Montag, 3. Oktober 2022

Besuch bei der Brennerei Schraml - der Steinwald-Brennerei (Stonewood Whisky)

Die Whiskys der Brennerei Schraml, die unter dem Namen Stonewood und damit mit Bezug auf den naheliegenden Steinwald in der Oberpfalz ihren Whisky auf den Mark bringen, kannte ich schon von früheren Messen. Beim Festival des deutschen Whiskys in diesem Jahr präsentierten Inhaber Gregor Schraml und Vertriebsleiter Andi Thoma aber eine neue Abfüllung, nämlich den Dra Double Wood, der im Sommer hätte auf den Markt kommen sollen. Durch Lieferprobleme zunächst bei Flaschen und dann bei Etiketten und Tubes hat sich das voraussichtliche Release inzwischen auf Oktober verschoben, aber wenn es endlich so weit ist, dann werde ich an dieser Stelle den Whisky ganz ausführlich vorstellen, denn er hat mir ausgesprochen gut gefallen. Durch den erneuten Kontakt auf Burg Scharfenstein beim Festival des deutschen Whiskys hat es sich aber auch ergeben, dass meine Frau und ich im Rahmen unserer Deutschland-Tour einen kurzen Besuch bei der Brennerei Schraml in Erbendorf einplanen durften. Da leider schon im Sommer sämtliche Unterkünfte in Erbendorf ausgebucht waren, mussten wir eine Unterkunft einige Kilometer entfernt wählen, was aber die Vorfreude auf den Besuch vor Ort nicht schmälerte.


Pünktlich um 16:00 Uhr waren wir vor Ort und wurden von Andi Thoma empfangen, der übrigens gar nicht in der Oberpfalz zu Hause ist, sondern in München wohnt, und nur einige Tage pro Woche in der Brennerei ist, darüber hinaus aber natürlich als Vertriebler auf Messen und bei Kunden präsent ist. Das Gebäude, in dem sich die Brennanlagen und aktuell auch noch der Shop befinden, stammt bereits aus dem 12. Jahrhundert und wurde über Jahre als Kloster genutzt. Dabei blieb es bis in die 60er Jahre hinein in Kirchenbesitz, bis es irgendwann wirtschaftlich nicht mehr tragbar war. Diese Chance wurde von Schraml genutzt, so dass die Produktion in die inzwischen jedoch wieder aus allen Nähten platzende Location verlegt wurde. Hinweise auf die ursprüngliche kirchliche Nutzung findet man aber unter anderem noch durch die Jesusfigur an der Außenwand des alten Waschhauses des Klosters. Natürlich wäre für die bereits seit 1818 produzierende Brennerei auch ein Wechsel auf die grüne Wiese möglich gewiesen, aber man wollte eben unbedingt in Erbendorf bleiben, um den Bezug zum Ort zu wahren.

Andi führte uns zunächst einmal in den Keller, wo sich die Brennanlagen befinden. Wie bei vielen anderen Brennereien auch wird der Sud für die Produktion des Whiskys bei befreundeten Brauereien angesetzt, weil man hier einfach viel mehr Möglichkeiten hat, den Prozess und die dazugehörigen Temperaturen zu steuern, so dass man deutlich mehr Einfluss auf den späteren Geschmack nehmen kann. Grundsätzlich wäre aber weiterhin eine Produktion vor Ort möglich. Auch wird inzwischen in der Destillerie eine Beheizung der Anlagen mit Dampf genutzt, weil diese besser steuerbar ist, als es die klassische Befeuerung über Holz war. Das hat den netten Nebeneffekt, dass die Nachbarhaushalte nicht mehr vom Holzrauch belästigt werden. Die Brennerei mit dem Gewölbekeller ist übrigens denkmalgeschützt, wobei man darüber spekulieren könnte, ob nicht vor der Abnahme durch den Denkmalschutz noch Anpassungen am Boden vorgenommen wurden...

Wir lernten außerdem, dass die Produktion von Whisky inzwischen bereits 20 bis 25 Prozent der jährlichen Produktion der Brennerei ausmachen. Das bedeutet natürlich auch, dass viel Platz für die Fasslagerung geschaffen werden muss. In der fussläufig erreichbaren ehemaligen Limo-Fabrik steht genau dieser Platz zur Verfügung, denn hier lagert inzwischen ein Großteil der Fässer, gleichzeitig werden hier aber auch fertige Waren, aktuell die jetzt gerade auf den Markt kommenden Glühweine, und Flaschen verwahrt. Bei rund 90% der aktuell befüllten Fässer handelt es sich um frische amerikanische Eiche, darüber hinaus gibt es aber auch einige andere Fassarten. So liegen in der Limo-Fabrik auch noch vier Fässer, in denen der Whisky der Brennerei ein Amarone-Finish erhält. Dies wird nach dem Dra Double Wood die zweite Sonderabfüllung sein, die aber erst im kommenden Frühjahr auf den Markt kommen wird. Zumindest in der Nase ist der Whisky sehr vielversprechend, probieren konnten wir leider nicht.

Direkt gegenüber vom aktuellen Brennereistandort hat Schraml inzwischen ein weiteres Gebäude erworben, in dem zukünftig ein Besucherzentrum und ein Shop entstehen sollen. Außerdem wird es hier die Möglichkeit geben, Tastings auch im größeren Rahmen stattfinden zu lassen, ohne sich dabei in eine der Gastwirtschaften im Ort einmieten zu müssen. Bisher befindet sich der kleine und gemütliche Shop jedoch noch im alten Gebäude, wo unsere Tour letztlich auch endete. Da wir die Whiskys bereits kannten, haben wir uns beim Probieren auf die übrigen Brände konzentriert. Besonders überzeugt hat uns hierbei der Schlehenbrand, der zwar mit EUR 23,- für 10cl recht teuer erscheint, wobei sich dieser Preis aber aufgrund der großen Fruchtmenge, die verwendet werden muss, schon wieder relativiert. Besonders in der Nase gibt es hier sehr intensive Marzipanaromen, die von fruchtigen Elemente begleitet werden. Das ist ein Tropfen, an dem man wirklich den ganzen Abend schnuppern könnte.

Überhaupt hatte Andi Thoma bei den fassgelagerten Bränden seine Finger ein wenig mit im Spiel. Es war seine Idee, einen Obstbrand noch einmal im Holzfass zu lagern, bevor er abgefüllt wurde. Das hat innerhalb kürzester Zeit zu einem so tollen Ergebnis geführt, das er auch Inhaber Gregor Schraml nicht vorenthalten wollte. Dieser wollte zunächst nicht probieren, weil er keine Zeit hatte. Andi bat ihn jedoch, sich einmal drei Minuten Zeit zu nehmen. Die kurze Reaktion von Gregor war ein einfaches "Wow, das ist ein toller Brand! Von wem ist der?". Dies musste Andi natürlich wahrheitsgemäß mit "Von uns!" beantworten. Seitdem werden diverse Brände aus Äpfeln, Birnen oder gemischten Früchten wieder zumindest kurzzeitig fassgelagert. Tatsächlich habe ich mir einige Minis von den Whiskys und auch die Haselnuss mit nach Hause genommen, so dass ich sicherlich in näherer Zukunft noch einmal auf die Produkte von Schraml eingehen werde. Spätestens wird dies der Fall sein, wenn endlich der lang ersehnte Dra Double Wood auf den Markt kommt.

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