz. Bevor wir schließlich den Shop plündern konnten, gab es natürlich auch noch eine Kostprobe dessen, was vor Ort produziert wird. Der angenehme und auch pur gut trinkbare New Make kam in der Gruppe ebenso wie der Dream to Dram sehr gut an. Der New Make ist auch im freien Verkauf erhältlich und wird so abgefüllt, wie er auch ins Fass kommen würde, nämlich mit 63,5%. Der anschließende Angels Share bei Kingsbarns liegt bei jährlich rund 2%.

Der Besuch bei Kingsbarns hat mir sehr gut gefallen, weil man dort moderne Methoden und natürlich eine moderne Präsentation mit traditionellem Handwerk verbindet, was am Ende auch noch zu mehr als vorzeigbaren Ergebnissen führt. Ich bin sehr gespannt darauf, wie sich der Whisky entwickelt, wenn er noch mehr als das Mindestmaß von drei Jahren im Fass verbringen darf. Ich bin sehr zuversichtlich, dass uns zukünftig noch sehr feine Tropfen von der Halbinsel Fife erwarten.

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