In der Vergangenheit hatte ich schon so einige tolle Tropfen von der israelischen Milk & Honey Destillerie im Glas. Dabei haben mir bisher nicht nur die Standards zugesagt, vor allem die Single Casks und Small Batches waren regelmäßig meine Favoriten. Da hat es mich natürlich besonders neugierig gemacht, als die neue Terroir Series auf den Markt kam, die aus vier Abfüllungen besteht, die in den unterschiedlichsten Regionen Israels unter völlig unterschiedlichen klimatischen Bedingungen reiften. Hierbei geht die Reise vom Toten Meer über die Negev Wüste und das Judäische Bergland bis zum See Genezareth. Genau diese flüssige Rundreise werde ich jetzt gemeinsam mit meinem Glencairn antreten.
Mein erster Halt erfolgt am tiefsten Punkt der Erde, nämlich auf 351 Metern unter dem Meeresspiegel am Toten Meer. Hohe Temperaturschwankungen und ein extrem hoher Luftdruck sorgen für einen Angels Share von rund 25%. In der Nase kommen sehr intensive Vanille- und Karamellnoten zum Vorschein, die von sehr reifen Aprikosen, saftigen Orangen und frischen Haselnüssen begleitet werden. Geschmacklich trifft der Whisky dann leider nicht so richtig meinen Geschmack. Zwar gibt es wieder süße Vanille und etwas Krokant, aber der Alkohol ist mir persönlich zu präsent, dazu kommen bittere Noten, die mich an eine Grapefruit erinnern. Im Anschluss geht es auf die Arad-Hügel in der Negev Wüste, wo tagsüber 40 Grad erreicht werden, während es in der Nacht auf bis zu 2 Grad abkühlt. Auch hier gibt es einen hohen Angels Share von rund 15%. Wieder gibt es Karamellnoten, die auch wieder von Aprikosen begleitet werden, die allerdings diesmal in der getrockneten Form daherkommen. Am Gaumen tauchen die fruchtig-süßen Aromen wieder auf, aber auch hier gibt es einen alkoholischen Einschlag sowie eine Grapefruit-Note.
Nächster Halt meiner Reise durch Israel sind die Jerusalem Mountains mit einer Höhe von 576 Metern über dem Meeresspiegel. Hier ist das Klima etwas gemäßigter, dafür gibt es eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit, so dass der Angels Share hier bei "nur" 7% liegt. Das sorgt dann auch in der Nase für ein etwas dezenteres Aroma, das aber trotzdem für viel Vanille, Karamell und fruchtige Aromen gut ist. Dabei stehen hier vor allem Äpfel und Birnen im Vordergrund. Am Gaumen ist dieser Whisky fast schon zuckrig-süß, gleichzeitig gibt es kandierte Äpfel und Vanille, aber auch Birnen und Aprikosen tauchen wieder auf. Zum Abschluss geht es dann zum See Genezareth, wo in 154 Metern unter dem Meeresspiegel die Feuchte des Binnenmeeres und große Hitze aufeinandertreffen. Hier liegt der Angels Share bei ca. 16%. Diesmal gibt es in der Nase viel Süße, die irgendwo zwischen Karamell und Goldsaft liegt, dazu kommen aber auch wieder getrocknete Aprikose und geröstete Nüsse. Eine Prise Zimt rundet die Nase ab. Geschmacklich startet der Tropfen wieder sehr süß mit viel Karamell, aber auch hier kommt wieder eine leichte Fruchtigkeit zum Vorschein, die von Pfeffer und Chili begleitet wird.
Hm, grundsätzlich mag ich Milk & Honey sehr gerne, aber diese Rundreise hat nicht wirklich meinen persönlichen Geschmack getroffen, zumindest nicht die erste Hälfte des Trips. Beim Toten Meer geht es in der Nase mit Karamell und hellen Fruchtnoten noch sehr spannend und angenehm zu, am Gaumen sind mir dann aber bittere Grapefruit und vor allem die deutlich spürbaren Alkoholnoten zu präsent. Gleiches gilt im Grunde auch für die Abfüllung aus der Negev Wüste, denn auch hier sind mir herbe Grapefruit und Alkohol am Gaumen zu vordergründig. Ich dachte zunächst, das sei der Tagesform geschuldet, aber auch bei zwei weiteren Gelegenheiten hatte ich diesen Eindruck erneut. Besser gefallen haben mir dann die Jerusalem Mountains und der Sea of Galilee. Beide haben ebenfalls wieder viel Karamell, Vanille und helle Fruchtaromen, wobei die Jerusalem Mountains am Gaumen dann schon fast zuckrig-süß werden, während es am See Genezareth dann noch einen Twist mit Goldsaft, Zimt und Chili gibt. Damit war die letztgenannte Abfüllung auch mein Favorit in einem für meinen persönlichen Gaumen vergleichsweise schwachen Quartett.
Die Samples wurden mir freundlicherweise kostenlos von Milk & Honey bzw. vom deutschen Importeur Kammer-Kirsch zur Verfügung gestellt.


Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen