Mal ganz ehrlich, wer hat bis vor ein paar Wochen schon von der Ardgowan Distillery in der Speyside gehört? Oder vom Clydebuilt Whisky? Ich würde mich durchaus als Nerd bezeichnen, der immer interessiert an neuen Brennereien und Abfüllungen ist. Tatsächlich kannte ich vor der diesjährigen Whisky Fair in Bad Homburg im September weder den Namen Ardgowan noch einen Whisky namens Clydebuilt. Dabei findet man im Netz schon nach kurzer Recherche den Zusammenhang der beiden Namen, denn die Ardgowan Distillery ist noch zu jung, um schon eigenen Whisky auf den Markt bringen zu können, wobei allerdings schon reichlich Stoff in den Lagern liegt. Bis dieser Whisky auf den Markt kommen kann, gibt es unter dem Namen Clydebuilt zugekauften Whisky, der zunächst in großen Sherry Butts lagerte und dann in Oloroso und PX Hogsheads umgefüllt wurde. Das soll den besonderen Hausstil der Brennerei widerspiegeln, der sich auch in zukünftigen eigenen Releases finden soll. Damit soll Clydebuilt insgesamt schon heute dem zukünftigen Brennereicharakter von Ardgowan nahekommen. Woher jetzt der Whisky für den Clydebuilt stammt, wird nicht verraten. Am Stand vom deutschen Importeur Kammer-Kirsch wurde unter den Gästen viel diskutiert und es fielen die Namen Macallan und Tamdhu. Letzterer Name kam mir beim Probieren vor Ort auch in den Sinn, aber ob das auch wirklich zutrifft, konnte ich bisher niemandem entlocken. Vielleicht komme ich dem Geheimnis beim Probieren zu Hause ja etwas besser auf die Spur...
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| Auf einen Blick | |
| Destillerie | k.A. | |
| Abfüller | Ardgowan Distillery |
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| Abfüllung | Clydebuilt 12 Sherry Cask Matured |
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| Art | Single Malt Scotch Whisky |
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| Region | Speyside / Schottland |
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| Alter | 12yo |
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| Alkoholgehalt | 46% |
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| Fass | Oloroso und PX Hogsheads |
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| Inhalt | 0,7l |
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| Preisklasse | ca. EUR 47,- |
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Sherry-Noten sind direkt nach dem Einschenken deutlich erkennbar, aber der Whisky wirkt nicht vom Sherry überladen, sondern insgesamt sehr gut ausbalanciert. Karamell, Orangen und Rosinen verbinden sich mit sehr süßen Äpfeln und einem Hauch Birne. Die süßen Karamellnoten sind durchaus präsent, aber nehmen auch nicht zu viel Raum ein, vielmehr bieten sie noch Raum für Zimt und Nelke. Je mehr Zeit man dem Whisky im Glas lässt, desto mehr Raum nehmen die Gewürze ein, die dann am Ende auf Augenhöhe mit Süße und Fruchtaromen agiert.
Mund:
Am Gaumen geht es zunächst ganz dezent los, der Whisky muss sich scheinbar im Mund erst einmal entwickeln. Dann kommt zunächst wieder die Karamellsüße zum Vorschein, die dann Platz macht für eine süß-saure Orange oder Mandarine. Dabei bleibt der Whisky insgesamt sehr rund, ohne aber langweilig zu werden, denn auch die würzigen Aromen aus der Nase tauchen wieder auf. Auf der fruchtigen Seite kommt nun neben dem süßen Apfel auch eine sehr milde dunkle Pflaume zum Vorschein.
Abgang:
Auch im überraschend langen Abgang wirkt der Whisky weiterhin sehr rund und angenehm. Gewürze, Orangen, Karamell und Äpfel tauchen auch hier wieder auf, ganz am Ende gibt es einen Hauch Eiche, der sich aber gut ins Profil einfügt.

Wenn das der Vorgeschmack ist auf das, was uns zukünftig aus der jungen Ardgowan Distillery erwartet, dann freue ich mich schon jetzt sehr auf die ersten Abfüllungen der Brennerei. Der Whisky ist durchweg elegant, rund und fast schon cremig, wird dabei aber nie langweilig. Manche Aromen ziehen sich durchs gesamte Profil, dazu gehören vor allem Karamell, Äpfel, Zimt und Nelke, während am Gaumen mit Orangen und Rosinen noch eher typische Sherry-Noten hinzukommen. Der Gaumen braucht eine halbe Sekunde, um in Gang zu kommen, dann gibt es neben der Süße zunächst vor allem Orangen und Mandarinen, später sogar noch eine milde Pflaume. Der Abgang verbindet noch einmal ein Best-Of der vorherigen Aromen, jetzt in Verbindung mit einem Hauch Eiche. Woher der Whisky letztlich stammt, darüber lässt sich nur spekulieren. Wie bei jedem Secret Sherry-Speysider wird ja immer Macallan ins Gespräch gebracht, das glaube ich aber tendenziell eher nicht. Ich könnte mir tatsächlich vorstellen, dass Tamdhu hinter diesem Tropfen steckt, weil ich dort bei den Sherry-Reifungen schon ähnliche Aromen wahrgenommen habe. Am Ende ist es aber auch gar nicht relevant, denn offiziell wird es niemand verraten und so entscheidet der Geschmack. Und der stimmt hier für ich absolut!
Das Sample im Altglas wurde mir freundlicherweise kostenlos von Sebastian Püttmann vom deutschen Importeur Kammer-Kirsch auf der Whisky Fair in Bad Homburg zur Verfügung gestellt.
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