Mittwoch, 17. Juni 2020

The Nine Springs Whisky Tasting bei Helgo-Heiner (Helgoland)

Für den zweiten Abend des großen Fronleichnam-Triathlons hat sich Heiner Gäste von The Nine Springs auf meine Lieblingsinsel Helgoland eingeladen. Aus dem thüringischen Leinefelde-Worbis haben sich Vertriebler Mathias Bideau und Brennmeister Johannes Briebach auf den Weg auf Deutschlands einzige Hochseeinsel gemacht. Nachdem die beiden am Donnerstag schon einen ersten Vorgeschmack auf ein Tasting bei Heiner bekommen haben, durften sie dann am Freitag ihren eigenen Abend gestalten. Ins Glas kamen dabei fünf verschiedene Whiskys aus der Destillerie im innerdeutschen Dreiländereck Thüringen/Hessen/Niedersachsen - darunter auch die Exklusivabfüllung für Heiner - und ein Rum, der unter dem Label Alfred´s Trail abgefüllt wurde. Nachdem ich ja schon im vergangenen Jahr gemeinsam mit meiner Frau das Blogger-Treffen auf der Burg Scharfenstein besuchen durfte, war ich nun sehr gespannt, welche tollen Tropfen in der Zwischenzeit abgefüllt wurden.

Während Heiner sich mit der ersten Flasche ans Ausschenken macht, stellen sich Mathias und Johannes erst einmal vor. Johannes ist seit 2015 bei Nine Springs und ursprünglich über den Rum zum Whisky gekommen. Dabei hat er das Destillateurshandwerk nicht gelernt, sondern hat sich über Learning by Doing angenähert. Mathias übernimmt bei Nine Springs den kompletten Vertrieb in ganz Deutschland. Dabei erzählten die beiden auch, dass der Sud aus der Brauerei Neunspringe, zu deren Verbund auch Destillerie und Burg gehören, stammt und die Maische zur Destillation von dort geliefert wird. Das bietet sich natürlich an, denn die Herstellung von Bier und Whisky ist doch in den ersten Schritten identisch. Trotzdem werden für die Whiskys zum Teil andere Malze und auch andere Hefen verwendet. Insgesamt lagern auf der Burg Scharfenstein und auf dem Dachboden der Brauerei rund 500 Fässer. Besonders das Lager unterm Dach ist natürlich großen Temperaturschwankungen ausgesetzt, was für einen Angel´s Share von ca. 6-8% sorgt.

Die flüssige Reise des Abends beginnt mit dem noch recht neuen allerersten Batch vom Straigth Rye Whiskey. In der Nase gibt es dunkel geröstetes Getreide, Leder, Tabak und dunkles Brot, geschmacklich wandelt sich das Ganze dann in Richtung Malzkaffee, wobei die stark getreidigen Noten und das dunkle Brot weiterhin erkennbar bleiben. Zum Inselpreis von knapp EUR 25,- ist das sicherlich kein schlechter Tropfen, meinen persönlichen Geschmack trifft er allerdings nicht ganz. Für mich war es ein wenig so, als hätte ich Bock auf einen Corny Schoko gehabt, dann aber ein Roggen-Knäckebrot bekommen. Damit will ich nicht sagen, dass der Whisky schlecht ist, er war einfach nicht nach meinem Geschmack. Weiter ging es im Anschluss mit dem ersten Single Malt, der drei Jahre lang in einem Old Forrester Bourbon Fass reifen durfte. Neben viel Vanille strömen hier vor allem fruchtige Noten aus dem Glas, die in Richtung Apfel, Birne und Pfirsich gehen. Am Gaumen tauchen diese Noten wieder auf, aber deutlich weniger süß. Dafür kommt ein pfeffriges Aroma hinzu, das durch die Auswahl der Hefesorte besonders betont werden sollte.

Auch das Malz wird immer zugeschnitten auf den jeweiligen Whisky ausgewählt. Während für die ungetorften Tropfen in der Regel deutsches Malz verwendet wird, kam in der Vergangenheit für die Peated Breeze Editionen zumeist belgisches Malz mit 25-35ppm zum Einsatz. Kürzlich wurde auch Malz aus Schottland mit 50ppm eingekauft, das für zukünftige Peated Breeze Abfüllungen genutzt werden soll. Obwohl man natürlich für die Zukunft auch auf ältere Abfüllungen setzen möchte, bleibt man trotzdem eine kleine Destillerie. Das merkt man auch daran, dass pro Fassbefüllung in der Regel vier Brennvorgänge erforderlich sind. Pro Woche werden durchschnittlich bescheidene zwei Fässer befüllt. Der Vorlauf beträgt pro Brennvorgang ca. zwei Liter, destilliert wird auf 72%, wobei jedoch vor Befüllung der Fässer herunterverdünnt wird. Ins Glas kam dann ein Whisky, den man eigentlich gerne auf der Burg Scharfenstein als Distillery Only verkauft hätte. Offensichtlich hat Heiner aber seine gesamten Überredungskünste aufgebracht und damit die Hälfte des Fasses ergattert, während die andere Hälfte an einen Händler auf dem Darß ging. Nach vier Jahren im Bourbon Fass folgte ein einjähriges Finish im Moscatel Fass. Neben Vanille, Honig und einer leichten Würze gibt es hier vor allem tolle Fruchtaromen. Am Gaumen werden die Früchte etwas dezenter, dafür kommt der Honig stärker zur Geltung. Ein toller Whisky!

Neben Heiners Überzeugungskraft war übrigens auch der Standort seines Ladens ein Argument dafür, dieses tolle Fass doch abzugeben. Denn durch die Flaschen, die auf Helgoland und auf dem Darß im Regal stehen, wird auch eine gute Werbung in beliebten Urlaubsregionen gemacht, die hilft, Nine Springs bekannter zu machen. Im Tasting waren wir inzwischen bei den torfigen Abfüllungen angekommen, die durch zwei unterschiedliche Peated Breeze Editionen repräsentiert wurden. Zunächst gab es einen Tropfen, der zwei Jahre im Bourbon Fass lag und dann ein einjähriges Finish im Madeira Fass erhielt. Der Alkoholwert wird nun auf 48% (von zuvor 46% bei allen Abfüllungen) gesteigert und das Malz hat einen ppm-Wert von 25. In der Nase denke ich zunächst, dass, wenn es zu Hause so riecht, irgendetwas gewaltig schief läuft, denn ich fühle mich an einen beginnenden Kabelbrand erinnert. Dazu kommen aber auch angegrillte Pfirsiche und gebrannte Mandeln. Am Gaumen kommen ein leichter Rauch, einige Röstaromen, Pflaume, Rosine, Pfirsich und etwas Pfeffer an.

Der folgende Whisky ist sogar mit 50% abgefüllt und hat nach 4,5 Jahren im Bourbon Fass ein halbjähriges Oloroso-Finish erhalten. Auch hier ist der Rauch wieder schön dezent, dazu kommen dann rote Trockenfrüchte, Rosinen und Mischbrot. Am Gaumen geht der Rauch noch weiter zurück und rote Früchte sowie eine ausgeprägte Würze und viel Pfeffer kommen zum Vorschein. Zum Abschluss gab es dann noch einen Ausflug in die Welt des Rums, der zu Ehren des Großvaters des Junior-Chefs abgefüllt wurde, da er während des Zweiten Weltkriegs wohl ein Rum-ähnliches Destillat hergestellt hat. Als Name wurde daher Alfred´s Trail gewählt und ins Glas kommt der 8.6, der zunächst acht Jahre in Belize reifte und dann ein sechsmonatiges Port-Finish auf der Burg Scharfenstein erhielt. In der Nase gibt es Rumkugel, Schokolade und sehr dunkle Fruchtaromen, geschmacklich kommt dann noch sehr viel Rosine hinzu, während die Schokolade immer präsenter wird. Sinnvollerweise werden die Rumfässer nach der Abfüllung natürlich von der Destillerie für die Reifung von Whisky verwendet.

Der Spätnachmittag bzw. frühe Abend hat mir und meiner Frau mal wieder sehr viel Spaß gemacht. Die Kombination aus einem klassischen Heiner-Tasting mit dem einen oder anderen Spruch zwischendurch sowie leckerer Schokolade zwischen den Whiskys sowie dem Hintergrundwissen von Mathias und Johannes war unterhaltsam und sehr interessant. Dass ich die Abfüllungen von Nine Springs mag, wusste ich bereits vorher, vor allem die Sonderabfüllung für Heiner hat aber auch noch eine Schippe auf die mir bekannten Tropfen draufgelegt. Dass meine Frau und ich sicherlich nicht lange mit dem nächsten Trip nach Helgoland warten werden, ist ohnehin klar. Aber auch der Burg Scharfenstein werden wir sicherlich mal wieder einen Besuch abstatten, denn auch das lohnt sich definitiv.

Übersicht der verkosteten Whiskys:

The Nine Springs Straight Rye Whisky, German Rye Whisky, 3yo, 46%, EUR 30,- (bei Heiner EUR 25,-)
The Nine Springs Ex-Bourbon Cask, German Single Malt Whisky, NAS, 46%, EUR 45,- (bei Heiner EUR 36,50)
The Nine Springs Helgoland Whisky Moscatel Finish, German Single Malt Whisky, 5yo, EUR 50,-
The Nine Springs Peated Breeze Madeira Finish, German Single Malt Whisky, 3yo, 48%, EUR 50,- (bei Heiner EUR 45,-)
The Nine Springs Peated Breeze Oloroso Finish, German Single Malt Whisky, 5yo, 50%, EUR 59,- (bei Heiner EUR 50,-)
The Nine Springs Alfred´s Trail 8.6 Port Finish, Belize Rum, 8yo, 58%, EUR 57,- (bei Heiner EUR 50,-)

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