Sonntag, 10. November 2019

Besuch bei der Grumsiner Brennerei und Vorstellung der ersten beiden Abfüllungen von Mammoth Whisky

Inzwischen ist es schon wieder einige Tage her, dass die Grumsiner Brennerei im kleinen Kreis seine ersten beiden Whiskys der Marke Mammoth Whisky präsentierte. Um in der Brennerei, die in der Uckermark ca. eine Bahnstunde nordöstlich von Berlin entfernt liegt, dabei sein zu können, machte ich mich schon vor dem eigentlichen Aufstehen auf den Weg, denn um rechtzeitig vor Ort zu sein, musste ich schon um 05:30 Uhr das Haus verlassen. Am Hamburger Hauptbahnhof traf ich mich mit Malte von Malte Talks Malts, so dass die lange An- und Abreise zumindest nicht langweilig wurde. Gute vier Stunden später wartete schon Thomas Blätterlein, Inhaber der Grumsiner Brennerei, mit seinem nicht zu übersehenden Jeep am Bahnhof in Angermünde auf uns, um Malte und mich zur wenige Kilometer entfernten Brennerei zu bringen. Da ich vielfach durchaus angetan von deutschem Whisky bin, war ich im Vorfeld sehr gespannt auf die beiden Abfüllungen, die zudem aus historischen Getreidesorten gebrannt wurden. Ich sollte nicht enttäuscht werden.

Angekommen in der Brennerei nahmen wir zur Begrüßung zunächst im Showroom Platz, in dem auch die Brennblase für den Feinbrand steht, auf der gerade Gin gebrannt wurde. Glücklicherweise lief an diesem regnerischen, ungemütlichen Tag auch der Ofen, so dass wir uns von außen und mit einem heißen Tee auch von innen aufwärmen konnten. Nach einiger Zeit traf zudem Rudi Vögel, der Experte für historische Getreidesorten, ein. Mit seiner Hilfe wurden rund 1.000 Getreidearten wiederbelebt, von denen rund 250 Stück kultiviert werden können. Da diese auf dem Feld bis zu zwei Meter hoch werden, sind sie deutlich schwerer zu ernten und zu verarbeiten, trotzdem werden sie nicht nur von Bäckereien verwendet, sondern gerade auch für die Herstellung von Bränden. Durch die jahrelange Zucht sind neuere Getreidesorten eher vom Eiweiß bestimmt, die Stärke nimmt weniger Raum ein. Gerade die bei historischen Sorten enthaltene Stärke ist jedoch für die Brenner wichtig, daher eignen sich die diese besonders gut für die Herstellung von Destillaten.


Zwischenzeitlich hatte bereits die Führung durch die Anlagen der Brennerei begonnen. Dort bekamen wir einige der historischen Getreidesorten zu Gesicht. So zum Beispiel den Braunen Schindelmeiser, eine Maisart, die zukünftig zum Uckermark-Bourbon verarbeitet werden soll, sobald die Genehmigung hierfür vorliegt. Außerdem sahen wir den Preußischen Eppweizen, der für die Herstellung des Single Grains verwendet wurde. Die Vergärung erfolgt dabei über fünf Tage, was im Vergleich zu Obstbränden, bei denen ein Zeitraum von drei bis sechs Wochen angesetzt wird, immer noch recht kurz erscheint. Die Beheizung der Brennblasen im zweistufigen Destillationsverfahren erfolgt mit Holz, aktuell genau genommen mit Rotbuche. Der Destillationsprozess wird dabei extra langsam vorgenommen, so dass dieser in der zweiten Stufe, dem Feinbrand, über zehn bis zwölf Stunden läuft.


Angekommen im Fasslager im Keller der Brennerei lernten wir auf Nachfrage, dass der Angel´s Share abhängig von der jeweiligen Fassgröße bei jährlich ca. vier Prozent liegt. Dabei hat man sich gegen eine Pauschalversteuerung des Alkohols entschieden, so dass die Fässer versiegelt sind, um dem Zoll eine genaue Bestimmung der jeweiligen Inhalte zu ermöglichen. Aktuell liegen rund 100 Fässer im Lager, die vom kleinen 3-Liter-Fass bis zu großen Gebinden reichen. Nicht alle Fässer sind noch Eigentum der Destillerie, denn man kann sich auch sein eigenes Fass befüllen lassen, das dann im Keller eingelagert wird. So zahlt man für ein eigenes 5-Liter-Fass, das mit 65-prozentigem New Make befüllt wird, aktuell EUR 400,-. Kontinuierlich wird der Bestand an Fässern erhöht, allerdings will man strategisch nie auf Masse gehen. Dafür sei die Brennerei zu klein, so die Meinung von Thomas Blätterlein. Vielmehr möchte man auf Jahrgangseditionen, besondere Fässer oder eben auch besondere Getreidesorten setzen. Wenn dabei trotzdem bezahlbare Preise gehalten werden können, scheint dieser Ansatz durchaus interessant zu sein.

Bei der Entwicklung des Logos der Brennerei tat man sich zunächst etwas schwer. Über Korn- und Mohnblumen kam man letztlich aber zum Mammut, das den Bezug zu der eiszeitlich geprägten Landschaft in der Uckermark herstellen sollte. Mit diesem Wissen im Hinterkopf kamen wir zum eigentlichen Zweck unserer Reise, denn nun wurden die beiden ersten Whiskys der Brennerei vorgestellt. Beide möchte ich an dieser Stelle nur kurz vorstellen, denn die Bedingungen an diesem nasskalten Herbsttag waren nur eingeschränkt geeignet, um den Whisky wirklich analysieren zu können. Vorwegnehmen möchte ich aber, dass ich von beiden Varianten durchaus sehr angetan war. Den Single Malt werde ich in Kürze an dieser Stelle noch einmal im Detail vorstellen, wer sich eher für den Single Grain interessiert, dem sei Malte Talks Malts ans Herz gelegt, denn dort hat Malte diesen bereits ausführlich beschrieben.


Der Single Malt wurde in Fassstärke mit 58,6% nach rund 4,5 Jahren im Fass abgefüllt. Dabei lagerte der Tropfen zunächst drei Monate in American Virgin Oak, anschließend im Bourbonfass, bevor er dann ein sechsmonatiges Finish im Sherryfass erhielt. Ins Fass kommt der New Make übrigens grundsätzlich mit 65%. Im Laufe der Zeit hat der Whisky ausgeprägte Rosinenaromen entwickelt, die sich mit heller Schokolade, Trauben und etwas Eiche verbinden. Preislich liegt die sogenannte First Edition bei EUR 95,- für einen halben Liter. Mit EUR 59,- etwas günstiger zu haben ist der Single Grain, der zunächst etwas zurückhaltend und getreidig wirkt. Mit der Zeit kommen aber immer mehr Fruchtaromen mit ins Spiel, so dass man Pfirsich, Papaya, Ananas, Apfel und Birne erkennen kann. Geschmacklich treten dann Getreide, Honig und ein leicht bitteres Aroma wieder stärker in den Vordergrund, ohne dabei die fruchtigen Aromen komplett zu verdrängen. Der Single Grain wird nicht in Fassstärke angeboten, sondern wurde auf eine Trinkstärke von 45,8% verdünnt.

Im Anschluss an die spannende Führung und Verkostung gab es eine rustikale Brotzeit mit regionalen Spezialitäten aus einer ortsansässigen Metzgerei, verschiedenen Käsesorten und leckerem Brot. Damit war es jedoch noch lange nicht genug, denn es ging auch noch auf Kremserfahrt durch die Uckermark, also eine Kutschfahrt im geräumigen Planwagen, der von zwei Pferden gezogen wurde. Neben einer Pause mit leckerem Kuchen gab es unterwegs auch noch einige Brände aus der Brennerei, um uns auch bei den kühlen Temperaturen warmzuhalten. Einige Gäste nutzten dafür auch Decken, ich habe jedoch meine heimliche Leidenschaft - den Haselnuss-Brand - zum Einsatz gebracht. Am Ende des spannenden Tages wurden Malte und ich wieder von Thomas Blätterlein persönlich zum Bahnhof gebracht, von wo aus wir über Berlin die Heimreise nach Hamburg antraten. Mir haben die Produkte der Brennerei sehr zugesagt - eine Flasche der Nussspirituose ziert inzwischen mein Regal. Ich bin sehr gespannt auf die zukünftigen Whiskys, die uns aus der Uckermark erwarten, und werde die Entwicklung der Brennerei sehr aufmerksam verfolgen. Ganz herzlich bedanke ich mich an dieser Stelle bei Jana Riethausen und Thomas Blätterlein für die Einladung und die Gastfreundschaft. Dieser Tag wird mir sicherlich lange in positiver Erinnerung bleiben.

Ich wurde freundlicherweise von der Grumsiner Brennerei zu der Veranstaltung eingeladen.

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