Sonntag, 14. Februar 2021

Old Sandhill Whisky - Flight durch die Cask Strength Range (American Oak, Bordeaux, Port, German Oak, Oloroso)

Bad Belzig ist eine kleine Kreisstadt in Brandenburg, gelegen zwischen Berlin und Magdeburg. Ein historischer Stadtkern und die Ernennung zum staatlich anerkannten Solebad zeichnen die Stadt aus. Warum Bad Belzig für Whisky-Nerds wie uns trotzdem interessant sein könnte? Innerhalb des Stadtgebietes im Ortsteil Sandberg steht auch die Old Sandhill Whisky Destillerie, die seit 2012 aktiv ist. Eher zufällig bin ich über die Destillerie gestolpert und habe mir im Anschluss fünf fassstarke Samples organisiert, die ich heute gerne probieren möchte. Alle fünf Abfüllungen sind immerhin bereits für einen deutschen Whisky stolze sieben Jahre alt und reiften in American Oak, Bourdeaux, Port, German Oak sowie einem Oloroso-Fass. Ich bin sehr gespannt auf die Abfüllungen und vor allem auch auf die Unterschiede zwischen den einzelnen Tropfen. Ich habe schon eine Vermutung, welches Fass mir am besten gefallen wird, denn für Reifungen im Port-Fass habe ich eine kleine Schwäche. Ob es hier auch so sein wird, finde ich jetzt heraus.


Vom Papier her dürfte der American Oak gemeinsam mit dem German Oak am wenigsten meinen Geschmack treffen. Ich bin einfach kein Fan von Whisky aus frischer Eiche, weil mir die Abfüllungen schnell zu holzig werden. Dieser American Oak hat in der Nase aber zunächst vorrangig süße Aromen wie Honig und Karamell, direkt dahinter kommt dann aber schon der Duft eines frischen Eichenregals. Geschmacklich ist die Süße dann noch präsenter, zum Karamell kommt nun aber noch eine fruchtige Mischung aus Pfirsichen und unreifen Bananen. Die Eichennote taucht dann erst wieder im würzigen, aber nicht allzu langen Abgang auf, wird zum Ende hin aber sehr intensiv. Mir ist das tatsächlich schon etwas zu viel Holz, aber auch eine solche Abfüllung hat ihre Fans. Ich freue ich mich jetzt aber auf das Bordeaux-Fass, das generell deutlich eher mein Beuteschema wäre. Aus dem Glas strömt nun eine frische Traube, gleichzeitig kommt aber auch eine eingelegte Rosine zum Vorschein. Außerdem erkenne ich Persipan, einen Hauch Orange und etwas Kakao. Die süße Orange taucht dann auch am Gaumen sofort wieder auf, hier aber auch in Kombination mit dunklen Beeren. Erst danach kommen auch würzige Aromen hinzu, die sich gemeinsam mit etwas Ingwer in den Abgang hineinziehen.

Nun folgt mein vermeintlicher Favorit, nämlich die Reifung im Port-Fass. Anders als bei den beiden vorherigen Abfüllungen gibt es hier zunächst eine Reifung in frischer amerikanischer Eiche vor dem Umzug ins Port-Fass. Im Vergleich zu den beiden Vorgängern wirkt der Whisky etwas dezenter, aber das kann auch dem etwas geringeren Alkoholgehalt von 52,2% geschuldet sein. Neben Vanille und Karamell tauchen in der Nase dann vor allem Pflaumen und Mandeln auf, auch hier schwingt wieder eine leichte Eichennote mit. Beim ersten Schluck sind neben den Pflaumen noch weitere dunkle Früchte wie Kirschen und schwarze Johannisbeeren präsent, die alle mit Vanillezucker gesüßt wurden. Dazu kommen dann eine leichte Säure, Gewürze und ein dezentes Eichenaroma. Letzteres ist bei weitem nicht so ausgeprägt wie beim American Oak und daher deutlich gefälliger. Anders könnte es dann jedoch wieder beim German Oak aussehen, denn hier erfolgte die Lagerung ausschließlich in deutscher Eiche. Die ersten Aromen, die aus dem Glas strömen, erinnern an Karamell und viel Eiche. War es beim American Oak noch ein frisch aufgebautes Regal, ist es hier nun ein ganzes Sägewerk, das sich seinen Weg in die Nase bahnt. Geschmacklich ist der Whisky im ersten Moment ausgesprochen süß und wirkt schon fast zuckrig. Erst wenn die Süße verflogen ist, setzt sich die Eiche durch, dann aber auch mit viel Kraft. Vor allem im Abgang wird es dann recht herb.

Das Finale bildet schließlich das Oloroso-Fass, das zunächst eine Mischung aus herben und süßen Aromen liefert. Gewürze und geröstete Nüsse mischen sich mit dunklen Trauben, die aber nicht viel Süße liefern. Diese wird eher durch eine Mischung aus Honig und Zuckerrübensirup geliefert. Beim ersten Schluck wirkt der Whisky dann deutlich süßer, die Trauben haben nun deutlich mehr Kraft und mischen sich mit dem Honig. Aber auch die würzigen Noten werden intensiver und bilden einen starken Gegenpol zur Süße. Auch hier schwingt wieder eine gute Portion Eiche mit. Zusammenfassend fand ich diesen Ritt durch die Cask Strength Range von Old Sandhill sehr spannend. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass mir American Oak und vor allem German Oak deutlich zu starke Eichenaromen haben, aber natürlich gibt es auch Fans von starker Eichenwürze. Bei der Wahl des Favoriten hat sich letztlich das Bordeaux-Fass mit seiner Mischung aus Persipan, Frucht und Kakao am Port vorbeigeschoben. Ich könnte mir vorstellen, dass auf Dauer weniger aktive Fässer, die nicht mehr so viele Eichenaromen abgeben, dem Whisky gut zu Gesicht stehen würden. Ich freue mich aber darauf, die Entwicklung der Destillerie weiter verfolgen zu können.

Übersicht der verkosteten Whiskeys:

Old Sandhill Whisky, German Single Malt Whisky, American Oak, 7yo, 54,8%, 0,5l, EUR 70,-
Old Sandhill Whisky, German Single Malt Whisky, Bordeaux Cask, 7yo, 56,1%, 0,5l, EUR 70,-
Old Sandhill Whisky, German Single Malt Whisky, Port Cask, 7yo, 52,2%, 0,5l, EUR 70,-
Old Sandhill Whisky, German Single Malt Whisky, German Oak, 7yo, 56,1%, 0,5l, EUR 79,-
Old Sandhill Whisky, German Single Malt Whisky, Oloroso Cask, 7yo, 55,7%, 0,5l, EUR 70,-

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