Sonntag, 17. Juni 2018

Messebericht Hanse Spirit Gin Festival (Museum der Arbeit Hamburg)

Gin ist eine Spirituose, die bisher nie besonderen Reiz auf mich ausgeübt hat. Zwar steht bei mir zu Hause eine Flasche The Botanist, das aber eigentlich nur, weil ich großer Fan von Bruichladdich bin. Außerdem hat meine Frau zwei Flaschen Gin-Likör von Edinburgh Gin. Aber ist es eigentlich berechtigt, dass Gin von mir so stiefmütterlich behandelt wird? Oder liegt es vielleicht eher daran, dass ich meine ersten Gin-Erfahrungen mit billigen Gin-Tonic-Mischungen vor zwanzig Jahren in Lloret de Mar gemacht habe? Dass mir Tonic Water nicht schmeckt, steht in jedem Falle fest. Ob mir aber Gin ebenso wenig gefällt, wollte ich gerne herausfinden. Deswegen habe ich mich gemeinsam mit meiner Frau auf den Weg zum Hanse Spirit Gin Festival im Hamburger Museum der Arbeit gemacht, um einfach mal einen Überblick über verschiedene Richtungen zu bekommen.

Pünktlich zur Eröffnung des zweiten und letzten Messetages um 13:00 Uhr war die Alte Fabrik des Hamburger Museums für Arbeit noch angenehm leer. Zunächst waren wir überrascht, dass schon deutlich vor Messebeginn so viele Menschen auf dem Gelände warteten, die aber nicht miteinander sprachen und teilweise sogar zwei Handys in den Händen hielten. Relativ schnell fanden wir heraus, dass das Museum der Arbeit offenbar noch immer ein Hotspot für Pokemon Go-Spieler ist. So hat eben jeder seine Leidenschaft und die Spieler haben wahrscheinlich ebenso wenig Verständnis dafür, dass Menschen dreistellige Beträge für eine Flasche Schnaps ausgeben, wie ich für dieses Mobile Game.

Auf der Messe angekommen ging es für uns zunächst zielstrebig zum Stand der Bergedorfer Weinkellerei und Spirituosenmanufaktur Heinrich von Have. Zunächst haben wir hier einen erst in Kürze erhältlichen Sloe Gin ins Glas bekommen, der neben Schlehen auch etwas Johannisbeer enthielt. Pur war mir dieser Tropfen etwas zu süß, aber mit einem großen Eiswürfel war dies ein toller Auftakt zur Messe. Anschließend entschied ich mich für den Luv&Lee Gin, der unter anderem Sylter Meersalzkristalle enthält. Dieser Gin gefiel mir sehr gut, vor allem mit Eis und (wenig) Ginger Ale kann ich mir durchaus vorstellen, ihn wieder zu trinken.

Der nächste Weg führte uns an die Ginthusiast-Bar, an der über 500 verschiedene Sorten Gin angeboten wurden, so dass die Entscheidung nicht ganz leicht war, vor allem wenn man mit einem so eingeschränkten Gin-Erfahrungshorizont daherkommt wie ich. Weil meine Frau den Ginlikör von Edinburgh Gin so gerne trinkt, habe ich mich zunächst für einen Edinburgh Gin Seaside entschieden, für den unter anderem Seegras und Efeu verwendet wurden. Die ausgeprägte maritim-salzige Note gefiel mir ausgesprochen gut. Bei späteren Besuchen an der Bar wurden wir übrigens gut beraten, wenn wir eine bestimmte Geschmacksrichtung probieren wollten. Hierfür schon einmal ein großes Lob ans Barteam.

Insgesamt muss man sagen, dass man an allen Ständen sehr freundlich empfangen wurde. Alle Aussteller haben sich viel Zeit genommen, ihre Produkte zu erklären und Fragen zu beantworten. Egal, ob man Hintergründe zum Schweizer Red Skull, der auf Apfelbrandy basiert, haben wollte, oder am Stand von Billy Bones Fragen zum Logo mit Totenkopf und Melone hatte. Dabei wurde an fast allen Ständen lediglich ein Euro für 1cl Gin verlangt, was ich ausgesprochen fair finde, zumal Wasser und Tonic grundsätzlich kostenlos zu haben waren.

Zum Tonic Water gab es aber auch noch eine attraktive Alternative, nämlich The Basil von Soda Libre, einem Erfrischungsgetränk mit Basilikum und Zitrone, das hervorragend mit vielen Gins harmonisiert. Direkt am Stand konnte man Tonka Gin, NB Gin und Woodland Gin mit The Basil bekommen und alle drei schmeckten in dieser Kombination sehr gut. Beim Woodland kam eine deutliche Zitrusnote hervor, der NB war auch wegen seines höheren Alkoholgehalts etwas kräftiger und der Tonka Gin war mit seiner herb-süßen Mischung mein persönlicher Favorit. Glücklicherweise stand aber auch an allen anderen Ständen The Basil kostenlos zur Verfügung, so dass ich endlich meinen Tonic-Ersatz gefunden hatte.

Zusammenfassend fand ich es sehr interessant, mal einen Einblick in die Welt des Gins zu bekommen. Mir hat ehrlicherweise bei weitem nicht alles geschmeckt, was mir an diesem Nachmittag ins Glas kam, manchmal hatte ich sogar mit der kleinen 1cl-Portion zu kämpfen, aber den Horizont konnte ich definitiv erweitern. Besonders die beiden eher salzigen Varianten Luv&Lee und Edinburgh Gin Seaside könnten aber auch den Weg in mein Regal finden. Außer Frage steht jedoch, dass ich dem Whisky treu bleiben werde.


Mein Dank geht an dieser Stelle an Chris Rickert, der mal wieder ein tolles Event in einer passenden Location auf die Beine gestellt hat. Wir hatten einen schönen Nachmittag, der natürlich von zahlreichen Gin-Wortspielen begleitet war, was bei diesem Getränk aber auch einfach besser funktioniert als bei Whisky. In diesem Sinne: Der Besuch des Festivals war eine ginvolle Idee...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen