Im vergangenen Jahr hatte ich auf dem Bremer Bottle Market am Stand vom deutschen Importeur Prineus die Möglichkeit, die Blended Malts vom unabhängigen Abfüller J.G. Thomson zu probieren. Dabei war ich von den mit knapp EUR 40,- recht günstigen Blends sehr überzeugt. Die durchweg 46% haben eine ganze Menge an spannenden Aromen transportiert, was sich durch die Varianten Sweet, Rich und Smoky komplett durchzog. Vor kurzer Zeit erreichte mich nun ein Paket von Prineus, das ein mysteriöses weißes Pentagon mit dem dezenten Aufdruck J.G. Thomson enthielt. Nach dem Öffnen standen Samples der drei Blended Malts sowie ein Citrus Dry Gin und ein Jamaica Rum vor mir. Nun ist Gin nicht unbedingt meine liebste Spirituose, aber vor allem bei den drei Whiskys freue ich mich sehr darauf, diese noch einmal ganz in Ruhe zu Hause probieren zu können. Wenn es um Rum geht, dann sagt mir oft Jamaica mit den zu erwartenden Esther-Noten besonders zu. Deshalb freue ich mich auch auf diesen Tropfen. Dementsprechend verliere ich jetzt keine Zeit und lege mit der Verkostung los!
Sonntag, 6. August 2023
J.G. Thomson Whisky & Spirits (Blended Malt Scotch Whisky Sweet, Rich und Smoky, Citrus Dry Gin und Bold Jamaican Rum)
So sehr ich mich auch auf die drei Whiskys freue, zum Start schenke ich mir die Spirituose ein, mit der ich mich bisher am wenigsten anfreunden konnte. Der Citrus Dry Gin wirkt erst einmal vom Titel her, als würde er sich hier einreihen, denn ich bin kein großer Fan von Wacholder, was vor allem dann gilt, wenn er mit Zitrusnoten kombiniert wird. In der Nase bekommt man erst einmal, was das Label verspricht, denn Orange, Zitrone und Wacholder verbinden sich zu einem trockenen Gesamtprofil. Eine leichte Kräuternote, die irgendwo zwischen Koriander und Petersilie liegt, taucht dahinter auf. Am Gaumen ist die Zitrusnote dann noch deutlicher zu erkennen, wirkt aber überraschend süß. Der Wacholder tritt in den Hintergrund, dafür tauchen jetzt andere milde Gewürznoten auf. So kann ich mir das tatsächlich im Ginger Ale (sorry, Tonic mag ich auch nicht...) sehr gut vorstellen. Dann gibt es mit dem Sweet aber endlich den ersten Blended Malt ins Glas. Der Name ist auch direkt Programm, denn in der Nase dominieren Karamell, Vanille und kandierte Nüsse mit einem Hauch Kokosnuss und einer hintergründigen Kräuternote. Auch der Gaumen startet süß mit Karamell, Vanille und Honig, nun gibt es aber auch einen frischen Butterkeks hinzu. Wieder gibt es nussige Aromen, die nun aber von einer leichten Eichenwürze begleitet werden. Das zieht sich auch in den Abgang hinein, der einen Mix aus Karamell, Muskatblüte und etwas Eiche bietet.
Weiter geht es dann mit dem Rich, der deutlich mehr Farbe ins Glas zaubert, denn nun stammt der Whisky aus verschiedenen Arten von PX und Oloroso Casks. Wieder gibt es viel Süße, die nun aber deutlich mehr in die fruchtige Richtung tendiert. Dabei gibt es Brombeeren, dunkle Johannisbeeren, Kirschen und hintergründige Erdbeeren zu entdecken. Eine leichte Würze bleibt ebenfalls dezent. Am Gaumen geht es ähnlich fruchtig zu, allerdings kommen hier auch leichte Zitrusaromen zum Vorschein, die sich mit heller Schokolade und etwas Muskat mischen. Der Abgang bleibt fruchtig-würzig, bleibt mittellang hängen und macht große Lust auf den nächsten Schluck. Der Smoky ist dann zu 100% aus verschiedenen Islay-Whiskys zusammengestellt, wobei er in der Nase zwar ein angenehmes Raucharoma bietet, aber gleichzeitig auch süß und fruchtig wirkt. Räucheraromen mischen sich sehr schön mit Honig, Karamell, Äpfeln und Zitrusnoten. Auch geschmacklich geht es süß los mit Honig und Karamell, erst kurz danach kommt eine angenehme Rauchnote hinzu. Die Speckigkeit kommt erst mit der Zeit wieder zum Vorschein.
Rum ist grundsätzlich meine zweitliebste Spirituose, daher freue ich mich zum Abschluss auf den Jamaica Rum von J.G. Thomson. In der Nase gibt es die spannenden Esther-Noten, die ich bei Jamaica Rum so mag. Dazu gesellen sich fermentierte Früchte, wobei Bananen und Ananas im Vordergrund stehen. Dazu kommt eine ausgeprägte Süße, die aber nicht aufgesetzt wirkt. Geschmacklich geht es ganz ähnlich zu, wobei die Esther-Noten nun etwas in den Hintergrund treten. Dafür kommen Bananen und Ananas noch besser zum Vorschein und werden von einem guten Spritzer Orangen-Zitronen-Konzentrat ergänzt. Gleichzeitig gibt es würzige Aromen, die sich auch in den Abgang hineinziehen. In Summe kann man sagen, dass ich durchaus sehr angetan bin. Der Gin hat meinen Geschmack erwartungsgemäß nicht ganz getroffen, dafür fand ich alle drei Whiskys sehr stark, wobei für mich der Rich ganz knapp die Nase in einem engen Rennen vorne hat. Der Rum ist dann ein würdiger Abschluss, denn auch dieser Tropfen hat mir sehr zugesagt. Wenn es ein Rum sein soll, dann mag ich besonders den Mix aus Esther-Noten und fruchtigen Aromen, was hier genau in dieser Form auftaucht. Trotzdem bleiben die Whiskys in diesem durchweg sehr hochwertigen Lineup für mich die Highlights.
Übersicht der verkosteten Spirituosen:
J.G. Thomson Citrus Dry Gin, Gin, NAS, 46%, ca. EUR 40,-
J.G. Thomson Blended Malt Scotch Whisky Sweet, Blended Malt Scotch Whisky, NAS, 46%, EUR 39,-
J.G. Thomson Blended Malt Scotch Whisky Rich, Blended Malt Scotch Whisky, NAS, 46%, EUR 39,-
J.G. Thomson Blended Malt Scotch Whisky Smoky, Blended Malt Scotch Whisky, NAS, 46%, EUR 39,-
J.G. Thomson Bold Jamaican Rum, Rum, NAS, 46%, EUR 45,-
Die Samples wurden mir freundlicherweise vom deutschen Importeur Prineus kostenlos zur Verfügung gestellt.
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