Samstag, 13. Juli 2019

Besuch bei der Fettercairn Distillery (im Rahmen der Schottland-Rundreise mit Villa Konthor)

Auf unserer Schottland-Rundreise mit der Villa Konthor haben wir mit der Borders Distillery und Kingsbarns zunächst zwei relativ kleine und neue Destillerien in den Lowlands besucht, als nächster Halt stand dann jedoch eine traditionsreiche Brennerei in den Highlands auf dem Programm. Die Fettercairn Distillery liegt rund 30 Autominuten von Aberdeen entfernt und wurde bereits im Jahr 1824 gegründet. Heute gehört sie zum Whyte & Mackay-Konzern, der neben Fettercairn auch Dalmore, Jura, Tamnavulin und Invergorden unter seinem Dach hat, um seine verschiedenen Blends produzieren zu können. Darüber hinaus gibt es aber natürlich auch Single Malts, die auf den Markt kommen, bei Fettercairn aber weniger als 20% der Produktion ausmachen.

Da die fast 40 Teilnehmer unserer Rundreise auch diesmal wieder in zwei Gruppen aufgeteilt wurde, starteten wir unseren Besuch anders als üblich zunächst mit einem Tasting. Der Einstieg ins Single Malt-Sortiment von Fettercairn, nämlich der zwölf Jahre alte Whisky aus dem Bourbonfass mit 40%, stellte auch unseren Einstieg ins Tasting dar. Vornehmlich bot der Whisky Vanille und Karamell, es sind aber auch fruchtige Elemente wie Mango und Birne zu erkennen. Am Gaumen kommen noch einige Kräuter hinzu. Beim zweiten Whisky, einem ebenfalls zwölf Jahre alten und exklusiv für den Travel Retail abgefüllten Whisky, der jedoch noch ein Finish im PX-Fass erhalten hat, wiederholten sich diese Aromen, wurden aber auch noch durch etwas mehr Süße, leicht beerige Noten, Rosinen und Zimt ergänzt. Anders als der "normale" 12yo wird die Travel Retail-Variante gefärbt. Beide Whiskys waren gut trinkbar, allerdings war keiner von beiden interessant genug, um den Weg in mein Whiskyregal zu finden. Dafür waren die Abfüllungen einfach etwas zu dünn und zu wenig facettenreich.

Deutlich spannender war die tatsächliche Führung über das Destilleriegelände. Die Mashtuns wurden aus amerikanischer Pinie gefertigt. An der Farbe der Mashtuns kann man sehr gut sehen, welche Behälter schon länger im Einsatz sind als andere. Nach rund dreißig Jahren sind sie sehr dunkel, haben ihren Zenit überschritten und müssen ausgetauscht werden. Die vor Kurzem erst neu angelieferten Mashtuns sind im Vergleich noch sehr hell. Sehr besonders sind auch die beiden Spirit Stills, die neben zwei Wash Stills betrieben werden. Diese werden von außen mit Wasser gekühlt, was zumindest in Schottland derzeit einzigartig ist.

Nachdem wir die Produktionsräume verlassen hatten, sollte noch ein Blick in eines der vierzehn Dunnage Warehouses geworfen werden. Leider war das Fotografieren hier verboten, so dass ich keine Fotos der Fässer liefern kann. Hier lagern maximal drei Fässer übereinander. Da jedoch im vergangenen Jahr die Dächer erneuert wurden, lag eher der Duft von frischem Holz in der Luft als der typische Warehouse-Geruch. Jedes Warehouse kann bis zu 2.500 Fässer aufnehmen, allerdings wird diese Kapazität derzeit nicht voll ausgeschöpft. Einige Fässer lagern zudem auch an anderen Orten in Schottland, so dass im Falle eines Unfalls bei Fettercairn noch immer zumindest eine kleine Menge des Whiskys vorhanden ist.

Etwas enttäuschend war der abschließende Besuch im Shop, in dem neben den beiden Abfüllungen aus dem Tasting noch die 28, 40 und 50 Jahre alten Varianten sowie einige Standards der anderen Whyte & Mackay-Destillerien zu haben waren. Weiteres Merchandise wie Shirts, Gläser oder Taschen war leider nicht vorhanden, weil noch auf die erwartete Lieferung der neuen Produkte gewartet werden musste. So konnte meine Frau leider auch nicht das Glencairn-Glas mit dem Einhorn kaufen, dass sie gerne als Souvenir mitgenommen hätte. Für die schwache Bestückung des Shops haben sich die Mitarbeiter aber auch mehr als einmal entschuldigt.




Obwohl der Whisky nicht vollständig meinen Geschmack getroffen hat, fand ich den Besuch bei Fettercairn trotzdem sehr spannend und interessant. Dass aus der Destillerie mit dem Einhorn im Logo aber auch deutlich komplexere Tropfen kommen können, zeigte die anschließend von unserem Reiseleiter Robin im Bus vorgestellte Villa Konthor-Sonderabfüllung für unsere Schottland-Rundreise. Dieser achtzehn Jahre lang im Refill Sherryfass gereifte Whisky in Fassstärke ist zwar kein typischer Sherry-Whisky, bot aber tolle Frucht- und Gewürzaromen. Leider bin ich schwefelblind, sonst hätte ich vielleicht auch diese von meiner Frau als sehr intensiv wahrgenommene Note herausgerochen und geschmeckt. Etwas mehr Mut, nicht nur den Massenmarkt zu bedienen, würde Fettercairn also durchaus gut zu Gesicht stehen. Eine sympathische Destillerie ist es allemal!

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