Wenn ich ganz ehrlich bin, dann bin ich auf die neuen Cask Noir Abfüllungen vom unabhängigen Abfüller Brave New Spirits nur aufmerksam geworden, weil mich die Labels absolut angesprochen haben. Diese erinnern einfach ganz klar an Krimis aus den 50ern und 60ern, die es aber zum Beispiel auch heute immer noch im Krimi-Theater auf dem Hamburger Kiez gibt. Jetzt hatte Edgar Wallace bei der Fassauswahl vermutlich nicht mehr seine Finger im Spiel, ich hatte aber trotzdem Lust darauf, mich in ein paar der neuen Bottlings hineinzuprobieren. Hierfür habe ich mir eine Kombination aus den Bottlings ausgesucht, deren Label mich einerseits am meisten angesprochen hat (vor allem beim Port Dundas) und bei denen ich andererseits den Mix aus Destillerie und Fass besonders spannend fand (Spoiler: auch Port Dundas). Dass am Ende trotzdem ein Außenseiter ganz oben auf dem Treppchen stehen kann, will ich nicht ausschließen (zählt das auch als Spoiler?). Ich werde mich jetzt auf jeden Fall erst einmal durch vier der Cask Noir Bottlings probieren.
Mittwoch, 1. März 2023
Brave New Spirits: Cask Noir Port Dundas 2006, Strathmill 2011, Glenlossie 2008 und Benrinnes 2008
Ich lege los mit dem Whisky, auf den ich ehrlicherweise am meisten gespannt bin. Unter dem Titel "Ghost of the Canal" wird ein 16 Jahre alter Single Grain Whisky von Port Dundas ins Rennen geschickt, der aus einem First Fill Lafite Wine Barrique stammt. In der Nase geht es hier sehr süß zu, so dass Zuckerwatte, Vanille und Karamell zunächst klar im Vordergrund stehen. Dazu gesellen sich ein sehr süßer Müsliriegel und Aprikosen. Auch am Gaumen geht es sehr süß los, dann kommt allerdings die getreidige Müsli-Note deutlich stärker zum Vorschein. Das heißt aber nicht, dass die Aprikose völlig verdrängt wird, tatsächlich kommt sie im Abgang in Kombination mit einer herben Gewürznote und einem zerbissenen Kern einer Weintraube wieder sehr deutlich zum Vorschein. Es folgt dann der elf Jahre alte Strathmill aus einem STR White Wine Barrique, der den Namen "The Mill in the Shallow Glen" erhalten hat. Hier startet die Nase mit einem Mix aus floralen Noten, Birnen, Trauben und gesüßter Zitrone, dazu gesellt sich ein frisches Marzipanbrot ohne Schokoladenmantel. Am Gaumen bleiben Süße und Zitrusnote sehr präsent, die Mandel tritt eher in den Hintergrund. Zum Ende hin zeigt der Whisky dann noch einmal seine fast 60% und bringt ordentlich Pfefferwürze mit.
Die zweite Halbzeit startet mit einem dreizehn Jahre alten Glenlossie mit Finish im First Fill Amontillado Cask, der als "The Curious Sister" zu haben ist. Buttriger Kuchen- oder vielleicht sogar Blätterteig wird hier mit sehr süß eingekochten Birnen und Äpfeln kombiniert. Im Hintergrund meine ich noch eine dezente Rosine wahrnehmen zu können, so dass das dänische Plunderteiggebäck perfekt wäre. Was die Nase verspricht, kann der Gaumen dann absolut halten, allerdings wird das Süße-Level leicht heruntergeschraubt. Teig und Früchte sind aber weiterhin sehr schön zu erkennen und haben nun eine Mischung aus Zimt, Muskat und etwas Pfeffer mitbekommen. Der Abgang fällt etwas kürzer aus als bei den beiden Vorgängern. Zum Abschluss fließt der "Ruthrie the Wanderer ...in Bordeaux" ins Glas, ein dreizehn Jahre alter Benrinnes aus einem Grand Cru Barrique. Hier gibt es in der Nase einen fruchtig-süßen Mix aus Honig, Kirschen, dunklen Trauben, Feigen und Brombeeren. Kandierte Orangen bringen eine sehr dezente Säure mit ins Profil. Am Gaumen kommt der süße Honig noch deutlicher zum Vorschein, um aber Platz zu machen für Kirschen und nun eine frisch aufgeschnittene Orange. Erst im Abgang gesellen sich zur Süße und zu den fruchtigen Aromen noch eine leichte Ingwerschärfe und etwas Pfeffer. Insgesamt bleibt der Whisky aber wieder sehr lange hängen, wobei vor allem die Orange sehr präsent ist.
Das war definitiv ein spannender Überblick über einen Teil dieser neuen Reihe von Brave New Spirits. Mit dem Port Dundas habe ich aber tatsächlich auch mit einem echten Kracher angefangen, der mit viel Süße, Müsli und hellen Früchten daherkommt. Der Strathmill mit seiner ungewöhnlichen Reifung im STR White Wine Barrique weiß mit Birnen, Zitrusnoten und Mandeln zu überzeugen. Der Glenlossie fällt für meinen persönlichen Geschmack etwas aus der Reihe, denn hier ist mir der Alkohol vor allem im Abgang etwas zu präsent, obwohl ich den vorher vorhandenen Blätterteig mit süß eingekochten Früchten sehr spannend finde. Vielleicht hätte dieser Whisky aber noch etwas mehr Zeit im Fass verbringen sollen. Das Finale mit dem Benrinnes aus dem Grand Cru Barrique hat mich mit seinen Kirschen, Orangen und dem Honig absolut überzeugt. Das war am Ende auch mein Favorit dieses Abends.
Übersicht der verkosteten Whiskys:
Ghost of the Canal (Port Dundas 16yo), A Cask Noir Production (Brave New Spirits), Single Grain Whisky, Lowlands, First Fill Lafite Wine Barrique, 16yo, 58%, EUR 85,-
The Mill in the Shallow Glen (Strahmill 11yo), A Cask Noir Production (Brave New Spirits), Single Malt Whisky, Speyside, STR White Wine Barrique, 11yo, 59,8%, EUR 60,-
The Curious Sister (Glenlossie 13yo), A Cask Noir Production (Brave New Spirits), Single Malt Whisky, Speyside, Finish im First Fill Amontillado Sherry Barrique, 13yo, 54,1%, EUR 100,-
Ruthrie the Wanderer ...in Bordeaux (Benrinnes 13yo), A Cask Noir Production (Brave New Spirits), Single Malt Whisky, Speyside (Benrinnes 13yo), First Fill Saint-Emilion Grand Cru Wine Barrique, 13yo, 57,2%, EUR 80,-
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen