Samstag, 19. Dezember 2020

Finnischer Whisky aus der Kyrö Distillery - Malt Rye Whisky, New Make und Fassproben mit Gewinnspiel

Whisky aus der Sauna? Ja, in Finnland ist sowas möglich. Denn dort kamen drei Freunde, die wie die meisten Finnen Produkte aus Roggen lieben, auf genau diese Idee. Und so entstand letztlich der Kyrö Malt Rye Whisky, ein Tropfen, der ausnahmslos aus Roggen gebrannt wird. In einem exklusiven Online-Tasting mit zwei der fünf Gründer - Head Distiller Kalle Valkonen und Mikko Koskinen - hatte ich vor Kurzem die Möglichkeit, nicht nur diesen Roggen-lastigen Whisky zu probieren, sondern auch noch zwei weitere Fassproben und den New Make ins Glas zu bekommen. Ich kann schon vorwegnehmen, dass alle vier Varianten eine ausgeprägte Roggenbrot-Note hatten, aber trotzdem haben sich deutliche Unterschiede abgezeichnet. Besonders spannend waren aber die Einblicke in die finnische Destillerie an sich, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, Finnland zukünftig bei Whisky-Nerds wie uns vorrangig die Assoziation mit Roggen-Whisky zu wecken. Die Voraussetzungen dafür scheinen absolut gegeben.


Durchs Tasting führte vorrangig Head Distiller Kalle Valkonnen, der hervorragendes Deutsch spricht, da er ein Jahr im Austausch in Schwäbisch Hall verbrachte. Mitgründer Mikko Koskinen wohnt zwar aktuell in Berlin, fühlt sich aber in der englischen Sprache aktuell noch wohler, so dass im Tasting ein bunter Sprachmix vorherrschte. Die Idee der Destillerie entstand im Jahr 2012, als drei der fünf Gründer in der Saune saßen und dort nicht eben wenig Rittenhouse Rye Whisky tranken. Da Roggen in Finnland sehr beliebt ist, fragten sie sich, warum es eigentlich noch keine finnische Rye Whisky-Destillerie gab. Gemeinsam mit zwei weiteren Freunden kauften die Gründer also kurzerhand eine ehemalige Molkerei, in der fortan der finnische Rye Whisky gebrannt werden sollte. Es fehlte allerdings das entsprechende Know How, das man sich dann im Detail aus dem Internet holte, denn außer Kalle, der Bierbrauer war, gab es im Freundeskreis keinerlei Brennerfahrung. Google wurde so zum Freund der ersten Stunde.

Ziel der Gründer war es, einen Whisky zu erschaffen, der zum Trinken in guter Gesellschaft ohne großen Schnick-Schnack einlädt. Der Rye sollte gleichermaßen für Einsteiger wie für Whsiky-Nerds interessant sein. Dafür wurden die Anlagen in Isokyrö, wo die Destillerie ca. 400km nordwestlich von der Hauptstadt Helsinki liegt, immer wieder erweitert. Wir probierten dann zunächst den Juuri New Make mit 46,3%, der in der Nase viel Roggen, Vollkornbrot, viel Malz und einige Kräuternoten bot. Am Gaumen wurde die Roggennote dann noch durch Honig ergänzte. Für die Herstellung hat man sich zunächst an eine Mälzerei aus der nahen Umgebung gewandt, die auf Bäckereien spezialisiert war. Da dort jedoch kein Fachwissen für Whisky-Malz vorhanden war, hat man sich nach einiger Zeit mit einer anderen Mälzerei zusammengetan, die eigens für Kyrö ein Malz entwickelt hat, das das Enzym am Leben hält und gleichzeitig leicht karamellisiert ist. Das Versprechen, davon mindestens 100 Tonnen abzunehmen, konnte Kyrö jedoch erst nach vier Jahren zum ersten Mal einlösen. Heute ist der Bedarf allerdings auf einem vielfachen Niveau.

Die Fermentation erfolgt ohne vorherige Filterung, was dazu führt, dass eine vergleichsweise lange Zeit erforderlich ist. Sechs Tage wird fermentiert, wobei American Whiskey Yeast zum Einsatz kommt. Der Alkohohlgehalt in der Maische beträgt am Ende 10,5%, wobei für die letzten zwei Tage heimische Milchsäure und Hefe zugesetzt werden, was zu einem Ergebnis ähnlich wie Sauerbier führt. Die Milchsäure sorgt dabei für besondere Estherstämme, die ausgesprochene Fruchtaromen erzeugen. Die Temperatur während der Fermentation wird dabei auf maximal 28 Grand beschränkt, anschließend wird zweifach destilliert. Die neu angeschafften Stills fassen dabei im Rohbrand 9.000 Liter, in der Feinbrandblase sind es noch 7.000 Liter. Bei der Lagerung sollten ursprünglich nur Fässer aus amerikanischer Weißeiche genutzt werden, um möglichst viel Süße zu erhalten, inzwischen werden aber auch Ex-Bourbon-Fässer genutzt. Beim folgenden Kyrö Malt, dem ersten großflächig erhältlichen Whisky der Destillerie, kamen daher beide Fasstypen zum Einsatz, dazu kam eine kleine Menge an Oloroso-Fässern.

Im Jahr 2017 gab es die erste Abfüllung mit gerade einmal 300 Flaschen. Seitdem gab es 8 Batches, aus denen im August 2020 der Kyrö Malt entstand, der ab diesem Zeitpunkt immer in einem ähnlichen Profil erhältlich sein soll.  Mit seinen 47,2%  wirkt er in der Nase malzig, leicht fruchtig und erinnert noch immer an Roggenbrot. Auch geschmacklich spiegeln sich diese Noten sehr schön wider. Um in den Beginnen einen Eindruck der Qualität zu bekommen, hat man ein paar Flaschen bei der Whisky Fair in London eingeschmuggelt und die Standbetreiber probieren lassen. Da dort das Feedback durchweg positiv war, wurde anschließend viel Geld in den Ausbau der Destillerie gesteckt, die inzwischen pro Jahr drei Batches mit rund 6.000 Flaschen produziert, wobei ein Batch rund 20-30 Fässer enthält. Der Angel´s Share liegt in Finnland bei ca. 3-5% pro Jahr und es ruhen aktuell ungefähr 4.000 Fässer im Warehouse, wobei ca. ein Viertel der Fässer sehr klein ausfällt.

Beim Alkoholgehalt des New Makes bei der Befüllung der Fässer orientiert man sich daran, ob die Fässer bereits genutzt wurden. Bei frischer Eiche kann man von ca. 54,5% ausgehen, bei bereits vorher genutzten Fässern liegt der Alkoholgehalt bei bis zu 62,5%. Insgesamt wurden im Jahr 2020 erstmals mehr als 1.000 Fässer mit New Make befüllt. Für den Kyrö Smoke&Rye sollen zukünftig auch Malze zum Einsatz kommen, die über Torf getrocknet wurden. Aktuell wird aber noch mit dem traditionell finnischen Erlenholzrauch gearbeitet, wie er schon historisch zur Trocknung von Roggen in Scheunen zum Einsatz kam. Für die entsprechende Fassprobe ist daraus in der Nase ein eher dezenter Rauch entstanden. Dafür ist der Whisky deutlich süßer mit Honig und Karamell, aber auch das Roggenbrot ist wieder gut erkennbar. Im Abgang wird der Rauch dann etwas deutlicher, bleibt aber dezent.

Aktuell wird die traditionelle Erlenholzräucherung noch von zwei Brüdern als Hobby betrieben. Für die Räucherung von den für dieses Jahr bestellten 40 Tonnen werden etwa zehn Tage in Anspruch genommen. Ab August 2021 soll dann auch ein reguläres rauchiges Release verfügbar sein, das dann aber mehr Rauch haben soll als diese Probe aus dem New American Oak Fass, das in ein Bourbon-Fass umgelagert wurde. Außerdem sollen zukünftig auch die beliebten STR-Fässer (shaved, toased, re-charred) für Finishes zum Einsatz kommen. Diese werden aus Frankreich stammen, aber nicht so stark ausgebrannt werden. Die zweite Fassprobe stammt dagegen aus einem Oloroso-Fass, was zukünftig vor allem als "Gewürz" für etwas mehr Komplexität in den Whiskys der Destillerie sorgen soll. Neben Roggen ist hier in der Nase vorrangig eine nussig-würzige Note erkennbar, am Gaumen gibt es etwas weniger Süße, dafür aber wieder Nüsse, etwas Kakao, Gewürze sowie ein wenig Ingwer im Abgang. Erst nach einiger Zeit kommen auch Aprikosen, Rosinen und rote Beeren hinzu. Das Ziel von Kyrö, dass ein Fass nie den Charakter der Destillerie überlagern soll, wurde hier absolut erfüllt.

Grundsätzlich soll bei Kyrö aber trotz der Grundidee kein Stillstand herrschen. Immer neue Ideen sollen in die Whisky einfließen. Sofern es möglich sein wird, will man die aktuelle Entwicklung auf dem Destilleriefest im August 2021 präsentieren. Die aktuell erhältlichen Tropfen stammen übrigens noch aus den alten Anlagen, die noch ein deutlich kleineres Volumen aufwiesen. Aktuell führt man pro Woche vier Destillationsvorgänge mit rund zehn Tonnen Malz durch, das Ziel liegt aber bei acht Vorgängen pro Woche. Für den im Mai anstehenden Tag des finnischen Whiskys wird es voraussichtlich außerdem eine Sonderabfüllung geben, die zumindest einen Anteil aus Weinfässern enthalten wird, denn inzwischen ist der Bestand an Weinfässern im Lager stark gewachsen.

Wer Roggenwhisky mag, sollte sich also unbedingt auch einmal mit dieser Destillerie aus Finnland auseinandersetzen. Kyrö bietet wirklich interessante Tropfen, die durchweg eine spannende Roggenbrot-Aromatik aufweisen. Wer sich mit dem Whisky einmal genauer beschäftigen möchte, hat bis zum 26. Dezember 2020 auch noch Zeit am Gewinnspiel von Drams United teilzunehmen, bei dem eine Flasche vom Malt Rye Whisky verlost wird. Dafür sollte bitte entweder die Facebook- oder Instagram-Seite von Drams United geliked werden, außerdem ist eine Mail an dramsunited@gmx.de mit dem Betreff "Finnland" erforderlich. Der Gewinner wird am 26. Dezember 2020 um 22:00 Uhr ausgelost und anschließend per Mail kontaktiert. Alle Daten werden im Anschluss an das Gewinnspiel gelöscht. Wer diesen Beitrag teilt, landet außerdem mit einem zweiten Los im Topf. Ich drücke allen Teilnehmern die Daumen!

Die Samples sowie die Flasche für das Gewinnspiel wurden mir freundlicherweise von der Kyrö Distillery kostenlos zur Verfügung gestellt.

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