Freitag, 5. Juli 2019

Schottland-Rundreise mit der Villa Konthor (Teil 2/3)

Im ersten Teil meines Reiseberichts zur Rundreise durch Schottland mit der Villa Konthor habe ich unter anderem schon vom verregneten St. Andrews, einem wunderbaren Besuch bei der Scotch Malt Whisky Society in Edinburgh und meinem ersten Haggis-Erlebnis in Elgin berichtet. Aber natürlich hatte Robin Pitz von der Villa Konthor auch für die folgenden Tage für ein volles Programm gesorgt, schließlich sollte es schon sehr bald nach Islay gehen. Heute geht es allerdings zunächst einmal um den letzten vollen Tag vor der Fährüberfahrt auf die Whisky-Insel schlechthin sowie unsere ersten Stationen auf der Insel.

Am Morgen erwartete uns im The Mansefield Hotel in Elgin zunächst einmal ein Full Scottish Breakfast, allerdings habe ich mich auch diesmal wieder nicht an den Black Pudding gewagt. Dafür bin ich mit jedem Tag in Schottland immer mehr zum Fan der zwar eigentlich wenig spektakulären, aber sehr leckeren Potato Scones geworden. Danach wartete schon der Bus vor dem Hotel, der uns zu einem der Highlights der Reise bringen sollte. Warum Macallan letztlich für mich persönlich gerade kein Highlight war, verrate ich in Kürze in einem ausführlichen Bericht zur Destillerie. Trotzdem war es sehr interessant, diesen Einblick in diese riesige und sehr moderne Destillerie bekommen zu haben.

Im Anschluss gab es für den restlichen Tag mit dem Highland Folk Museum nur noch einen festen Programmpunkt. Hier bekamen wir einen schönen Eindruck davon, wie das schottische Landleben verschiedener Generationen gewesen ist. Neben Wohnhäusern konnte man landwirtschaftliche Gebäude und Gerätschaften sehen sowie z.B. auch eine Schule, eine kleine Kirche und eine Werkstatt von innen auf eigene Faust besichtigen. Bei der Post mit angeschlossenem Tante Emma-Laden wurden sogar sehr leckere handgemachte Süßigkeiten verkauft. Bei schönem Wetter ist der Besuch im Freiluftmuseum auf jeden Fall lohnend.


Auf dem weiteren Weg machten wir einen kurzen Foto-Stopp bei Glenfarclas, wo leider an einem Samstag zur Mittagszeit der Shop geschlossen war. Sehr schade, denn hier hätte ich mich gerne etwas genauer umgesehen. Dafür entdeckte ich auf der Weiterfahrt Richtung Fort William ein Schild mit dem Hinweis auf Dalwhinnie. Ein kurzer Blick auf das Smartphone sagte mir, dass der Shop dort noch eine gute Stunde geöffnet sein würde. Ich legte also einen schnellen Sprint durch den Bus zu Robin und unserem Fahrer Frank ein, um zu fragen ob wir dort noch eine kurze Pause machen könnten. Die einfache Antwort von Frank lautete, dass er den Blinker schon gesetzt hatte. So konnte ich dort den (allerdings eher wenig komplexen) Lizzie´s Dram probieren, der ausschließlich vor Ort in der Destillerie erhältlich ist. Zwar habe ich keine interessante Flasche ergattert, trotzdem habe ich mich sehr über diesen zusätzlichen Halt in der idyllischen Destillerie gefreut. Hierfür geht noch einmal mein ganz herzlicher Dank an Frank für die spontane Reaktion.

In Fort William am Fuße des Ben Nevis, dem höchsten Berg Großbritanniens, erwartete uns dann ein leckeres Abendessen in einem Saal, der mich an ländliche Gasthöfe erinnerte, in denen man bei uns zu Hause 75. Geburtstage, Konfirmationen und Goldene Hochzeiten feiert. Trotzdem hatte das Hotel seinen Charme, in dessen Genuss wir allerdings nicht lange kamen, da wir am nächsten Morgen schon vor dem Frühstück zur Weiterfahrt nach Islay im Bus sitzen mussten. Trotzdem haben meine Frau und ich abends noch einen kurzen Spaziergang durch den Innenstadtbereich und entlang des Loch Linnhe mit seiner atemberaubenden Landschaft gemacht. Hierbei haben wir auch endlich Bekanntschaft mit den kleinen schottischen Mücken - den Midgies - gemacht, die uns auf der Reise leider noch häufiger begegnen sollten.

Es folgte der wahrscheinlich zeitlich gesehen längste Abschnitt, den wir am Stück mit dem Bus gefahren sind. Vorbei an Oban ging es Richtung Kennacraig, wo die 10:00 Uhr-Fähre nach Islay auf uns wartete. Bevor wir jedoch an Bord gingen, gab es zur perfekten Einstimmung einen Bowmore 15yo mit Ständchen, denn wir hatten ein Geburtstagskind dabei. Auf der ruhigen Überfahrt gab es dann nicht nur einen strahlend blauen Himmel, sondern auch einen tollen Blick auf die drei Destillerien an der Südküste. Angekommen in Port Ellen waren natürlich genau diese drei Brennereien unsere nächsten Reiseziele. Zum Dinner mit anschließenden Tasting bei Ardbeg wird es demnächst noch einen gesonderten Bericht geben, danach hieß unsere nächste Station Lagavulin. Dort gibt es einen kleinen, gemütlichen Shop, in dem auch noch zahlreiche Feis Ile- und Islay Jazz Festival-Abfüllungen zu bekommen waren. Besonders die fruchtige Jazz-Abfüllung 2018 hat mir dabei besonders gut gefallen. Als ich dann plötzlich ganz allein im Laden stand, gab es meinen nächsten Sprint - diesmal nicht im, sondern zum Bus.

Zum Abschluss besuchten wir eine Destillerie, deren Whisky mir in der Vergangenheit nie richtig zugesagt hat, weil er mir zu medizinisch ist. Natürlich handelt es sich dabei um Laphroaig. Tatsächlich hat die Destillerie einen ungemeinen Charme mit der tollen Lage am Meer und der hemdsärmeligen Atmosphäre, die auf dem gesamten Gelände herrscht. Besonders im Gedächtnis bleiben wird mir der Kontrast zwischen Macallan und Laphroaig, denn während bei Macallan ein auf Hochglanz polierter Mercedes-Kleinbus vor der Tür stand, gab es bei Laphroaig einen leicht rostigen und in die Jahre gekommenen VW-Bus. Das spiegelt meiner Meinung nach den Charakter und das Ambiente der beiden Destillerien sehr gut wider. Welche Brennerie mir dabei mehr zugesagt hat, muss ich nach der Lektüre dieses Artikels nicht mehr erwähnen. Außerdem hat mir mit dem 2019er Cairdeas sogar eine Abfüllung von Laphroaig sehr gut gefallen.


Damit endete auch schon der erlebnisreiche erste Tag auf Islay. Wir bezogen das noble und noch recht neue Golfhotel unweit von Port Ellen, wo wir in wirklich tollen Zimmern übernachteten und mit hervorragendem Abendessen versorgt wurden. Dass am späten Abend mehr Hubschrauber als Autos auf dem Hotelparkplatz zu finden waren, passte ins Bild. Wäre man dort am nächsten Morgen nicht etwas mit der Zubereitung der verschiedenen Ei-Varianten überfordert gewesen, hätte uns der Aufenthalt dort noch besser gefallen. Losgelöst davon haben mir meine Eggs Florentine hervorragend geschmeckt, allerdings war mein Kalorienbedarf durch die Sauce Hollandaise für den Tag damit eigentlich schon gedeckt. Nach den vielen Erlebnissen der ersten Tage war dann die Vorfreude auf die letzten Stationen natürlich groß. Und eines stand bereits nach meinem ersten Tag auf Islay fest: Das wird nicht mein letzter Besuch auf der Insel gewesen sein.

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