Mittwoch, 9. September 2020

Release Event zum neuen Design von Stauning Danish Whisky (Rye, Kaos und Peat)

Lange gab es keine Präsenzveranstaltungen im Whisky-Bereich, aber unter Einhaltung der Hygieneregeln läuft es glücklicherweise so langsam wieder an. Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich vor Kurzem eine Einladung von Kirsch Import - House of Spirits bekam. Die dänische Stauning Destillerie hat Flaschengröße und -design ihrer Standardabfüllungen geändert und die Neuheiten bei einem tollen Event mit Whisky, Cocktails und leckeren Canapés im Le Lion - Bar de Paris vorgestellt. Mit Alex Munch hat es sich auch einer der neun Gründer von Stauning nicht nehmen lassen, für dieses Event nach Hamburg zu kommen. Er führte mit viel Charme durch die Vorstellung der drei Whiskys und hatte dabei unzählige Geschichten aus den Gründungsjahren der Destillerie zu erzählen. Auch vor und nach dem eigentlichen Tasting nahm er sich viel Zeit für die Gäste und holte zum Abschluss sogar noch zwei Fassproben hervor. Unterstützt wurde er vom Inhaber der sehr gemütlichen und gediegenen Bar, Jörg Meyer, der mit seinem Team eigens für diese Veranstaltung sechs auf die Whiskys zugeschnittene Cocktails kreierte.


"Kommen Sie rein und Stauning Sie!" Mit diesem Wortspiel wurden wir in die Bar gebeten, um dann kurz darauf den Willkommenscocktail in der Hand zu halten. Der Rob Roy mit Stauning Kaos Whisky, Midi Aperatif, Bitters und Kirschen war ein schöner Start, mir persönlich war der Drink allerdings etwas zu alkoholisch und bitter. Mir ist bewusst, dass es viele Fans solcher Cocktails gibt, und der Rob Roy war sicherlich auch hervorragend gemacht, aber ich bin insgesamt nicht der größte Cocktail-Fan, so dass ich wahrscheinlich nicht die einfachste Klientel in dieser Hinsicht bin. Ich kann aber schon einmal vorwegnehmen, dass ich von den übrigen fünf Cocktails, die an diesem Abend auf der Karte standen, noch drei weitere probiert habe, die mir allesamt deutlich mehr zugesagt haben. Froh war ich allerdings darüber, dass es die Cocktails in Probiergröße gab, denn ansonsten wäre der Abend für einen Start in die Arbeitswoche doch etwas zu anstrengend geworden. 


Nachdem nach einer guten halben Stunde alle ihre Plätze eingenommen hatten, stellte Alex die drei Whiskys vor. Schon vor dem eigentlichen Start mischte er sich unter die Gäste und präsentierte sich als echter Gastgeber. Er erzählte uns zunächst, wie es überhaupt zur Gründung gekommen ist, denn einer der Gründer hörte, dass es zwar einfach ist, Whisky herzustellen, aber umso schwerer, guten Whisky zu machen. Hierfür sollte ein Gründerteam aus neun Personen auf die Beine gestellt werden und es wurde eine Liste mit potenziellen Mitgründern erstellt. Alex war im Nachhinein sehr froh, weit oben auf der Liste zu stehen, denn fast alle angerufenen Freunde sagten spontan zu, so dass eine tolle Mannschaft aus Ingenieuren, einem Lehrer, einem Arzt, einem Koch, einem Piloten und einem Schlachter entstand. Weniger begeistert war jedoch Alex´ Frau, denn sie war überzeugt, dass ihr Mann, der sich eigentlich gerade einem Handball-Team anschließen wollte, durch die Arbeit in der Destillerie deutlich mehr Whisky trinken würde. Letztlich konnte er sie aber überzeugen, dass das natürlich niemals nicht auf keinen Fall passieren würde, so dass sie doch noch einverstanden war.


Alex schwärmte besonders vom Rye, der für ihn der beste Tropfen der aktuellen Range ist. Grundsätzlich steht für ihn bei jeder Abfüllung der Geschmack im Vordergrund, niemals das Alter. Es gibt sogar noch Fässer aus dem Gründungsjahr, aber selbst Alex sagt, dass dieser Whisky ganz dicht dran am Prädikat "ungenießbar" ist. Man hat aber über die Jahre sehr viel hinzugelernt, so dass man inzwischen tolle Tropfen in die Flasche bringen kann. Der 3,5 Jahre alte Rye mit erhöhter Trinkstärke von 48% wirkte sehr mild und weich mit einer schönen Mischung aus Karamell und Würze. Am Gaumen kommen dann noch einige Kräuter und etwas Mischbrot hinzu. Mit der Zeit entwickelt der Whisky immer mehr Cremigkeit. Beim Festlegen der Alkoholstärke gehen die Gründer übrigens so vor, dass die Proben mit unterschiedlichen Stärken beginnend mit 61% bis hinunter zu 43% auf den Tisch gestellt werden. Dann probiert jeder der Gründer, ohne dabei ein Wort zu den verschiedenen Aromen zu sagen. Am Ende zeigt jeder auf seinen Favoriten, wobei Alex immer zu den höheren Alkoholstärken tendiert. Da einige andere Gründer aber einen anderen Geschmack haben, trifft man sich am Ende irgendwo im mittleren Bereich.


Der folgende Kaos besteht aus einer Mischung aus Rye, Unpeated und Peated Fässern und kommt mit 46% daher. Der verwendete Torf stammt wie alle Zutaten aus Dänemark und ist rund 10.000 Jahre alt. Da er in seiner Zusammensetzung weniger maritim ist, erinnert er eher an Highland Torf als an solchen von Islay. Das nächste Batch wird außerdem noch Destillate aus über Heiderauch getrocknetem Malz enthalten. Bei ersten Experimenten waren die Ergebnisse deutlich zu süß, aber mit der Zeit im Fass entfaltete sich deutlich mehr Rauch, während die Süße zurückgeht. Das aktuelle Bottling muss aber noch ohne Heide auskommen, trotzdem gibt es hier einen angenehm-süßen Rauch mit vielen Kräutern. Besonders der Rye-Anteil war für mich deutlich zu erkennen. Am Gaumen wurde es dann deutlich süßer, wobei Kräuter und Rauch weiterhin klar erkennbar blieben, nun aber von salzigen Aromen begleitet wurden.


Den Abschluss bildete dann der Peated Whisky, der mit knappen fünf Jahren auch der älteste Vertreter des Abends war. Dies war auch der erste Whisky, der von Stauning produziert wurde, weil man sich zunächst einen 25 Jahre alten Ardbeg zum Vorbild genommen hat, den die Freunde auf einer Whiskymesse probiert hatten. Man benötigt vom dänischen Torf übrigens aufgrund der Konsistenz und des Brennverhaltens 20-25% mehr als zum Beispiel auf Islay zum Trocknen verwendet wird, trotzdem erreicht man nicht die Torfigkeit der Torf-Insel. In der Nase gibt es ein mildes Torfaroma mit Lagerfeuer und Karamell, am Gaumen verschiebt sich das Verhältnis dann etwas mehr in Richtung Süße in Kombination mit Karamell und Vanille. Für die Reifung werden aktuell Fässer von Maker´s Mark, die übrigens beim Transport per Schiff noch rund 1,5 Liter fassstarken Bourbon aus den Dauben pressen. Dieser Whiskey wird aber natürlich nicht in den Fässern belassen und schmeckt gerüchteweise sehr gut.


Für Fassexperimente ist man bei Stauning ebenfalls immer zu haben, so dass zum Beispiel auch Wermut-, Mezcal- oder Oloroso-Fässer zum Einsatz kommen. Vom Rye aus dem Wermut- und dem Oloroso-Fass durften wir jeweils von einer Fassprobe naschen, die mir beide sehr gut gefallen haben. Dabei hatte aber der Oloroso mit seiner überraschenden Süße für mich die Nase etwas weiter vorn. Nach dem Tasting wurden wir dann mit tollen Canapés versorgt. Geflämmter Lachs, Jakobsmuscheln, Schinken, Käse und weitere Leckereien bildeten eine gute Grundlage für die freie Auswahl aus der Cocktailkarte des Abends. Hier konnte mich vor allem der Peaty Chillin mit Stauning Peat, Honig, Ingwerlikör und Zitronensaft begeistern, weil er eben nicht zu süß war. Die Auswahl war aber so vielfältig, dass für jeden Geschmack etwas dabei war.


Obwohl ein Barbesuch mit Whisky und Cocktails nicht mein gewöhnliches Montagabend-Programm ist, hat mir das Event ausgesprochen gut gefallen. Das gilt übrigens im gleichen Maße auch für das Design der neuen Flaschen, die nicht nur größer geworden sind, sondern gleichzeitig auch noch preisgünstiger zu haben sind. Damit bildet Stauning einen angenehmen Gegenpol zur gewohnten Entwicklung auf dem Whiskymarkt. Auf dem ansprechenden Label findet man viele Highlights aus der Geschichte der Destillerie, besonders prominent platziert in der Mitte stehen beispielsweise alle Gründer gemeinsam auf einem Whiskyfass. Ich hätte mir noch stundenlang Geschichten von Alex anhören können, aber leider klingelt an einem Dienstag wieder sehr früh mein Wecker, so dass ich mich gegen 21:30 Uhr auf den Weg nach Hause machte. Ich bedanke mich ganz herzlich bei Alex, dem Team der Le Lion Bar de Paris sowie Kirsch Import für den tollen und kurzweiligen Abend. Ein gutes Produkt wird erst durch die Menschen zu einem hervorragenden Erlebnis und dafür haben an diesem Abend alle Beteiligten gesorgt.

Ich wurde freundlicherweise von Kirsch Import - House of Spirits zu dieser Veranstaltung eingeladen.

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