Sonntag, 5. März 2023

Lagg Distillery Inaugural Release Batch 1, 2 und 3 (Bourbon, Oloroso und Rotwein)

Als großer Fan der Abfüllungen von Arran aus der Lochranza Distillery bin ich schon lange extrem gespannt auf die rauchigen Abfüllungen aus der Lagg Distillery. Schon im vergangenen Jahr erreichte mich ein Umschlag vom deutschen Importeur Kammer-Kirsch, der eigentlich ein Sample vom ersten Batch der Brennerei hätte enthalten sollen, stattdessen bekam ich aber leider nur einen Umschlag voller wohlriechender Scherben. Auf der Hanse Spirit in Hamburg Ende Januar habe ich dann Flo von Kammer-Kirsch endlich mal wieder persönlich getroffen und er hat mich mit Samples von den ersten drei Batches der Lagg Distillery versorgt, die aus Bourbon, Oloroso und Rotwein Casks stammen. Auf der Messe habe ich nur kurz geschnuppert und war bereits begeistert. Jetzt fließen die drei Tropfen aber endlich auch in mein Glas, damit ich mir ein genaues Urteil bilden kann.


Beim Verkosten halte ich mich an die Reihenfolge der Batches und starte folgerichtig mit Batch 1 aus dem Bourbon Cask. Direkt nach dem Einschenken bin ich erstmal überrascht, wie viel Rauch aus dem Glas strömt, aber das ist tatsächlich nur der allererste Eindruck. Schon beim zweiten Schnuppern ist der Whisky gar nicht mehr eindimensional rauchig, sondern es kommt jetzt eine intensive Süße mit den für ein Bourbon Cask typischen Karamell- und Vanillenoten. Dahinter verbergen sich Ingwer, Petersilie, etwas Minze und als finale Überraschung, wenn man dem Whisky etwas Zeit im Glas gönnt, eine Kugel Vanilleeis. Am Gaumen geht die Süße dann deutlich zurück. Hier stehen malzige Noten, Kräuter und natürlich Rauch klar im Vordergrund. Direkt danach setzen intensive mineralische Noten ein, die sich auch bis zum Ende in den mittellangen Abgang hineinziehen. Auch leichte medizinische Noten, von denen ich ja grundsätzlich kein ganz großer Fan bin, und Kräuter bleiben lange hängen.

Weiter geht es mit Batch 2, das aus dem Oloroso Cask stammt. In der Nase ist diese Abfüllung zunächst deutlich dezenter. Eine Mischung aus hellen und dunklen Trockenfrüchten stellt sich hier dem Rauch entgegen, der viel weniger Kraft zu haben scheint, als dies beim ersten Batch der Fall war. Dafür kommen nun die mineralischen Noten schon in der Nase deutlich durch. Am Gaumen ist der Rauch dann mit leichter Verzögerung wieder voll da, denn die zunächst aufkommenden fruchtig-süßen Aromen müssen den medizinischen und mineralischen Noten einen Großteil der Bühne überlassen. Trotzdem bahnen sich Kirschen, Johannisbeeren und rote Trauben noch ihren Weg und nehmen mit jedem Schluck etwas mehr Raum ein. Im Abgang wechseln sich dann fruchtige, mineralische und medizinisch-rauchige Noten lange ab, ohne dass eines der Aromen die Oberhand gewinnen kann.

Das finale Batch 3 bildet dann den Abschluss meines kleinen Mini-Tastings. Diesmal handelt es sich um eine Reifung im Rotweinfass, wobei vermutlich ein Rioja zum Einsatz gekommen sein soll. Wieder gibt es Rauch und mineralische Noten, die mich an einen trockenen Waldboden erinnern, jetzt aber auch kombiniert mit einer trockenen Fruchtsüße, die von dunklen Trauben stammt. Dahinter verbirgt sich ein wenig Maracuja, was für eine leichte Säure sorgt. Geschmacklich ist zunächst die süße Traube am Drücker, bevor dann rauchige und mineralische Noten wieder auftauchen. Etwas Salz kommt mit der Zeit hinzu, um dann aber doch wieder Platz für die dunklen Trauben zu machen. Das mündet dann schließlich in einem mittellangen Finish, das vor allem wieder Rauch, mineralische Elemente und eine ausgeprägte Trockenheit hinterlässt.

Alle drei Abfüllungen sind natürlich noch sehr jung, aber für mich persönlich spielt das Alter eines Whiskys ohnehin nur eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist, dass der Tropfen schmeckt, und das ist hier gleich dreimal der Fall. Alle drei Abfüllungen überraschen mit einer unerwartet hohen Komplexität, dabei unterscheiden sie sich durch die unterschiedlichen Fassreifungen natürlich deutlich in den Aromen. Allen gemein sind die torfig-rauchigen Aromen mit deutlichem medizinischen Einschlag sowie die mineralischen Noten, die mit verschiedenen Kräutern einhergehen. Mir persönlich ist der medizinische Einfluss durchgängig etwas zu hoch, aber es gibt für diese Art von Aromen ja eine durchaus breite Fanbase. Wem das gefällt, der sollte sich auch mit den zukünftigen Abfüllungen von Lagg einmal etwas genauer auseinandersetzen. Ich werde natürlich die Entwicklung dieser jungen Brennerei auf Arran auch ganz genau verfolgen, denn was da nach so kurzer Zeit schon an Aromen vorhanden ist, weiß durchaus zu beeindrucken.

Die Samples wurden mir freundlicherweise kostenlos vom deutschen Importeur Kammer-Kirsch zur Verfügung gestellt.

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