Sonntag, 22. November 2020

Cameronbridge 28yo und Bunnahabhain 15yo (Douglas Laing Old Particular exklusiv für deinwhisky.de)

Für seine aktuellen Exklusivabfüllung hat sich deinwhisky.de diesmal mit Douglas Laing zusammengetan und zwei Old Particulars an Land gezogen, allerdings ist nur einer von ihnen ein Single Malt. Dieser allerdings stammt aus einer Destillerie, die ich sehr mag, nämlich Bunnahabhain auf Islay. Nach 15 Jahren in einem Refill Barrel wurden 225 Flaschen mit fassstarken 54,9% abgefüllt. Beim zweiten Tropfen geht die Reise in die Lowlands, allerdings nicht zu Auchentoshan oder Glenkinchie, sondern zu einer Destillerie, die von außen zwar eher einen Fabrikcharme vermittelt, mir aber schon tolle Geschmackserlebnisse bescherte. Nicht nur deshalb bin ich auf den 28 Jahre alten Single Grain von Cameronbridge extrem gespannt, zumal er auch noch in einem Refill Sherry Butt reifte, was meiner Meinung nach hervorragend zu einem alten Grain passt. Dieses Fass hat 355 Flaschen hergegeben, die mit 55,2% in die Flasche kamen. Ohne eine der beiden Abfüllungen probiert zu haben, kann ich vorab schon sagen, dass in beiden Fällen der Preis außerordentlich fair ist. Für den Bunnahabhain muss man knapp EUR 85,- auf die virtuelle Ladentheke legen, für den Cameronbridge sogar nur EUR 79,-. Wichtiger als der Preis ist aber natürlich der Geschmack - und den werde ich nun testen.


Ich lege los mit dem jüngeren der beiden Tropfen, also dem 15 Jahre alten Bunnahabhain. Direkt nach dem Einschenken wirkt der Whisky leicht nussig bis mandelig, aber sehr schnell treten süße Aromen in den Vordergrund. Viel Honig und Karamell teilen sich die Bühne mit einem Granny Smith Apfel, Orangen und Zitronen. Mit der Zeit wird die Süße immer deutlicher und Vanille tritt mehr in den Vordergrund. Gleichzeitig gehen die sauren Aromen immer weiter zurück. Am Gaumen wirkt der Whisky in der ersten Sekunde extrem süß mit viel Karamell, Honig und Vanille, dann explodiert aber plötzlich die Würze im Mund und es kommen leicht pfeffrige Noten, Muskat und etwas Eiche hinzu. Beim zweiten Schluck wirkt das Karamell im Mundraum schon etwas angebrannt, außerdem kommen ganz leichte Kräuternoten hinzu. Ein Schuss Wasser schadet dem Whisky eher, als dass er ihm nützt. Sowohl in der Nase wie am Gaumen wirkt der Bunna danach fast schon stechend. Erst bei einer Verdünnung auf ein Verhältnis von 1:1 kommen Kräuter, Mandel und Würze wieder besser zum Vorschein, seine volle Pracht entfaltet der Whisky aber pur.

Danach komme ich nun also zu dem Whisky, auf den ich so gespannt war. Als dieser Whisky im Jahr 1991 gebrannt wurde, tobte noch Krieg in Kroatien und am Golf, die ehemalige Sowjetunion wurde endgültig zerschlagen und in Polen fanden die ersten freien Wahlen statt. Das klingt heute fast wie aus einer anderen Welt. Direkt nach dem Einschenken erkenne ich gebrannte Mandeln und Rosinen, aber was 28 Jahre im Fass ruhte, wird auch ein wenig Zeit im Glas vertragen. Nach einer guten Viertelstunde im Glas kommen zu den getrockneten Früchten auch frische Erdbeeren und Himbeeren. Auch am Gaumen bleiben die Beeren präsent, dazu kommen nun aber auch sehr dunkles Karamell und eine dunkle Schokoladennote. Mit der Zeit wird die Schokolade präsenter, gleichzeitig entwickelt sich auch noch eine schöne Orangennote, die später durch Liebstöckel ergänzt wird. Je mehr Zeit man dem Whisky lässt, desto ausgeprägter wird die Schoko-Orangen-Mischung. Im Abgang kommt dann noch ein wenig Eichenwürze mit ins Spiel, die extrem lang am Gaumen bleibt.

Beide Abfüllungen haben auf jeden Fall ihren Reiz. Der Bunnahabhain startet mit einer Mischung aus süßen und sauren Elementen, nachdem die ersten Nussaromen verflogen sind. Beim ersten Schluck kommt dann ganz plötzlich eine explosive Würze hinzu, die mich unvorbereitet getroffen, mir gleichzeitig aber gut gefallen hat. Auf Wasserspiele würde ich bei diesem Whisky in Zukunft aber verzichten, das tut ihm nach meinem Empfinden nicht gut. Beim Cameronbridge gibt es zunächst "nur" gebrannte Mandeln und Rosinen, aber dieser Whisky braucht Zeit im Glas. Nach und nach kommen frische Beeren, Schokolade, Orangen und Maggi hinzu. Im Abgang macht sich dann das stolze Alter bemerkbar und schickt noch einen Gruß vom Holz aus dem Fass hinterher. Geduld tut beiden Abfüllungen gut, dadurch machen sie aber auch so viel Spaß, weil sie im Glas eine richtig spannende Entwicklung nehmen. Für mich persönlich hat abschließend der Cameronbridge die Nase ein Stückchen weiter vorne. Der kommt auf meinen Wunschzettel für Weihnachten!

Übersicht der verkosteten Whiskys:

Bunnahahbhain 2005/2020 (Douglas Laing Old Particular), Single Malt Scotch Whisky, Refill Barrel, 15yo, 54,9%, EUR 85,-
Cameronbridge 1991/2020 (Douglas Laing Old Particular), Single Grain Scotch Whisky, Refill Sherry Butt, 28yo, 55,2%, EUR 79,-

Die Samples wurden mir freundlicherweise von deinwhisky.de kostenlos zur Verfügung gestellt.

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