Local Dealer Selection - Final Edition (Glenlossie, Mannochmore, Linkwood, Pulteney, Edradour, Ballechin, Ardmore)

Auch in diesem Jahr haben sich wieder sieben Händler aus ganz Deutschland zusammengeschlossen, um eine sieben Abfüllungen umfassende Local Dealer Selection auf die Beine zu stellen. Der Zusatz "Final Edition" lässt dabei schon erahnen, dass es im kommenden Jahr keine Fortsetzung geben wird. Das ist einerseits natürlich sehr schade, weil sich bisher immer echte Schätze unter den Abfüllungen befunden haben, andererseits werden sich die beteiligten Händler sicherlich neue Projekte einfallen lassen, die ebenso spannend sind. Mein persönlicher Local Dealer ist in diesem Fall Flickenschild bzw. Whizita in Itzehoe. Da ich am Tag nach Erscheinen der Reihe ohnehin für ein Tasting vor Ort war, habe ich die Gelegenheit genutzt und Samples von allen sieben Abfüllungen mitgenommen. Im Vorwege besonders gespannt bin ich auf den Linkwood aus dem Rotweinfass, aber auch die anderen Abfüllungen haben ihren Reiz.

Ich lege los mit dem zwölf Jahre alten Glenlossie aus dem Bourbon Barrel, der gleichzeitig auch mit 59% den höchsten Alkoholgehalt der Reihe hat. In der Nase sind neben Vanille gelbe Früchte wie Quitten und Bananen erkennbar, gleichzeitig ist eine grasige Note mit leichten Kräutern vorhanden. Geschmacklich sind die Kräuter nun etwas präsenter, während die fruchtigen Aromen etwas in den Hintergrund treten. Abgerundet wird das Profil durch die flambierte Zuckerschicht auf einer Creme Brulee. Ich habe aber schon jetzt das Gefühl, dass dieser Whisky nicht mein Favorit aus der Local Dealer Selection sein wird. Weiter geht es mit dem elf Jahre alten Mannochmore aus dem Hogshead. Dieser bietet in der Nase deutlich mehr Fruchtigkeit aus dem Exotenregal in Kombination mit Zitrusfrüchten und viel Süße. Am Gaumen kommt das Zitrusaroma noch stärker durch und lässt mich an Zitroneneis aus der Eisdiele in meiner Kindheit denken. Gleichzeitig bleiben die exotischen Früchte präsent und mischen sich mit etwas Salz und einer angenehmen Würze.

Jetzt ist es Zeit für das Rotweinfass. Neun Jahre lang reifte der Linkwood in diesem ausgekohlten Fass und liefert in der Nase viel Süße, rote Früchte, dunkle Trauben und Marzipan. Das macht definitiv Lust auf den ersten Schluck. Geschmacklich geht es in eine sehr ähnliche Richtung, wobei die Trauben nun ganz eindeutig das Kommando übernommen haben. Eine leichte Säure stellt einen schönen Gegenpol zu den süßen Aromen des Whiskys dar. Der Abgang bleibt fruchtig, erst ganz am Ende kommt etwas Würze hinzu. Der folgende Pulteney ist elf Jahre alt und hat ein Sherry Finish erhalten. Beim ersten Schnuppern kommt mir ein Brühwürfel in den Sinn, was ich aber gar nicht negativ meine. Liebstöckl, Würze und etwas Seeluft strömen aus dem Glas, dazu kommen rote Früchte und etwas Rosine. Im Mund macht sich sofort eine ausgeprägte Cremigkeit bemerkbar, die an Pflaumenmus und Samt-Marmelade mit Erdbeeren erinnert. Die Würze bleibt auch hier präsent, die salzige Note kommt erst im Abgang wieder durch, bleibt dann aber von allen Aromen am nachhaltigsten hängen.

Als nächstes gibt es zwei unterschiedliche Tropfen aus der Edradour Distillery. Zunächst kommt der ungetorfte und acht Jahre alte Edradour aus dem First Fill PX Hogshead ins Glas, bei dem schon die Farbe eine volle Ladung Sherry verspricht. Genauso kommt es in der Nase dann auch, wo das PX-Fass sofort erkennbar ist mit sehr viel Süße, roten Früchten, Rosinen und einer ganz leichten Würze. Auch am Gaumen kommt der Sherry sehr stark zur Geltung, das Profil entspricht dabei im Großen und Ganzen der Nase. Die Süße schlägt dabei die würzigen Aromen und bleibt extrem lange am Gaumen haften. Dieser Whisky wird allen Fans von Sherry-Bomben sicherlich ausgesprochen gut gefallen. Die torfige Variante von Edradour wird unter dem Namen Ballechin abgefüllt. Mit 16 Jahren ist dieser Whisky aus dem Sherry Butt der älteste aus dieser Reihe. Speck, rote Grütze und Nüsse sind meine ersten Assoziationen beim Schnuppern. Süß eingekochte Kirschen und Beeren verbinden sich sehr schön mit einem leichten Raucharoma. Am Gaumen habe ich dann geröstete Erd- und Haselnüsse, die Fruchtigkeit ist zwar weiterhin vorhanden, steht aber nun deutlich im Hintergrund. Der Rauch wirkt zunächst sehr dezent, kommt dann im Abgang noch einmal richtig schön zur Geltung. Ein sehr spannender Tropfen!

Das Finale bildet dann ein Whisky, der auf dem Papier so gar nicht in mein Beuteschema passt. Ich bin nicht der größte Ardmore-Fan und Laphroaig kommt bei mir nur in die Frikadellen bzw. Laphroaigadellen. Hier handelt es sich allerdings um einen komplett ungetorften Ardmore, der zehn Jahre lang in einem Ex-Laphroaig-Fass lagerte. In der Nase gibt es frisch gebackenes Brot, Haferflocken und Getreide, dazu kommt aber auch die für Laphroaig typische medizinische Note. Geschmacklich gibt es eine Mischung aus Süße und Getreide, je länger man den Whisky im Mund behält, desto stärker ausgeprägt ist dann jedoch die medizinische Ausprägung, die sich dann noch in die leicht bittere Richtung entwickelt. Dieser Whisky wird seine Fans finden, ich gehöre jedoch nicht dazu. Insgesamt haben die Händler hier aber wieder sieben tolle Fässer ausgesucht. Meine Favoriten sind der Linkwood und der Pulteney, aber auch den Ballechin finde ich extrem spannend. Mein Wunschzettel für Weihnachten ist heute mal wieder etwas länger geworden.

Übersicht der verkosteten Whiskys:

Glenlossie 2006, Single Malt Scotch Whisky, Bourbon Barrel, 12yo, 59%, EUR 70,-
Mannochmore 2008, Single Malt Scotch Whisky, Hogshead, 11yo, 57,8%, EUR 55,-
Linkwood 2010, Single Malt Scotch Whisky, Recharred Wine Hogshead, 9yo, 58,6%, EUR 60,-
Pulteney 2008, Single Malt Scotch Whisky, Sherry Finish, 11yo, 56,5%, EUR 70,-
Edradour 2011, Single Malt Scotch Whisky, First Fill PX Sherry Hogshead, 8yo, 56,8%, EUR 80,-
Ballechin 2003, Single Malt Scotch Whisky, Sherry Butt, 16yo, 57,5%, EUR 100,-
Ardmore 2009, Single Malt Scotch Whisky, Ex-Islay Cask (Laphroaig), 10yo, 58,1%, EUR 65,-

Die Samples wurden mir freundlicherweise von Flickenschild kostenlos zur Verfügung gestellt.