Donnerstag, 19. November 2020

Neuheiten von James Eadie (Craigellachie 11yo, Benrinnes 11yo, Glen Spey 12yo und Caol Ila 11yo)

Vier neue Abfüllungen hat vor Kurzem der unabhängige Abfüller James Eadie auf den Markt geworfen. Nachdem mich in den letzten zwei bis drei Jahren nicht alle Tropfen dieses Abfüllers überzeugen konnten, bin ich nun sehr gespannt, welche Entwicklung James Eadie genommen hat. Besonders die Abfüllungen in Trinkstärke fand ich zuletzt zwar solide, aber nie so stark, dass ich sie unbedingt in meinem heimischen Regal haben musste. Die fassstarken Varianten fand ich deutlich besser, war bei den von mir favorisierten Abfüllungen aber nie schnell genug, um mal eine ganze Flasche zu ergattern. Diesmal hatte ich dank der Teilungen von Whisky Südholstein aber mal wieder die Möglichkeit, gleich vier Neuheiten ins Glas zu bekommen. Altersmäßig liegen alle vier recht dicht beisammen, trotzdem versprechen die Fassreifungen in Oloroso-, PX- und Marsala-Fass bei den ungetorften Abfüllungen von Craigellachie, Benrinnes und Glen Spey sowie der torfige Caol Ila aus dem Amontillado-Fass viel Abwechslung. Ich freue mich auf den folgenden Vergleich der vier Tropfen.


Ich habe mich einfach mal dafür entschieden, die ungetorften Whiskies in aufsteigender Alkoholstärke einzuschenken und dann vernünftigerweise mit dem einzig torfigen Tropfen abzuschließen. Demnach steht zu Beginn der elf Jahre alte Craigellachie mit Finish im First Fill Oloroso Hogshead auf dem Programm. Der Sherry ist hier auf jeden Fall sehr intensiv, dabei stehen vor allem Rosinen, rote Früchte und viel Würze im Vordergrund. Meine Frau erkennt außerdem noch Liebstöckel, was ich durchaus nachvollziehen kann. Beim ersten Schluck kommt zunächst viel Honig- und Karamellsüße zum Vorschein, die aber dann ganz schnell Platz macht für eher herbere Schokoladenaromen und viele Gewürze. Im Abgang fühle ich mich fast an ein Roggenbrot mit einer dünnen Honigschicht erinnert, was mir richtig gut gefällt. Der nachfolgende Benrinnes ist ebenfalls elf Jahre alt, hat sein Finish allerdings im First Fill PX Hogshead erhalten. Erwartungsgemäß bringt der Whisky viel Süße mit, ohne dabei in der Nase fruchtige Aromen zu vernachlässigen. Ich erkenne helle Trauben, süße Pfirsiche und sogar flambierte Bananen. In meiner Kindheit habe ich gerne einen Hallo Spencer Pudding gegessen, den man stürzen konnte und auf dem dann ein Gesicht der Figuren erschien. Vielleicht hat es aber auch seinen Grund, dass es den nur für sehr kurze Zeit gab. Geschmacklich geht es in eine sehr ähnliche Richtung, denn auch hier spielen Süße, Frucht und Vanille miteinander, allerdings kommen nun noch ein paar Kräuter mit ins Spiel.

Es folgt ein zwölf Jahre alter Glen Spey, der ein einjähriges Finish im First Fill Marsala Hogshead erhalten hat. Beim ersten Schnuppern bin ich total überrascht, denn frisches Marzipan strömt aus dem Glas. Dazu kommen sehr süße Kirschen, Trauben und Pfirsich. Das gefällt mir zunächst mal richtig gut! Geschmacklich geht es dann mit viel Süße in Form von Honig und gezuckerten Früchten los, bevor eine leichte Zitrusfrische und etwas Würze hinzukommen. Mit der Zeit entwickelt sich eine leichte Nussigkeit, die sich gut in die Süße einfügt. Zum Abschluss gibt es dann noch den elf Jahre alten Caol Ila mit dreimonatigem Finish im Amontillado Hogshead. Schon bevor der Whisky überhaupt im Glas landet, strömen mir tolle Aromen in die Nase. Es riecht, als hätte jemand seinen Frühstücksspeck zunächst in Honig eingelegt, bevor er in die Pfanne gekommen ist. Mit der Zeit entwickelt sich eine schöne Fruchtigkeit, bei der vor allem gelbe Pflaume und Orange hervorstechen. Beim ersten Probieren kommt die Süße dann noch deutlicher hervor, aber auch die Orangen kommen wieder sehr schön zum Vorschein. Mit der Zeit wird die Orange eher in den Hintergrund verdrängt, dafür sind nun aber Honig, gebrannte Mandeln und reife Pfirsiche sehr schön erkennbar. Natürlich schwingt aber durchgängig der Rauch mit.

Zusammenfassend muss ich sagen, dass ich sehr angetan bin. Ehrlicherweise war meine Erwartungshaltung gar nicht so hoch, da ich in der Vergangenheit einige Abfüllungen von James Eadie - allerdings in Trinkstärke - im Glas hatte, die meinen Geschmack nicht ganz getroffen haben. Bei den heutigen vier Abfüllungen gab es aber keinen Ausfall und eigentlich nur Highlights. Jedes einzelne Bottling würde ich mir persönlich ins Regal stellen, wenn denn noch Flaschen verfügbar wären. Herausgestochen sind für mich vor allem der tolle Caol Ila mit seinem süßen Speck und der fruchtige Benrinnes.
Übersicht der verkosteten Whiskys:

Craigellachie 11yo (James Eadie), Single Malt Scotch Whisky, First Fill Oloroso Hogshead Finish, 11yo, 53,6%, EUR 90,-
Benrinnes 11yo (James Eadie), Single Malt Scotch Whisky, First Fill PX Hogshead Finish, 11yo, 56,1%, EUR 90,-
Glen Spey 12yo (James Eadie), Single Malt Scotch Whisky, First Fill Marsala Hogshead Finish, 12yo, 59,7%, EUR 78,-
Caol Ila 11yo (James Eadie), Single Malt Scotch Whisky, First Fill Amontillado Hogshead Finish, 11yo, 54,1%, EUR 98,-

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