Vor zwanzig Jahren brachte Warenghem unter dem Namen Armorik den ersten französischen Single Malt Whisky auf den Markt. Dies war einer der Anlässe, warum Corinna Schwarz und Didi Schulz von Alba Import gemeinsam mit Armoriks Directeur General David Roussier auf große Deutschland-Tour gegangen sind, die bei strahlendem Sonnenschein in der Weinquelle Lühmann in Siek bei Hamburg endete. Neben einem eigenen Bier, dem tollen New Make und fünf Single Malts gab es an diesem Abend auch den allerersten zehnjährigen Whisky von Armorik ins Glas, der auf weltweit 2000 Flaschen limitiert ist, von denen leider nur 300 Stück den Weg nach Deutschland gefunden haben. Schon einmal vorab: Wer die Möglichkeit hat, noch eine Flasche zu bekommen, sollte zuschlagen. Auf der Tastingtour gingen die Flaschen rasend schnell weg.
Nach der Begrüßung im eigentlichen Tastingraum durch Familie Lühmann und Didi von Alba Import übernahm dann David Roussier das Wort, der in englischer Sprache durch den Abend führte. Um an das Bier anzuknüpfen begannen wir mit dem auf 63% herunterverdünnten New Make von Armorik, der eigentlich mit etwas über 70% aus den Brennblasen und anschließend in die Fässer kommt. Trotz des hohen Alkoholgehalts und obwohl der Spirit noch nie ein Fass von innen gesehen hat, war der New Make auch pur sehr gut trinkbar. Im Bier hatten sich die fruchtigen Noten bereits angekündigt, im New Make wurden nun Äpfel und Birnen noch deutlicher, dazu wirkte alles bereits sehr rund. Dieses Profil sollte auch später in allen folgenden Whiskys wieder erkennbar sein. David selbst erzählte uns, dass er inzwischen seit neun Jahren die Destillerie leitet, in der er die Geschäfte von seinem Schwiegervater übernommen hat. Offensichtlich hat er sich eine sehr gute Frau ausgewählt, wenn es als Zugabe auch noch eine Destillerie gab. Ob dies allerdings ausschlaggebend für seine Wahl war, blieb sein Geheimnis.
Zu Beginn der 80er Jahre geriet Warenghem in finanzielle Schwierigkeiten, damals begann man zunächst mit der Produktion von Met, der das Unternehmen schließlich rettete. Kurz darauf fing man außerdem an, Whisky zu produzieren, der aber zunächst jahrelang ausschließlich als Blend in Frankreich zu haben war. Im Jahr 1993 wurde dann eine neue Produktionsanlage für Whisky in Betrieb genommen, so dass 1998 endlich der erste Armorik Single Malt auf den französischen Markt kam. Obwohl die Bretagne, in der die Destillerie liegt, zu Frankreich gehört, fühlt man sich in der Region übrigens eher zu Schottland, Irland und Wales hingezogen. So ähneln sich nicht nur die traditionellen Sprachen dieser Regionen, sondern auch die traditionelle Musik geht in eine ähnliche Richtung. Heute macht Whisky rund 70% der Produkte von Armorik aus. Dazu kommen noch immer Met, etwas Apfelbrand, der dem Calvados ähnelt, einige Fruchtliköre und etwas Bier. Rund 50% der Produkte werden in der Bretagne verkauft, etwa 30% im restlichen Frankreich und die übrigen 20% gehen in den Export. Dabei ist Deutschland Auslandsmarkt Nr. 1 vor Australien und Dänemark. Kurioserweise werden einige Flaschen Whisky sogar jedes Jahr nach Schottland verkauft.
Vor der Pause sollten wir nun die drei Abfüllungen aus der Core Range von Armorik kennenlernen. Den Auftakt machte der Armorik Classic, der zu 95% aus Bourbonfässern stammt und zu 5% aus Oloroso-Fässern. Dieser Whisky ist rund vier Jahre alt und - wie alle Abfüllungen aus diesem Hause - nicht kühlgefiltert und nicht gefärbt. Dementsprechend darf man bei Armorik immer mit mindestens 46% Alkoholgehalt rechnen. Der Classic ist noch relativ nah am New Make und bietet die typischen Apfel- und Birnennoten, ist nicht zu komplex und lässt sich wunderbar trinken, wenn man mit Freunden zusammensitzt und sich nicht zu viele Gedanken über die Aromen machen möchte, aber trotzdem einen hochwertigen und leckeren Whisky im Glas haben möchte. In eine ähnliche Richtung geht auch der Sherry Cask, der praktische identisch mit dem Classic ist, allerdings wurden hier ausschließlich Fässer verwendet, die vorher Oloroso Sherry enthielten. Dementsprechend kommen hier schon in der Nase dunklere Früchte mit ins Spiel, der typische Apfel wird ebenfalls rot, am Gaumen kommt dann neben Pflaumen auch noch eine tolle Oloroso-Würze mit ins Spiel. Beide Abfüllungen sind sehr rund und machen für vergleichsweise wenig Geld sehr viel Spaß.
Das Flaggschiff der Destillerie ist jedoch der mit vielen Preisen dekorierte Double Maturation, der in bretonischer Eiche und Oloroso-Fässern lagern durfte. Dies ist eine große Besonderheit, denn die bretonische Eiche ist geschützt und darf nicht ohne weiteres gefällt werden. Nur wenige Bäume pro Jahr werden von einem Forstwirt gefällt, der gleichzeitig auch der letzte Küfer der Bretagne ist und auf diesem Wege seine Tradition aufrechterhalten kann. Dieser stellt pro Jahr zwanzig 400l-Fässer aus bretonischer Eiche her, die der Destillerie zur Verfügung gestellt werden. Leider plant er, die Bretagne zu verlassen, um Cognac-Fässer herstellen zu können. Armorik denkt daher darüber nach, einen eigenen Küfer einzustellen, ihm das Handwerk beizubringen und so die Küfer-Tradition in der Bretagne am Leben zu erhalten. Geschmacklich bietet der Double Maturation eine tolle Süße mit Äpfeln, roten Beeren und einer würzig-holzigen Note.
Nach der Pause ging es weiter mit der ersten von zwei Sonderabfüllungen für den deutschen Markt, in diesem Fall dem Lightly Peated, der zunächst in Deutschland getestet wurde und in diesem Jahr aufgrund des großen Erfolgs auch als Sonderabfüllung in Frankreich erhältlich war. Vor rund fünf Jahren produzierte man bei Armorik erstmals stark getorften Spirit, der jedoch in dieser Form (noch) nicht abgefüllt werden sollte, um sich nicht vom Charakter der Destillerie zu entfernen. Daher mischte man ca. 17% vom Heavily Peated mit 83% vom Classic, um diese Lightly Peated-Variante zu erhalten, die dem Classic sehr ähnelt, aber schon in der Nase etwas Torf bietet und dann vor allem im Abgang eine torfig-erdige Note an den Tag legt. Bei dem Mischverhältnis durfte übrigens Alba Import fleißig mittesten und als Entscheidungshilfe zur Seite stehen. Einen Heavily Peated wird es vermutlich in ein bis zwei Jahren geben, der dann aber nicht unter dem Namen Armorik abegefüllt werden soll. Auch hier ist es sehr wahrscheinlich, dass Deutschland wieder als Testmarkt am Start sein darf.
Es folgte der Star des Abends, nämlich der erste zehn Jahre alte Whisky und gleichzeitig auch der erste Whisky mit Altersangabe, der von Armorik abgefüllt wurde. Der Whisky ist limitiert auf 2.000 Flaschen, von denen nur 300 Stück den Weg nach Deutschland gefunden haben. Zunächst ist geplant, jährlich einen 10yo auf den Markt zu bringen, bevor dann in sieben bis acht Jahren die Möglichkeit bestehen soll, ihn als Teil der Core Range aufzunehmen. In diesem Jahr wurden für die Abfüllung Fässer verwendet, die Whisky enthielten, der zunächst neun Jahre in Bourbonfässern lagerte und danach noch drei Jahre in Oloroso-Fässer wanderte. Somit ist die diesjährige Abfüllung sogar zwölf Jahre alt. Da man aber eine gleichbleibende Marke schaffen wollte, hat man sich für eine Altersangabe von zehn Jahren entschieden. Dieser Whisky wirkt schon in der Nase deutlich reifer als die vorherigen Abfüllungen, hat aber noch immer die deutlichen Fruchtnoten, die hier mit einer tollen Würze kombiniert werden. Am Gaumen gibt es dann eine ganz leichte Eichennote in Kombination mit süßem Apfelmus, wobei der Whisky deutlich älter und reifer wirkt.
Zum Abschluss gab es dann eine weitere Sonderabfüllung für den deutschen Markt ins Glas, nämlich den PX Sherry Cask, von dem 400 Flaschen existieren und der mit 55% abgefüllt wurde. Nach 2 1/2 Jahren im Bourbonfass wurde dieser Whisky in ein Pedro Ximenez-Fass umgelagert, was ihm viele rote Früchte, eine deutliche Süße und etwas Würze verlieh, ohne dabei die typischen Apfelaromen zu verlieren. Insgesamt ist Armorik mit einer Produktionsmenge von rund 150.000 Litern Alkohol pro Jahr und 18 Mitarbeitern sicherlich noch einer der kleineren Produzenten am Markt, dafür bekommt man aber eine tolle Qualität und viel Liebe fürs Detail, was sowohl bei David wie auch beim deutschen Import durch Alba spürbar ist. Das Warehouse ist allerdings mit rund 4.500 Fässern inzwischen gut gefüllt und für die Zukunft will man sich mit einem neuen Flaschendesign, das Anfang 2019 kommen wird, auch für den Exportmarkt noch etwas attraktiver aufstellen. Dabei soll es zukünftig auch zwei bis vier unterschiedliche Destillate geben und Themen wie z.B. Terroir, also das Anbaugebiet der verwendeten Rohstoffe, soll noch stärker in den Vordergrund treten.
Ich bin sehr gespannt, was in Zukunft noch alles aus dieser sehr sympathischen Destillerie zu erwarten ist. Für heute sage ich erst einmal vielen Dank an David für das tolle Tasting, an Didi für die Organisation und dafür, dass er mit seinem Team den Whisky nach Deutschland gebracht hat, und an die Weinquelle für die gemütliche Atmosphäre am Tasting-Abend. Und um meine neu erworbenen Kenntnisse der bretonischen Sprache gleich einmal anzuwenden, sage ich gerne noch Prost: YEC´HED MAT!
Übersicht der verkosteten Whiskys:
Armorik New Make, New Make, 63%, nicht verkäuflich
Armorik Classic, Single Malt Whisky, 46%, ca. EUR 29,-
Armorik Sherry Cask, Single Malt Whisky, 46%, ca. EUR 36,-
Armorik Double Maturation, Single Malt Whisky, 46%, ca. EUR 36,-
Armorik Lightly Peated Small Batch pour Allemagne, Single Malt Whisky, 48%, ca. EUR 52,-
Armorik 10 ans Sherry Cask Finish, Single Malt Whisky, 46%, ca. EUR 52,-
Armorik PX Sherry Cask 3511 pour Allemagne, Single Malt Whisky, 55%, ca. EUR 65,-
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