Sonntag, 28. Juni 2020

Douglas Laing Old Particular: Port Dundas 15yo, Cambus 26yo und Girvan 30yo (Whisky Südholstein)

Bei meiner Local Dealer Support Reihe während der schlimmsten Corona-Phase habe ich Whisky Südholstein ganz bewusst ausgespart, denn Thomas und Sandra Schneider haben kein echtes Ladenlokal und passten damit nicht zu 100% ins Konzept meiner Reihe. Trotzdem möchte ich Euch diesen Händler nicht vorenthalten, denn für mich ist Whisky Südholstein trotzdem ein Local Dealer, schließlich liegen mein Wohnort und der Standort von Whisky Südholstein nicht einmal 40 Kilometer auseinander. Außerdem habe ich mit Thomas und Sandra schon viele tolle Momente auf Messen erlebt und auch viele Tropfen, die ich auf Drams United vorgestellt habe, stammen von dort. Bei einer der vielen Teilungen von Thomas habe ich zuletzt drei Single Grains von Douglas Laing erstanden, die ich heute gerne vorstellen möchte. Dabei handelt es sich um einen 15 Jahre alten Port Dundas mit PX-Finish, einen 26 Jahre alten Cambus aus dem Refill Butt und einen stolze 30 Jahre alten Girvan aus dem Refill Hogshead. Ich bin sehr gespannt, was die drei Grains zu bieten haben.

Der Port Dundas startet mit sehr intensiven Aromen in der Nase, dabei kommen zunächst vor allem dunkles Karamell, Espresso und Rosinen zum Vorschein. Meine Frau fühlt sich an einen Brühwürfel erinnert, den ich so jedoch nicht ganz wahrnehmen kann. Trotzdem ist sicherlich eine gewisse Würze erkennbar, die auch Liebstöckel enthält. Je mehr Zeit der Whisky im Glas bekommt, desto intensiver wird gerade die Liebstöckel-Note. Geschmacklich ist auch wieder zunächst die ausgeprägte Karamellsüße zu erkennen, dann kommen dunkler Kakao und Kaffee hinzu. Ich fühle mich erinnert an schokolierte Kaffeebohnen, die ich als Kind nicht mochte, weil ich dachte, dass sich eine Rosine im Schokoladenmantel verbirgt, ich dann aber von dem herben Kaffee überrascht wurde. Heute gefällt mir dieses Zusammenspiel sehr gut. Und als wäre es eine Wiedergutmachung für die Enttäuschungen aus Kindheitstagen kommt dann auch noch ein süßes Rosinenaroma mit ins Spiel.

Weiter geht es dann mit dem 26 Jahre alten Cambus, der mit 43,3% den geringsten Alkoholwert der heutigen Reihe aufweist. Die Grain-typische Klebstoff-Note ist direkt nach dem Einschenken kurz vorhanden, verfliegt dann aber sehr schnell. Stattdessen treten dann etwas Eiche und vor allem sehr viel Vanille in den Vordergrund. Mit etwas Zeit im Glas wird die Süße noch deutlicher, die Eiche verwandelt sich nun in eine schöne Kräutermischung. Am Gaumen gibt es eine tolle Mischung aus süßen und fruchtigen Aromen, wobei hier nun getrocknete Äpfel, Pfirische, Aprikosen und Papayas zu erkennen sind. Auch hier gibt wieder ein leichtes Kräuteraroma zu entdecken, das dann im Abgang von Knupermüsli begleitet wird.

Der abschließende Girvan durfte gleich 30 Jahre im Fass verbringen und auch diesem Tropfen gönne ich etwas Zeit im Glas, um sich zu entfalten. Hier ist die Süße sogar noch ausgeprägter als beim Cambus, denn ich nehme vor allem flüssige Karamellsoße auf süßem Vanilleeis wahr. Würzige Aromen sind vorhanden, bleiben aber genauso wie eine unterschwellige Aprikose eher im Hintergrund. Nach weiteren fünf Minuten im Glas wird der Whisky noch süßer, obwohl ich gedacht hätte, dass das gar nicht mehr möglich ist. Geschmacklich kommt die Süße ebenfalls wieder sehr stark durch, nun bildet aber ein saftiger Zitronenkuchen mit dickem Zuckerguß zumindest einen kleinen Gegenpol. Dazu kommen nun auch noch einmal eingemachte Aprikosen und Pfirsiche. Auffällig ist, dass der Abgang hier extrem lang ausfällt und neben der Süße auch noch ein wenig Würze zu bieten hat.

Ich hatte es schon fast erwartet, aber alle drei Grains haben mir sehr gut gefallen. Der Port Dundas war für mich gleich ein Highlight zum Start, denn ich mag einfach die Kombination aus süßem Grain mit einem tollen Sherryfass. Vor allem die Schokoladen-Rosinen-Kaffee-Kombination hat mich hier begeistert. Der Cambus wirkte im ersten Moment etwas langweilig, hat sich mit der Zeit dann aber immer mehr in eine schöne Mischung aus hellen Trockenfrüchten, Vanille und Kräutern entwickelt, die auch noch mit süßem Müsli getoppt wurden. Der Girvan hat ebenfalls Zeit im Glas gebraucht und dabei praktisch im Sekundentakt die Süße gesteigert. Während ich in der Nase noch ein McSundae mit Karamellsoße hatte, kam dann am Gaumen Zitronenkuchen hinzu. Douglas Laing hat hier auf jeden Fall tolle Fässer ausgewählt. Mein Dank geht zum Ende noch einmal an Sandra und Thomas von Whisky Südholstein für die Teilung. Wer jetzt Lust auf einen dieser drei Tropfen hat, kann sich vertrauensvoll an die beiden wenden, denn alle drei Abfüllungen sind aktuell noch auf Lager.

Übersicht der verkosteten Whiskys:

Port Dundas 2004/2019 (Douglas Laing Old Particular), Single Grain Scotch Whisky, PX Sherry Butt Finish, 15yo, 48,4%, EUR 69,-
Cambus 1993/2020 (Douglas Laing Old Paricular), Single Grain Scotch Whisky, Refill Butt, 26yo, 43,3%, EUR 93,-
Girvan 1989/2020 (Douglas Laing Old Particular), Single Grain Scotch Whisky, Refill Hogshead, 30yo, 51,5%, EUR 129,-

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