Freitag, 7. Oktober 2022

Besuch auf dem Gasthof Seitz (Elch-Bräu / Elch-Whisky)

Auf dem nächsten Abschnitt unserer Tour durch Deutschland führte uns unser Weg aus der Oberpfalz, wo wir Mitte September bereits den ersten Nachtfrost erlebten, nach Nürnberg. Je nachdem, für welche Strecke man sich entscheidet, liegt Gräfenberg fast direkt auf dem Weg, so dass wir den kleinen Umweg von rund 16 Kilometern sehr gerne auf uns genommen haben, um einen Abstecher zum Gasthof Seitz mit Elch-Bräu und Elch-Whisky zu machen. Im Vorwege hatte ich Kontakt mit Inhaber Georg Kugler aufgenommen, der mir sagte, dass sicherlich an diesem Vormittag jemand da sein sollte, der Zeit für meine Frau und mich hat. Tatsächlich war der Vormittag offenbar sehr geschäftig, so dass Georg uns nicht persönlich herumführen konnte, dafür hatte aber Produktionsleiter und Diplom-Brauer Marcel Gath Zeit für uns, der natürlich genauso tief in der Thematik ist und uns auf einen ausführlichen Rundgang mitgenommen hat.


Noch immer sind diverse Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen im vollen Gange, so dass es in der Brauerei, Brennerei und im Fasslager, die alle in einem Gebäude untergebracht sind, relativ geräuschvoll ist, aber es ist natürlich verständlich und völlig richtig, dass hier in die Zukunft investiert wird. Wir starteten mit einem Blick in die ganz neue Brauerei, in der auch die Vorproduktion für den Whisky stattfindet. Die Brauerei wurde erst vor Kurzem in Betrieb genommen, was natürlich auch bedeutet, dass während des Austauschs der Anlagen über mehrere Wochen kein Bier und kein Whisky produziert werden konnten. Dementsprechend waren die Vorräte beim Bier fast erschöpft, so dass zunächst einmal die Lager mit Bier wieder aufgefüllt werden mussten, denn Sommersaison ist natürlich auch Biersaison. Das bedeutet dann folgerichtig auch, dass in diesem Jahr etwas weniger Whisky produziert wurde, als dies in der Vergangenheit der Fall war und natürlich auch für die Zukunft geplant ist.

Das heißt aber nicht, dass die Brennanlage in der Zwischenzeit komplett im Stillstand war, denn neben Whisky werden auch noch Liköre und Gin beim Elch hergestellt. Für uns sollte aber der Whisky im Mittelpunkt stehen und dabei gibt es inzwischen mit dem Torf-Duett und dem Torf vom Dorf zwei Standards, die mehr oder weniger dauerhaft verfügbar sind. Um dies gewährleisten zu können, liegen im Warehouse zu einem sehr großen Anteil Bourbon- und Sherryfässer. Von beiden Abfüllungen werden pro Jahr rund 1.000 bis 2.000 Flaschen auf den Markt gebracht, dazu gesellen sich dann noch Sonder- und Einzelfassabfüllungen sowie Fässer, die für Kunden befüllt werden. Damit auch noch ein gewisser Stock für die Zukunft aufgebaut werden kann, soll natürlich auch in den nächsten Jahren mehr produziert werden, als aus den Fässern in Flaschen gebracht und verkauft wird. Das heißt auch, dass das vorhandene Fasslager in Kürze nicht mehr ausreichen wird, so dass auf dem Gelände ein neues Warehouse entstehen soll. Schon jetzt wird es im aktuellen Lager sehr eng, weil eben auch Bier sowie andere Produkte und Materialien hier gelagert werden müssen.

Das Malz für den Whisky wird übrigens in Belgien mit deutschem Torf hergestellt. Zumindest mir ist aktuell keine andere deutsche Brennerei bekannt, die Torf aus Deutschland zum Einsatz bringt, so dass hier ein echtes Alleinstellungsmerkmal entsteht. Um für die Zukunft neben den sehr torfbetonten Abfüllungen, bei denen das Malz bei knapp unter 40ppm liegt, noch eine größere Bandbreite zeigen zu können, wird aktuell auch mit Malz gearbeitet, das über Apfelholz geräuchert wurde. Das führt natürlich zu einem deutlich speckigeren Aroma im Spirit und laut Marcel dürfen wir uns hier auf sehr spannende Endergebnisse freuen, die aber zunächst noch Zeit im Fass benötigen. Experimentiert wird außerdem gerade mit wilder Hefe. Beim Bier gibt es bereits einige Fässer mit Sauerbier, die mit Wildhefen hergestellt werden, beim Whisky werden wir in den nächsten Jahren ebenfalls kleine Chargen bzw. vermutlich Einzelfässer ins Glas bekommen können, wenn das Experiment gelingt.

Natürlich gibt es im Fasslager neben den erwähnten Sherry- und Bourbonfässern auch diverse andere Fassarten. So finden sich auch sehr alte Sherry-Fässer, die eben nicht nur als Seasoned Casks zum Einsatz kommen, sondern tatsächlich über Jahrzehnte von den entsprechenden Bodegas verwendet wurden. Wie aktuell schon bei einigen anderen Brennereien findet sich auch beim Elch inzwischen ein Maple Syrup Fass im Lager, bei dem ich sehr gespannt darauf bin, wie der Torf und der Sirup miteinander auskommen. Probieren durften wir zum Abschluss noch ein Fass, dass vermutlich zur Weihnachtszeit auf den Markt kommen und damit die nächste Abfüllung sein wird. Ein Whisky, der zunächst in Akazienholz reifen durfte, bekam hierfür ein Finish im PX-Fass. Der Whisky startet zunächst eher dezent und süß, mit etwas mehr Handwärme und Zeit im Glas kommt aber der Torf sehr schön durch und verbindet sich gleichzeitig auch hervorragend mit den fruchtigen Noten. Da werde ich definitiv den Online-Shop im Auge behalten müssen, denn von diesem Whisky hätte ich tatsächlich sehr gerne eine Flasche im heimischen Regal.

Auch wenn es nur ein kurzfristiger Besuch war, hat es uns sehr gut gefallen. Deswegen geht mein ganz herzlicher Dank an dieser Stelle noch einmal an Marcel, dass er sich so viel Zeit für uns genommen hat. Da mir in der Vergangenheit das Bier vom Elch sehr gut gefallen hat, hätte ich sehr gerne eine ganze Kiste mitgenommen, da wir aber noch rund zehn Tage Urlaub mit mehreren Stationen vor uns hatten, habe ich mich dann doch auf jeweils zwei Flaschen von den aktuellen naturtrüben Bieren Weizen, Pils, Helles und Kellerbier beschränkt. Wenn wir mal wieder in der Gegend sind, kommen wir sehr gerne auch noch einmal mit mehr Zeit wieder, denn ich hätte große Lust auch einmal vor Ort zu essen. Dass das Bier mit EUR 3,50 für einen halben Liter bei Genuss vor Ort von einigen Gästen als teuer empfunden wird, kann ich dabei nicht nachvollziehen. Für uns als Norddeutsche ist es inzwischen schon fast günstig, wenn wir im Restaurant ein Weizen für EUR 5,- bekommen. Ich hoffe aber sehr, dass zumindest in Franken der günstige Preis auch weiterhin beibehalten wird.

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