Sonntag, 18. Oktober 2020

Flight durch die Range von Simon´s Feinbrennerei (Pepper Gin, Bavarian Nordic Rum, Rye Whiskey, Kahlgrund Blend Whisky, Bavarian Single Pot Still Whiskey)

Es ist gerade mal ein paar Wochen her, da ging ein kleines Raunen durch die Welt des deutschen Whiskys. Simon´s Feinbrennerei hatte auf den Flaschen ein Symbol aufgedruckt, bei dem ein Männchen ein Hakenkreuz in einen Mülleimer wirft. Ein starkes und richtiges Signal, das ich absolut unterstütze! Trotzdem hat es dazu geführt, dass bei Google plötzlich schlechte Bewertungen auftauchten, die offenbar eine Reaktion auf das Symbol auf der Flasche waren. Das wiederum führte dazu, dass auf Facebook von einigen Leuten dazu aufgerufen wurde, zum Ausgleich möglichst viele gute Bewertungen abzugeben. Das finde ich allerdings immer dann schwierig, wenn ich ein Produkt gar nicht kenne. Deswegen habe ich Severin Simon, der sich für den Whisky aus Simon´s Feinbrennerei verantwortlich zeichnet, angeschrieben, um ein kleines Sample-Set zu bestellen, das einmal durch die Brennerei führt, dabei aber den Fokus auf Whisky belässt. Heute stelle ich nun diese fünf feinen Tropfen vor. Wenn sie mir genauso zusagen, wie der sympathische Kontakt zu Severin und die Einstellung der Brennerei, dann folgt natürlich auch noch die positive Bewertung auf Google.


Los geht es mit einer Spirituose, mit der ich in der Regel relativ wenig anfangen kann. Der Pepper Gin kommt mit einer klaren Ansage in Form von 51,5% daher, trotzdem muss ich erst einmal schauen, ob die Wacholder-Noten, die zwar natürlich zu einem Gin gehören, mir aber nicht so zusagen, nicht zu ausgeprägt sind. Tatsächlich kommt der Gin relativ reduziert daher, denn neben Wacholder werden verschiedene Pfeffersorten verwendet. Das sorgt für ein leicht blumiges Geschmacksprofil, das dann aber am Gaumen eine schöne und nicht zu dominante Pfefferschärfe bietet. Es folgt der Leap Annorum, ein bayrischer Rum, der im Schaltjahr am 29.02.2016 gebrannt wurde und nach einem Schaltjahr in frischer Spessarteiche, also genau vier Jahre später, abgefüllt wurde. Was mir sehr gefällt, ist die Tatsache, dass kein Zucker hinzugefügt wurde, der Rum also so ins Glas kommt, wie ihn das Fass geformt hat, wenn man mal von der Reduzierung auf Trinkstärke absieht. Beim Schnuppern denke ich eher an Jamaica, gar nicht so sehr an Bayern. Die Süße ist sehr ausgeprägt, dazu kommen eine schöne Eichenwürze, Rosinen und etwas Schokolade. Geschmacklich ist die Mischung aus süßen und würzigen Aromen noch intensiver. Mir gefällt dieser Tropfen ziemlich gut!

Dann wechsle ich endlich in gewohntes Metier und probiere den ersten Whiskey der Reihe. Der Bavarian Single Pot Still Whiskey ist sozusagen ein Spessart-Ire, denn er wird aus gemälzter und ungemälzter Gerste gebrannt, letztere wird zum Teil über Buchenholzrauch getrocknet. Gereift wird der Whiskey zu einem Dritteln in Fässern aus frischer Spessarteiche und zu zwei Dritteln in Fässern, die zuvor deutschen Rotwein enthielten. In der Nase wirkt der Tropfen recht mild mit viel Karamell, allerdings mit einem besonderen Twist, denn ich erkenne auch eine schöne Fruchtigkeit. Geschmacklich wirkt der Whiskey sehr cremig, ohne dabei zu langweilig zu werden. Auch hier kommen Süße, rote Frucht und etwas Würze wieder schön zusammen, bevor im Abgang dann eine angenehme Schärfe auftritt. Beim folgenden Rye Whiskey, der zu 100% aus Roggen aus eigenem Anbau gebrannt wird, steigt mir gleich das Schwarzbrot in die Nase, wobei im Hintergrund schon etwas Zitrone und ordentlich Eiche mitschwingen. Reifen durfte der Tropfen für vier Jahre im Spessarteichen-Barrique. Am Gaumen kommt dann eine ausgeprägte Honigsüße zum Vorschein, die sich aber auch hier wieder mit dunklem Brot und Zitrusaromen mischt. Die Eichenwürze ist am Gaumen etwas weniger ausgeprägt, was mir aber durchaus zusagt.

Beim abschließenden Kahlgrund Blend sind wir nicht mehr ausschließlich bei Simon´s Feinbrennerei, denn hier haben sich verschiedene Brenner zusammengetan und Tropfen im Alter zwischen drei und neun Jahren aus unterschiedlichsten Fässern und hergestellt aus unterschiedlichen Getreidesorten zu einem gemeinsamen Blend vereinigt. Hier kommt die Eichenwürze in der Nase besonders stark zum Vorschein, dem tritt etwas Säure entgegen. Geschmacklich kommt zunächst eine süße Mischung aus Honig und mildem Karamell zum Vorschein, bevor gelbe Pflaumen und etwas Säure auftauchen. Erst danach kommt die Würzigkeit wieder zum Vorschein, die dann im Abgang wieder die Oberhand gewinnt. Zusammenfassend fand ich diese Reise durch das Sortiment von Simon´s Feinbrennerei sehr spannend. Gin wird nach wie vor nicht mein Favorit werden, grundsätzlich hat mir der Pepper Gin aber im Vergleich zu anderen Gins gut gefallen. Der Rum hat mich extrem positiv überrascht. Ich finde es außerdem sehr schön, dass hier nicht nachgezuckert wurde. Der Ansatz beim Whisk(e)y ist ein anderer, als ihn die meisten anderen deutschen Brenner verfolgen, denn das Vorbild findet sich nicht in Schottland, sondern in Irland und den USA. Das hat mir vor allem beim Rye Whiskey richtig gut gefallen. Es lohnt sich also, die Brennerei auch zukünftig im Auge zu behalten. Einer positiven Bewertung bei Google, die sich nun auch auf die Produkte beziehen kann, steht absolut nichts mehr im Wege.

Übersicht der verkosteten Produkte:

Simon´s Bavarian Single Pot Still Pepper Gin, Gin, 51,5%, 0,35l, EUR 36,-
Simon´s Bavarian Nordic Rum Leap Annorum, Rum, 44%, 0,35l, EUR 38,-
Simon´s Bavarian Single Pot Still Whiskey, Single Pot Still Whiskey, 40%, 0,5l, EUR 48,-
Simon´s Bavarian Rye Whiskey, Rye Whiskey, 43%, 0,5l, EUR 42,-
Kahlgrund Blend Whisky, Blended Whisky, 46%, 0,5l, EUR 48,-


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