Ich weiß, ich weiß. Die ersten Abfüllungen aus dem letzten Outturn von Scotch Universe sind inzwischen schon wieder ausverkauft. Im vergangenen Februar hat der Whisky Druide Michel Reick mal wieder sieben neue Bottlings ins Rennen geschickt, die wie gewohnt für jeden Geschmack etwas geboten haben. Vom fruchtigen Speysider bis zum Islay-Raucher ist alles dabei. Natürlich wird auf den Labels auch diesmal nicht verraten, aus welchen Destillerien die verschiedenen Tropfen stammen. Mit dem Code auf der Flasche kann man in der Regel jedoch mit etwas detektivischem Geschick recht schnell herausfinden, welche Herkunft sich hinter den verschiedenen Bottlings verbirgt. Ich darf zum Glück alle sieben Abfüllungen ganz intensiv auf der heimischen Couch probieren. Und es sind einige Abfüllungen dabei, auf die ich mich sehr freue!
Der folgende Ross ist der erste seiner Art und trägt demnach die I als Zusatz. Es handelt sich hierbei um einen neun Jahre alten Auchroisk aus dem First Fill Oloroso Fass. Die Nase will sich mir zunächst nicht so richtig erschließen, deswegen gönne ich ihm erst einmal etwas Zeit im Glas. Dann kommen nach und nach Rosinen, Feigen, Kirschen und gemahlene Mandeln hervor, die von ganz dezenten Kakao-Noten begleitet werden. Geschmacklich stehen Schokolade, Kaffee und geröstete Mandeln etwas mehr im Vordergrund, aber auch die fruchtigen Aromen und eine leichte Würze sind vorhanden. Sehr schön fruchtig geht es auch beim Ursa Major III zu, einem dreizehn Jahre alten Westport. Dieser ist der einzige Blended Malt des Outturns, allerdings gehe ich davon aus, dass der Teelöffel eines anderen Malts den Glenmorangie eher nicht verändert haben dürfte. Auch hier kam ein First Fill Oloroso Fass zum Einsatz, dass für Himbeeren, Waldbeeren, Erdbeeren und viel Karamell in der Nase gesorgt hat. Diese Aromen tauchen auch am Gaumen wieder auf. Zunächst wirkt der Whisky zusätzlich extrem cremig, bevor sich eine pfeffrige und Ingwer-artige Würze ausbreitet. Wie schon beim Ross taucht auch hier wieder eine angenehme Schokoladennote auf, die aber diesmal nicht so stark ausgeprägt ist.
Nach dem einzigen Highländer der Runde folgen nun noch drei Tropfen von der Torf-Insel Islay, wobei der Einstieg in die Insel-Rundreise ohne Torf auskommen muss. Der Ganymed III ist nämlich ein fast sieben Jahre alter Bunnahabhain, für den ungetorftes Malz wurde. Reifen durfte der Tropfen wieder in einem First Fill Oloroso Fass. Neben Schokoladenaromen strömen hier auch dunkle Kirschen sowie würzige Aromen wie Nelke und Muskat aus dem Glas. Beim ersten Schluck kommt noch deutlich mehr Süße mit ins Spiel, denn frisches Fudge mit Vanille gesellt sich zu der nun deutlich helleren Schokolade, die auch weiterhin von fruchtigen Aromen begleitet wird. Beim Callisto ist der Druide schon bei der Nummer IX angekommen. Es handelt sich hier um einen acht Jahre alten Caol Ila aus dem First Fill Marsala Barrique. Schon in der Nase ergibt sich ein tolles Zusammenspiel von Torf und Frucht. Orangen, Mandarinen und dunkle Früchte mischen sich mit einem sich dem Ende neigenden Lagerfeuer. Am Gaumen tauchen zuerst wieder Zitrusfrüchte auf, die mit ausreichend Zucker gesüßt wurden. Dazu kommen dann Kirschen und Johannisbeeren, bevor die rauchigen Aromen einen Mantel über die Früchte legen, diese dabei aber nicht ersticken.
Das Finale bildet schließlich der Io III, ein acht Jahre alter Laphroaig aus dem First Fill Oloroso Hogshead. Ich muss zugeben, dass dies eigentlich nicht meine bevorzugte Destillerie ist, weil mir die medizinischen Noten oftmals zu ausgeprägt sind. In der Nase stehen hier aber vor allem eine zuckrige Süße, Rosinen und leichte Fruchtaromen im Vordergrund. Erst dahinter tauchen Raucharomen auf. Auch beim ersten Schluck kommt zunächst die zuckrig-fruchtige Süße zum Vorschein, dann taucht jedoch erst das Torfaroma und dann leider auch die medizinische Note auf. Letzere wirkt zunächst dezent, wird dann aber immer dominanter. Der Io III ist also tatsächlich eher etwas für die Laphroaig-Freunde. Was ist nun also mein Favorit des Outturns? Das ist wirklich schwer zu sagen, denn es gab wirklich tolle Whiskys ins Glas. Wahrscheinlich würde ich den Ganymed und den Ursa Major ein Stück vor den übrigen Abfüllungen sehen, wobei die qualitativen Abstände sehr gering sind. Lediglich der Io III hat meinen Geschmack nicht getroffen, aber das soll kein abwertendes Urteil sein. Mir gefällt einfach der medizinische Einschlag nicht, von dem ich aber weiß, dass er viele Fans hat. In Summe hat Michel hier wieder richtig tolle Tropfen auf den Markt gebracht. Ich befürchte fast, dass ich da bei dem einen oder anderen Bottling noch zuschlagen muss. Michel, Du machst mich arm!
Übersicht der verkosteten Whiskys:
Alpha Centauri III (Glentauchers), Single Malt Scotch Whisky, First Fill PX Sherry Barrel, 8yo, 56%, EUR 65,-
Cassiopeia II (Craigellachie), Single Malt Scotch Whisky, Marquis de Terme Wine Barrique, 12yo, 64,2%, EUR 70,-
Ross I (Auchroisk), Single Malt Scotch Whisky, First Fill Oloroso Sherry Hogshead, 9yo, 61,5%, EUR 65,-
Ursa Major III (Westport / Tea-Spooned Glenmorangie), Blended Malt Scotch Whisky, First Fill Oloroso Sherry Hogshead, 13yo, 61,5%, EUR 82,-
Ganymed III (Bunnahabhain), Single Malt Scotch Whisky, First Fill Oloroso Sherry Hogshead, 6yo, 67,6%, EUR 65,-
Callisto IX (Caol Ila), Single Malt Scotch Whisky, First Fill Marsala Barrique, 8yo, 59,8%, EUR 80,-
Io III (Laphroaig), Single Malt Scotch Whisky, First Fill Oloroso Sherry Hogshead, 8yo, 57,8%, EUR 85,-
Die Samples wurden mir freundlicherweise von Kirsch Whisky - The House of Whiskies bzw. Michel Reick kostenlos zur Verfügung gestellt.
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