Mittwoch, 12. Oktober 2022

Besuch im Altstadthof Nürnberg (Ayrer´s Whisky)

Schon vor zwei Jahren haben meine Frau und ich der Hausbrauerei Altstadthof in Nürnberg einen Besuch abgestattet. Damals haben wir einen Rundgang durch die Gänge der Felsenkeller gemacht und waren von Essen und Bier begeistert. Auch der Whisky, der unter dem Label Ayrer´s abgefüllt wird, hat uns sehr gut gefallen, aber leider war damals niemand vor Ort, der uns mehr über den Whisky hätte erzählen können. Deshalb habe ich auch diesmal wieder vorab angefragt, ob wir einen Blick auf Brennerei und Fasslager werfen dürfen und dabei ein paar Hintergründe erfahren können. Glücklicherweise hat sich Inhaber Reinhard Engel diesmal ein wenig Zeit für uns genommen und uns trotz laufenden Betriebs und diverser Führungen, die u.a. aus den Felsenkellern in Brennerei und Brauerei kamen, ein wenig hinter die Kulissen blicken lassen. Dass es auch diesmal wieder für mich die leckeren Nürnberger Rostbratwürstchen und eine Rote Weiße gab, stand natürlich außer Frage.


Herr Engel zeigte uns zunächst die Brennanlage, die wir ja bereits vor zwei Jahren gesehen hatten, damals allerdings mit einer Erläuterung in Form eines kurzen Videos. Diesmal erzählte uns Herr Engel hier einiges zu seiner Philosophie. Sein Ziel ist es, in der Brennerei qualitativ sehr hochwertigen Whisky herzustellen. Dabei geht es überhaupt nicht um Menge und auch nicht um dauerhafte Verfügbarkeit, denn es handelt sich hier immer noch um eine Hausbrennerei, die vorrangig dafür gedacht ist, den Altstadthof und den dazugehörigen Shop mit wirklich gutem Whisky zu versorgen. Dementsprechend wird der größte Teil der Abfüllungen vor Ort verkauft, ein Teil der jährlich rund 5.000 Flaschen geht aber auch über andere Shops in der Region oder über den Online-Shop über die (virtuelle) Ladentheke.

Anschließend zeigte uns Herr Engel noch das ebenfalls im Innenhof des Altstadthofs befindliche Fasslager. Hier liegen verschiedene Fassarten, die darauf warten, dass sie die Reife für die Abfüllung als Ayrer´s Whisky erreichen. Dabei sollen auch in Zukunft die vorhandenen Linien wie PX, Ruby, Louis XVI aus dem Cognac-Fass oder Ayla, bei dem man die Herkunft des Fasses ganz leicht erraten kann, bedient werden, es wird aber auch immer mal wieder neue Bottlings geben. Gleichzeitig liegen hier aber auch Fässer von Vereinen, Whisky-Clubs und Privatpersonen. Tatsächlich ist mir hier ein Logo ins Auge gesprungen, dass ich von einigen Flaschen aus meinem heimischen Whisky-Regal kenne, aber ich will natürlich nicht vorgreifen, wenn ein unabhängiger Abfüller aus Deutschland hier ein Fässchen im Regal hat. Ich freue mich aber sehr auf dieses Fass und hoffe, dass es nicht nur für den reinen Privatgebrauch gedacht ist.

Wenn man aber als Privatperson ein Fass erwerben möchte, dann wird man als Käufer natürlich zunächst einmal sehr gut beraten. Aktuell kann man zwischen knapp zwanzig verschiedenen Fasstypen wählen, die dann mit dem New Make der Brennerei befüllt werden. Auch bei der Fassgröße gibt es natürlich verschiedene Wahlmöglichkeiten, wobei es bei einer Fassgröße von 30 Litern losgeht. Das wird natürlich auch mit dem Hinweis versehen, dass hier eine Lagerung von mehr als drei bis vier Jahren in den seltensten Fällen sinnvoll ist. Zumindest ich persönlich habe schon oft die Erfahrung gemacht, dass diese sehr kleinen Fässer zum einen natürlich in kurzer Zeit sehr viel Aroma liefern, gleichzeitig aber auch relativ früh dazu tendieren, zu viele Holzaromen in den Whisky zu transportieren. Bei unserem Stadtrundgang durch die Altstadt hat unser Guide im Scherz gesagt, dass man sich so ein kleines Fässchen zum 30. Geburtstag zulegen könnte, um es dann am 60. Geburtstag abfüllen zu lassen und zu verkosten. Tatsächlich bin ich mir sicher, dass der Whisky dann, sofern überhaupt noch etwas im Fass ist, eine reine Holzsuppe wäre. Wer sich aber zum 27. Geburtstag ein Fass kauft, um es am 30. Geburtstag zu trinken, der dürfte ein gutes Ergebnis erzielen, sofern er sich nicht unbedingt für frische Eiche entschieden hat.

Ich fand den Austausch mit Herrn Engel sehr spannend, denn seine Einstellung zum Produkt gefällt mir sehr gut. Auch die Tatsache, dass er klein bleiben und einfach gute Qualität liefern möchte, macht ihn sehr sympathisch, wenngleich er genauso ein Herz für große Destillerien hat wie ich, die aber natürlich einen anderen Ansatz verfolgen. Bei Ayrer´s wird es aber auch in Zukunft darum gehen, die Abfüllungen vor allem vor Ort verfügbar zu machen. Damit verabschiedete sich Herr Engel wieder in sein Tagesgeschäft, verwies uns aber auf die Probierstube, in der tagsüber die Abfüllungen der Brennerei probiert und gekauft werden können. Da mussten wir natürlich auch noch einen Blick riskieren, denn vor zwei Jahren konnten wir zwar schon einmal durch die Fenster sehen, aufgrund der damals noch deutlich angespannteren Corona-Lage war die Probierstube jedoch geschlossen.

Tatsächlich bekamen wir hier auch die neueste Abfüllung der Brennerei ins Glas, die auf den Namen Tower hört und in mittelstark ausgebrannter frischer Eiche lagerte. Das bedeutet, dass Malz und Fasslagerung absolut identisch mit dem Red sind, trotzdem haben beide Abfüllungen völlig unterschiedliche Profile mit auf den Weg bekommen. Das mag sicherlich auch an den unterschiedlichen Lagerorten liegen, denn der Red reift im Fasslager im Innenhof, der Tower liegt innerhalb der Stadtmauer zwischen zwei Türmen. Während der Red extrem fruchtig ist, wobei Äpfel und Birnen ganz klar im Vordergrund stehen, ist der Tower eher würzig und mineralisch. Außerdem probierten wir den Alligator, der im stark ausgebrannten Fass lagerte und mich mit seinen kräftigen Vanille-Noten schon vor zwei Jahren begeistert hat. Tatsächlich habe ich den Whisky morgens noch in einem Shopping-Center gesehen und konnte mich nicht zum Kauf durchringen. Mit Herrn Engel habe ich dann noch kurz darüber gesprochen und er sagte mir, dass es sicherlich irgendwann eine Neuauflage geben werde, der Whisky in der Brennerei aber restlos ausverkauft sei, was ich schon im Online-Shop gesehen hatte. Tatsächlich stand dann in der Probierstube doch noch eine einsame Flasche im Regal, die erst am Morgen beim Aufräumen in einer dunklen Ecke aufgetaucht ist. Das muss wohl ein eindeutiges Zeichen gewesen sein, so dass der Whisky unbedingt mit nach Hause musste.

Ich bedanke mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Herrn Engel für seine Zeit und natürlich auch bei Mitarbeiterin aus der Probierstube, deren Name ich leider nicht kenne, die den Alligator genau zur richtigen Zeit aufgetan hat. Mir ist bewusst, dass hier alles im laufenden Restaurantbetrieb passiert und dass laufend die unterschiedlichsten Stadtführungen im Altstadthof enden, um hier zu essen oder auch nur ein Bier zu trinken. Umso beeindruckender ist es, welch eine hohe Qualität es hier beim Whisky gibt. Vor zwei Jahren habe ich als Fazit geschrieben, dass ich sicherlich beim nächsten Besuch in Nürnberg wieder im Altstadthof einkehren werde. Das kann ich diesmal nur bestätigen, denn ich möchte nicht nur wieder leckere Würstchen auf den Teller bekommen, sondern auch erfahren, wie sich der Ayrer´s weiterentwickelt hat.

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