Freitag, 25. September 2020

Kurzbesuch bei der Brennerei Ziegler in Freudenberg/Main (Aureum) mit Ziegler Seven

Nachdem meine Frau und ich Nürnberg auf unserem Trip durch Deutschland hinter uns gelassen haben, ging es auf der A3 in Richtung Frankfurt weiter. Ungefähr 170km sollten es bis zu unserem nächsten Stopp in Freudenberg am Main sein, aufgrund der Verkehrslage und der unzähligen Baustellen auf der Strecke haben wir dafür aber deutlich über zwei Stunden gebraucht. Umso größer war die Freude, als wir endlich in Freudenberg ankamen, wo wir den Shop der Brennerei Ziegler besuchen wollten, die auch den Aureum Whisky herstellt. Vor rund zwölf Jahren wurde dort der erste Whisky gebrannt, vor wenigen Wochen kam der erste zehn Jahre alte Tropfen auf den Markt. Leider passte es diesmal nicht mit einer Führung, da gerade Obsternte ist und die frisch geernteten Früchte natürlich schnell verarbeitet werden sollen. Trotzdem nahm sich Destillateur Marius Hoh Zeit, um uns etwas über die aktuellen Abfüllungen zu erzählen. Zu diesen zählt auch der brandneue Seven, der eher fürs Supermarktregal gedacht ist und auf den ich besonders eingehen möchte.



Zwar hatte ich bereits einige Wochen vor unserer Tour bezüglich einer Führung angefragt, aber aus genannten Gründen war das nicht möglich. Dafür habe ich natürlich absolutes Verständnis, umso mehr hat es mich gefreut, dass Marius Hoh kurz im Shop vorbeischaute, als wir vor Ort waren. Die Brennerei an sich ist sehr idyllisch am Rand von Freudenberg direkt am Main gelegen. Verteilt über mehrere Gebäude wird dort produziert, gelagert und verkauft. Der ansprechende kleine Laden bietet dabei natürlich alle Produkte der Brennerei, also die traditionellen Brände, Whisky, Gin, Rum und inzwischen sogar Kräuterlikör. Wer noch die passenden Gläser sucht, wird ebenfalls fündig. Zwar bin ich auch großer Fan von Haselnussbränden, meine Frau und ich konzentrierten uns aber auf den Whisky, da wir einerseits Marius nicht zu lange in Beschlag nehmen wollten, andererseits ich noch Auto fahren musste, so dass ich nur kurz nippen konnte und den Rest der beiden Probiergläser meiner Frau überlassen musste.


Einen großen Teil des Sortiments kannte ich bereits, aber ich entdeckte auch einige Abfüllungen, die ich noch nicht kannte. Hierzu gehörte auch "Der Fruchtige", der komplette acht Jahre im Zwetschgenbrandfass reifte. Hiervon gab es leider nur vier Fässer, die für diese Abfüllung vermählt und auf eine Stärke von 48% reduziert wurden. Beim ersten Nippen war das Fruchtaroma sehr deutlich erkennbar. Leider gab es keine großen Flaschen mehr von dieser Abfüllung, aber zumindest eine 5cl-Flasche konnte ich noch ergattern, über die ich natürlich beizeiten berichten werde. Auffällig war dabei, dass diesem Whisky die ansonsten für Aureum typische Kastaniennote fehlte, weil ausnahmsweise auf eine zeitweise Reifung in diesem Fasstyp verzichtet wurde. Das ist natürlich beim noch recht neuen und auf 555 Flaschen limitierten 10yo anders. Dieser hat neben viel Vanille, die von der Lagerung im ausgebrannten Jack Daniels Bourbon Fass stammt, eine dezente Eiche und eben die typische und leicht nussige Kastanie. Auch hierzu wird es in Zukunft noch einmal einen ausführlichen Bericht geben.


Spannend waren aber natürlich auch die zahlreichen Hintergrundinfos, die uns Marius geben konnte. So haben wir gelernt, dass gebrauchte Fässer (z.B. die oben genannten Bourbon Fässer) grundsätzlich nur einmal verwendet werden. Für New Make werden grundsätzlich Virgin Oak Fässer genutzt, die zum einen Farbe geben, zum anderen für eine Grundwürze im Whisky sorgen sollen. Diese Fässer werden beim ersten Durchlauf ein Jahr lang genutzt, danach noch ein weiteres mal für zwei Jahre, bevor die Fässer verkauft werden. Während man zwischenzeitlich für kurze Zeit mit verdünnten New Make experimentiert hat, ist man inzwischen wieder dazu übergegangen, den New Make so in die Fässer zu füllen, wie er aus der Brennblase kommt, also mit rund 72%. Das Fasslager ist derzeit mit rund 860 Fässern gut gefüllt, jährlich kommen rund 100 Fässer hinzu. Ziel soll es sein, nie die gesamte Produktionsmenge auch wieder zu entnehmen, so dass man sich einen immer größeren und auch älteren Stock aufbauen kann.


Brandneu auf dem Markt und vorrangig für den Verkauf im Supermarkt gedacht ist der Seven mit 40%, der erste Whisky der Destillerie, der nicht den Namen Aureum trägt. Dieser soll die Hemmschwelle beim Kauf für diejenigen senken, die nicht ins Fachgeschäft gehen, sondern sich im Supermarkt einen guten Tropfen aussuchen. Für knapp EUR 40,- ist der Whisky in der 0,7l-Flasche im Laden zu haben, damit ist er deutlich günstiger als viele andere deutsche Whiskys. Auch hier kamen Bourbon Fässer zum Einsatz, denn das Ziel war es, einen möglichst weichen Whisky zu kreieren, der auch den Einsteiger nicht überfordert. Ich durfte mir hiervon ein kleines Sample mitnehmen und kann somit ganz in Ruhe probieren. Natürlich ist der Whisky in der Nase relativ rund und süß mit viel Karamell und Vanille, gleichzeitig nehme ich eine überraschend intensive Fruchtnote wahr, die mich an Pfirsich und Apfel erinnert. Geschmacklich geht es in eine sehr ähnliche Richtung mit Süße und Frucht, nun kommt aber der Charakter der Brennerei mit leichter Eichenwürze und etwas Nussigkeit wieder schön zum Vorschein. Für mich ist dieser Whisky ein wirklich toller Einsteiger in die Welt von Aureum.

An dieser Stelle bedanke ich mich noch einmal ganz herzlich, dass wir spontan vorbeigucken durften. Ich hoffe, dass wir irgendwann noch einmal einen passenderen Moment finden, um auch einen Blick in die Produktion und das Fasslager werfen zu können. Bis dahin bin ich aber ja nun erst einmal mit Whisky eingedeckt, um mich weiter mit dieser spannenden Brennerei zu beschäftigen. Ich bin mir aber sicher, dass wir auch weiterhin mit tollen Abfüllungen aus Freudenberg versorgt werden.

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