Sonntag, 4. August 2019

Besuch bei der Bowmore Distillery (im Rahmen der Schottland-Rundreise mit Villa Konthor)

Wer in ganz kurzer Zeit auf Islay möglichst viele Destillerien sehen möchte, der muss schon am frühen Morgen mit der ersten Führung anfangen. Da wir im Rahmen unserer Schottland-Rundreise mit Villa Konthor am zweiten Islay-Tag drei Destillerien auf der Agenda hatten und um 18:00 Uhr die Fähre zurück aufs Festland erreichen wollten, hatten wir bereits um 09:30 Uhr eine Führung bei Bowmore, der ältesten Destillerie auf Islay, gebucht. Da wir schon sehr rechtzeitig vor Ort waren, statteten wir vorab dem kleinen Shop auf der gegenüberliegenden Seite der Kreuzung einen Besuch ab. Dieser wurde für mich letztlich teurer als der Destillerie-Besuch an sich, denn dort standen einige besondere Abfüllungen wie diverse Feis Ile-Bottlings und Private Bottlings von Bruichladdich im Regal. Wer also nach Bowmore kommt, sollte neben der Destillerie unbedingt auch diesen ehemaligen Spar-Markt besuchen.

Unser Guide Lynn holte uns im Distillery Shop ab und führte uns zunächst in den Keller, wo wir einen kleinen Image-Film zur Destillerie sahen. Das geschah allerdings nicht, weil Lynn es sich besonders einfach machen wollte, vielmehr konnte sie uns den Malting Floor nicht zeigen, da dieser gerade bis einschließlich August renoviert wird. Damit wir aber trotzdem möglichst alle Schritte der Produktion sehen konnten, gab es diese Alternative vom Band. Bowmore gehört damit übrigens zu den letzten Destillerien in Schottland, die noch einen eigenen Malting Floor haben. Ein Großteil kauft bereits gemälzte Gerste ein. Die Info von Lynn, dass auf Islay niemand sonst einen eigenen Malting Floor hat, halte ich allerdings für falsch, da meiner Meinung nach mindestens auch Kilchoman (und wohl auch Laphroaig) einen solchen besitzt.

Auffällig war für mich der große Unterschied zwischen dem auf Hochglanz gebrachten Eingangsbereich und Shop auf der einen Seite und den gesamten Produktionsanlagen auf der anderen. Alles wirkt etwas in die Jahre gekommen, dabei aber gut gepflegt. Man spürt an jeder Stelle im Produktionsbereich, dass die Werte, die Rohstoffe und auch die Kollegen gewertschätzt werden. Unsere Tour begannen wir am Ofen, in dem das Torffeuer zum Trocknen der Gerste brennt. Mit einem ppm-Wert von 25 bis 30 ist Bowmore im Vergleich zu den anderen torfigen Whiskys von Islay übrigens noch im gemäßigten Bereich. Dabei hat jede Destillerie ihren eigenen Bereich auf der Insel, in dem sie ihren Torf abbaut, und niemand würde in einem fremden Bereich "wildern". Das liegt allerdings nicht daran, dass man dem jeweils anderen nichts gönnt - ganz im Gegenteil. Niemand möchte jedoch den Charakter seines eigenen Whiskys mit anderem Torf gefährden. Die bei der Produktion erzeugte Wärme wird übrigens auch dafür verwendet, das Schwimmbad im Ort zu beheizen, das sich in einem ehemaligen Warehouse der Destillerie befindet und der Gemeinde von Bowmore gespendet wurde.

Beam Suntory hat vor einiger Zeit Studien erstellen lassen, wie lange die Torfvorräte auf Islay noch reichen, wenn im gleichen Tempo abgebaut wird, wie es heute der Fall ist. Dieser Studie zufolge müssen wir uns für die nächsten rund 20.000 Jahre keine Sorgen machen. Neben dem Torf kommt bei Bowmore aber auch ein Teil der Gerste von Islay. Etwas über 50% der verwendeten Gerste wird auch auf der Insel angebaut. Gerne würde man diesen Anteil auf 100% erhöhen, allerdings lassen die Anbaukapazitäten auf der Insel dies nicht zu. Daher wird zusätzlich Gerste eingekauft, die dann vor dem Mahlen mit der Islay-Gerste vermischt wird. Für das Mahlen wird eine Mühle verwendet, die bereits seit Mitte der 60er Jahre in der Destillerie im Einsatz ist. Dies ist auch heute noch die einzige Mühle, die eingesetzt wird, dabei verrichtet sie nach wie vor zuverlässig ihre Dienste.



Bei den Washbacks wird bei Bowmore auf amerikanische Pinie gesetzt. Für die Gärung werden zwei verschiedene Hefestämme verwendet, dabei kommt eine schnell gärende und eine langsam gärende Hefe zum Einsatz, die allerdings beide gleichzeitig zugesetzt werden. Danach wird nur noch der Deckel geschlossen und gewartet, mehr ist in diesem Produktionsschritt nicht erforderlich. Nach einem Blick auf die Stills ging es für uns anschließend noch ins Warehouse, wo vorrangig Bourbon- und Sherryfässer lagern. Von Zeit zu Zeit werden jedoch auch andere Fässer verwendet, so gab es auch einige Rotweinfässer und sogar einige wenige Mizunara-Fässer, die zuvor Sake enthielten. Eines davon schlummert bereits seit 22 Jahren im Warehouse, leider ließ Lynn uns auch trotz gutem Zurredens nichts von diesem Fass probieren. Ihr Argument, dass sie gerne ihren Job behalten würde, erschien mir allerdings stichhaltig.

Mit tollem Meerblick fand unser Besuch bei Bowmore beim Tasting einen würdigen Abschluss. Wir begannen mit dem 12yo, der neben einer leichten Rauchigkeit auch Honig, Kräuter und Zitrusnoten bot. Es folgte der 15yo, der in Bourbon- und Sherryfässern reifen durfte, so dass er eine angenehme Fruchtigkeit hinzugewonnen hat. Neben Rosinen und roten Trockenfrüchten sind vor allem auch Schokolade und Toffee zu erkennen. Der abschließende 18yo wirkte noch etwas runder als die ersten zwei Whiskys. Auch hier kamen Bourbon- und Sherryfässer zum Einsatz, allerdings haben sich fruchtige und schokoladige Noten hier noch stärker gegen den Rauch durchgesetzt. Begleitet wurde das Tasting von einem kleinen Schokoladenherz mit Nüssen und Karamell. Mir persönlich kam in der Kombination jedoch die Rauchigkeit im Whisky zu stark durch, da die süßen Noten des Whiskys von der Schokolade überlagert wurden.



Ich habe mich bei Bowmore sehr wohlgefühlt und die Führung hat mir sehr viel Spaß gemacht. Zwar bot das Tasting "nur" Standard-Whiskys, von denen ich aber mit dem 15er einen noch nie im Glas hatte. Alle drei Abfüllungen haben mir und sogar meiner Frau, die eigentlich torfige Whiskys nicht besonders mag, gut gefallen. Wer auf Islay eine sehr traditionsbewusste und urtümliche Destillerie besuchen möchte, dem sei ein Besuch bei Bowmore unbedingt ans Herz gelegt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch ich nicht zum letzten Mal vor Ort war.

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