Manchmal stolpert man auf Messen noch über einige Schätze, die eigentlich gar nicht mehr verfügbar sind. So ging es mir im vergangenen September, als ich auf dem Köpenicker Whiskyfest einen Anbruch von einem 19 Jahre alten Tobermory aus dem Sherry Cask ergattern konnte. Destilliert wurde dieser feine Tropfen im Jahr 1995 und abgefüllt im Juli 2014. Man könnte also fast meinen, das wäre ein Weltmeister-Whisky für die deutsche Nationalelf, denn zeitgleich hat Deutschland Brasilien mit 7:1 vom Platz geschossen und schließlich im Finale durch einen Treffer von Mario Götze gegen Argentinien den Titel geholt. Wenn man auf die aktuellen Ergebnisse schaut, dann scheint dieses Turnier fast wie aus einer anderen Welt. Wenn ein Whisky jedoch erst einmal in der Flasche ist, dann hält er sein Niveau, somit hat er einen entscheidenden Vorteil im Vergleich zur Nationalmannschaft. Darüber hinaus hat Tobermory mit seinen Abfüllungen auch in der jüngeren Vergangenheit sein hohes Niveau gehalten. Trotzdem bin ich heute sehr gespannt auf diesen inzwischen nur noch sehr schwer erhältlichen Tropfen. Meine Hoffnung ist, dass er genauso stark ist, wie Deutschland damals gegen Brasilien gespielt hat.
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| Auf einen Blick | |
| Destillerie | Tobermory | |
| Abfüller | Cadenhead´s |
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| Abfüllung | Tobermory 19yo Sherry Cask |
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| Art | Single Malt Scotch Whisky |
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| Region | Schottland / Islands (Highlands) | |
| Alter | 19yo |
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| Alkoholgehalt | 54,2% |
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| Fass | Sherry Cask No. 498 |
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| Inhalt | 0,7l |
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| Preisklasse | EUR 95,- |
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Im ersten Moment ist der Whisky richtig schön fruchtig. Der Sherry ist natürlich auch sehr präsent, überlagert aber nicht die übrigen Aromen des Whiskys. Ich erkenne vor allem Äpfel und Orangen, dahinter liegt aber eine tolle Würze mit Muskat und Nelken. Eingelegte und immer noch sehr saftige Rosinen tauchen auf, mischen sich dabei aber mit Aprikosen und einem Chutney aus schwarzen Johannisbeeren mit feiner Säure und einem Hauch Chilli.
Mund:
Am Gaumen taucht die Süße aus der Nase wieder auf, wobei die Fruchtaromen jetzt aber nicht mehr so deutlich durchkommen. Dafür taucht das Chutney wieder auf und zeigt eine Mischung aus fruchtiger Säure, die wiederum an schwarze Johannisbeeren erinnert, und einer leichten Schärfe. Dabei sind sowohl milde Chilis wie auch eingelegter Pfeffer präsent, dazu kommt aber auch wieder ein Mix aus verschiedenen Zitrusfrüchten, bei denen Orangen und Mandarinen besonders hervorzuheben sind. Abgerundet wird das alles durch einen Hauch Honig.
Abgang:
Der lange Abgang beginnt zunächst fruchtig-würzig mit Johannisbeeren und Pfeffer, aber auch gelbe Äpfel haben noch einmal einen Kurzauftritt. Ganz am Ende taucht noch ein Hauch Eichenwürze auf, der mit ordentlich Salz abgerundet wird.
Fazit:
Ist das tatsächlich die WM-Form der deutschen Nationalelf vom Turnier in Brasilien im Jahr 2014? Vielleicht kommt der Whisky nicht ganz dorthin, weil dann doch ein spielentscheidender Faktor wie Manuel Neuer in seiner damaligen Form fehlt, wodurch ein hervorragender Whisky zu einem Weltklasse-Whisky werden kann. Ins Halbfinale hätte es dieser Whisky aber sicher auch geschafft. Schon in der Nase bietet er eine breite Vielfalt mit hellen und dunklen Früchten sowie einer schönen Säure. Dazu kommt ein leckeres Chutney, das auch am Gaumen wieder auftaucht. Die Fruchtigkeit geht dabei immer mehr zurück, dafür kommen würzige Noten stärker zum Vorschein und ganz am Ende taucht etwas Salz auf. Ein paar Drams sind mir noch geblieben, die ich sicherlich sehr genießen werde. Zum damaligen Ausgabepreis würde ich heute ohne mit der Wimper zu zucken sofort wieder zuschlagen. Und wenn wir ehrlich sind, ist doch ein Kevin Trapp im Tor auch viel sympathischer als Manuel Neuer...
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