Montag, 9. September 2019

Messebericht Köpenicker Whiskyfest Tag 2 (Berlin)

Nach einer ruhigen Nacht im nahen Pentahotel in Köpenick gab es zunächst einmal eine kleine Shopping-Tour durchs Forum Köpenick und anschließend ein ausgiebiges Mittagessen, damit wir gut gestärkt in den zweiten Messetag gehen konnten. Pünktlich um 14:00 Uhr standen wir in der Schlange am Einlass. Am ersten Tag habe ich noch so viele spannende Abfüllungen an den Ständen gesehen, die ich gerne probiert hätte, dass ich mich kaum entscheiden kann, welchen Stand ich zuerst ansteuern möchte. Schon jetzt war mir aber klar, dass wir allein aufgrund der Tatsache, dass wir zwei Tastings für den Tag gebucht hatten, nie und nimmer alle Tropfen ins Glas bekommen würden, die wir spannend finden.

Nachdem wir schon am ersten Tag einige Zeit am Stand von Slyrs verbracht haben, steuerten wir das Zelt der Bayern auch am zweiten Tag wieder an. Meine Frau wollte unbedingt noch die Abfüllung aus dem Sauternes-Fass probieren, mich reizte die Reifung im Rum-Fass. Beide Whiskys sind sehr gelungen, mir persönlich hat aber die Rum-Variante etwas besser gefallen mit seiner ausgeprägten Süße und dem exotischen Fruchtcocktail. Das Sauternes-Fass dagegen hat für deutlich mehr Würze gesorgt. Im Grunde macht man aber mit keinem der beiden Whiskys etwas falsch, vielmehr sollte man eher nach Tagesform entscheiden, ob man Lust auf Süße oder Würze hat.

Auch bei Cadenhead´s gab es am ersten Tag unzählige Flaschen, von denen ich gerne genascht hätte. Nachdem mein Highlight des ersten Tages ja bereits in Form eines 21 Jahre alten Glenrothes aus dem Sherry-Fass von diesem unabhängigen Abfüller stammte, kam auch am zweiten Tag schon früh ein Whisky mit Potenzial zur besten Abfüllung des Tages an diesem Stand ins Glas. Aus der Warehouse Tasting-Reihe habe ich einen 17 Jahre alten Glen Scotia probiert, der mit einem roten Fruchtkompott und würzigen Aromen punkten konnte. Am Gaumen kommt eine ganz leichte Specknote hinzu. Der leichte Rauch, den man sonst bei Glen Scotia findet, ist nicht wahrnehmbar, wobei ich nicht weiß, ob es sich um ein nicht getorftes Destillat handelte oder der Rauch der Reifezeit im Butt zum Opfer gefallen ist.


Nachdem wir uns dann einige Minuten am Ufer der Müggelspree ausgeruht haben, die trotz des meist leicht bedeckten Himmels noch immer sehr idyllisch wirkte, ging es für uns in die Duke Bar zum Speyside Distillery Tasting mit Commercial Manager Paul Dempsey. Hierzu wird es in Kürze einen gesonderten Bericht geben, da ich einfach so viele Informationen und Eindrücke aus dem Tasting mitgenommen habe, dass es an dieser Stelle den Rahmen sprengen würde. Nur soviel sei schon einmal verraten: Der Tenné und der Fumare in Fassstärke sind absolute Preis-Leistungs-Monster! Natürlich darf aber auch ein Halt am Stand der Spreewood Distillers nicht fehlen, die mit ihrem Stork vor Ort waren. Den Stork Straight Rye hatte ich ja vor Kurzem erst vorgestellt, das neueste Batch war leider auf der Messe noch nicht dabei. Stattdessen gab es aber einen 2,5 Jahre alten Rye aus dem Laphroaig-Fass, der direkt vor Ort in 200ml-Flaschen abgefüllt wurde. Der kleine Schluck, den ich vor Ort probieren konnte, hat mich schon sehr angesprochen, denn der recht süße Rye bekommt durch die rauchigen Noten aus dem Fass noch einmal einen Extra-Kick. Genauer werde ich den jungen Rye in den nächsten Wochen noch einmal vorstellen.

Ein weiterer Tropfen aus der Region stammt aus Werder an der Havel. Der Glina Whisky wird in der Regel als Single Cask abgefüllt. Ich entschied mich für einen sieben Jahre alten Whisky aus einem Fass aus Spessarteiche, das in der Region aus den unteren vier Metern des Baums gebaut und anschließend leicht getoastet wird. Könnte man in der Nase noch vermuten, dass das frische Holzfass zu viel Einfluss genommen hat, wird man am Gaumen schnell eines Besseren belehrt. Viel Süße wird mit einer kräuterigen Würze und einem angenehmen Eichenaroma kombiniert. Ich bin sehr positiv überrascht. Überhaupt ist man bei Glina durchaus experimentierfreudig, so dass neben Bordeaux- und Sherry-Fässern auch Fässer, die zuvor den eigenen Knupperkirschwein enthielten, zum Einsatz kommen. Diese Destillerie werde ich definitiv künftig im Auge behalten.

Robin Pitz von der Villa Konthor bot natürlich auch in diesem Jahr wieder ein Whisky & Schokolade-Tasting an. Da wir wissen, dass Robin nicht nur als unabhängiger Abfüller ein gutes Händchen hat, sondern auch mit einem innovativen und sehr guten Chocolatier zusammenarbeitet, ließen wir es uns nicht nehmen, an diesem Tasting an Bord der Metamera teilzunehmen. Gemeinsam mit rund 40 anderen Gästen starteten wir mit einem Bunnahabhain 12yo in Kombination mit einer hellen Schokolade mit Brotkrokant, die den passenden Namen Bunna-Heaven erhalten hat, ins Tasting. Dabei wurden immer zunächst die jeweiligen Whiskys, dann die Schokoladen probiert, bevor man die Aromen der im Mund geschmolzenen Schokolade und des Whiskys am Gaumen zusammenführt. Der 12er Bunnahabhain hat ja ohnehin schon ein tolles Schokoladenaroma, das durch die helle Schokolade sehr schön verstärkt wurde.

Bei den dann folgenden Abfüllungen handelte es sich um eigene Whiskys der Villa Konthor. Mit einem 30 Jahre alten Cambus folgte nicht nur der älteste Whisky der Veranstaltung, es war auch der einzige Single Grain des Tages. Kombiniert wurde dieser filigran-süße Tropfen mit einer weißen Schokolade mit karamellisiertem Puffreis und Meersalz. Zum folgenden zehn Jahre alten Aultmore aus dem Bourbonfass reichte Robin eine Vollmilchschokolade mit 35%, die indisches Curry und würzigen, aber nicht scharfen Pfeffer enthielt. Diese schmeckte schon für sich ausgesprochen gut, in Kombination mit dem Whisky gefiel sie mir sogar noch besser, weil sie dem Aultmore einen würzigen Kick verlieh. Zum Abschluss des Tastings gab es dann einen sieben Jahre jungen Ardmore, der somit die einzige getorfte Abfüllung war. Hierzu gab es eine dunkle Schokolade mit Rauchsalz, die sich sehr schön mit der rauchigen Süße des Ardmores verband. Ich fand es mal wieder sehr spannend, dass Whisky und Schokolade in der richtigen Kombination sehr gut miteinander harmonieren können.

Während meine Frau sich anschließend mit leckeren Süßkartoffelpommes mit Honig-Senf-Dip stärkte, versorgte ich mich mit dem Arran Master of Distilling I, den ich schon seit längerer Zeit probieren wollte. Dieser Whisky bot eine tolle Mischung aus Süße, exotischen Noten und Zitrusaromen. Anschließend hatte ich endlich Gelegenheit, Olaf Fetting vom Whiskyhort einmal persönlich kennenzulernen. Das funktioniert natürlich am besten mit einem guten Dram in der Hand, so dass ich mir den Galahad 8, einen Blended Malt aus dem First Fill Port-Fass, einschenken ließ. Hierfür wurden Whiskys aus drei verschiedenen Destillerien verwendet, die zusammen ein enorm fruchtig-würziges Aroma entwickelt haben. Wer hier einen Glenrothes, einen Tamdhu oder gar einen Macallan erschmeckt, liegt vielleicht gar nicht so weit daneben. Natürlich könnten es aber auch alle anderen am River Spey liegenden Destillerien sein, die hier verwendet wurden...

Anschließend machten wir uns auf eine kurze Abschiedsrunde und trafen uns dann noch mit zwei anderen Besuchern, die wir im vergangenen Jahr auf der Messe kennengelernt haben, bei der Schlossplatzbrauerei, um die beiden Tage auf der Messe noch einmal Revue passieren zu lassen. Das Fazit war bei allen sehr positiv, denn es gab jede Menge toller Whiskys zu probieren, die Atmosphäre war ausgesprochen entspannt und angenehm und das Wetter hat auch durchgängig mitgespielt. Ich werde mich auf jeden Fall in Kürze schon einmal um ein Hotelzimmer in Köpenick fürs nächste Jahr kümmern, denn auch die Ausgabe des Jahres 2020 werde ich ganz sicher nicht verpassen. Mein Dank geht an dieser Stelle auch noch einmal an die vielen Aussteller, die uns zwei Tage lang mit tollen Abfüllungen versorgt haben, und das gesamte Team der Organisation, das uns ein tolles Messewochenende beschert hat. Bis zum nächsten Jahr!

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