Samstag, 17. April 2021

Fettercairn Online Tasting zum Launch vom Warehouse 2 (mit Fettercairn 12yo, 16yo, 22yo und 23yo)

Bei Fettercairn hat man immer das Gefühl, dass die Destillerie ein wenig unter dem Radar fliegt. Aber ist das tatsächlich berechtigt? Den 12yo habe ich immer als soliden Einsteiger empfunden. Zwar nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Dazu kamen aber immer mal wieder ein paar Highlights, die ich zugegebenermaßen aber oft auch bei unabhängigen Abfüllern gefunden habe. Besonders punkten kann Fettercairn aber mit der idyllischen Lage und den fast schon romantisch anmutenden Anlagen vor Ort. Davon konnte ich mich vor knapp zwei Jahren persönlich überzeugen und ich freue mich schon darauf, wenn ich irgendwann in der näheren Zukunft wieder nach Schottland reisen und mir dann vor Ort einen Distillery Exclusive oder einen Handfilled abholen kann. Beides gab es nämlich bei meinem letzten Besuch noch nicht, jetzt ist es aber in Planung. Bevor man aber wieder solche Reisepläne schmieden kann, gibt es jetzt erst einmal meine Eindrücke zum Online-Tasting, bei dem der brandneue Warehouse 2 Batch 001 vorgestellt wurde, der in Kürze auf dem deutschen Markt erscheinen wird.


Zu Beginn des Tastings begrüßten uns Distillery Manager Stewart Walker und UK Brand Specialist Andrew Lennie mit einem kurzen Imagefilm, in dem natürlich auch gleich die besonderen Stills gezeigt wurden, die von außen mit fließendem Wasser gekühlt werden - übrigens die einzigen ihrer Art. Außerdem erzählt uns Stewart, dass er in unmittelbarer Nähe zur 1824 gegründeten Destillerie aufgewachsen ist und schon als Kind eine enge Bindung zu Fettercairn aufgebaut hat. Parallel dazu gab es den 12yo ins Glas, der ausschließlich in Bourbonfässern gereift ist. Süß und getreidig kommt er daher, dazu kommen aber mit Apfel und Pfirsich auch fruchtige Aromen. Der 12er soll den Einstieg in die Range darstellen und den Charakter von Fettercairn transportieren. Das kann man auch sehr schön erkennen, wenn man den New Make, den wir in einer kleinen Sprühflasche bekommen haben, in den Händen verreibt. Auch hier sind die Grundnoten mit Malz, Getreide und hellen Früchten sehr ähnlich. Dass dieser New Make ungetorft ist, war übrigens in der Vergangenheit nicht immer so. Bis 2010/2011 hat man auch einen torfigen Anteil verarbeitet. Für die Zukunft dürfen wir aber zumindest noch mit torfigen Abfüllungen rechnen, denn ein paar Fässer aus dieser Zeit schlummern noch in den Warehouses.

Danach kam dann auch schon der Star des Abends. Der Warehouse 2 Batch 001 ist ein Limited Release aus insgesamt 19 Fässern, deren Inhalt 2010 destilliert und in diesem Jahr abgefüllt wurde. Zu 40% kamen Port Pipes zum Einsatz, zu 35% Bourbonfässer, zu 20% Oloroso Seasoned American und European Oak und zu 5% Virgin American Oak. Die Nase startet erst einmal sehr tropisch mit Melone, Kokos, Apfel, Birne, Vanille und Zimt, am Gaumen gibt es dann viel Süße mit Karamell und Vanillepudding, danach kommt flambierter brauner Zucker zum Vorschein, der von Kaffee und einer leichten Würze begleitet wird. Im Abgang gibt es dann mit dunkler Schokolade überzogenen Lebkuchen. Dieser Whisky ist tatsächlich ein echtes Highlight! Das namensgebende Warehouse 2 stammt noch aus der Gründungszeit der Destillerie und ist eines von heute 14 Warehouses auf dem Gelände. Dabei sind alle Warehouses Dunnage Warehouses, also sehr traditionell gehalten mit nur drei Fassreihen übereinander, wobei jedes Warehouse mit der Zeit seinen eigenen Charakter entwickelt hat. Das Warehouse 2 steht in diesem Zusammenhang besonders für die Verbindung von Tradition und Experimenten, denn hier findet sich das älteste Fass der Destillerie, das aus dem Jahr 1965 stammt, gleichzeitig aber auch moderne Reifungsformen wie Rum oder Cognac.

Es folgte eines der Highlights des vergangenen Jahres, denn da war der 16yo, der aus Chocolate Malt gebrannt wurde, in aller Munde. Stewart erinnert sich noch sehr gut daran, dass damals das ganze Dorf nach Karamell und Schokolade roch. Gereift ist der inzwischen leider überall vergriffene Whisky zunächst in Bourbonfässern, bevor er ein Finish in Port- und Sherry-Fässern erhielt. Die Nase bietet sehr viel Karamell, Rosinen, nussige Aromen und den typisch schottischen Sticky Toffee Pudding. Am Gaumen gibt es dann zunächst mit flüssigem Karamell gefüllte Milchschokolade, mit der Zeit kommen Nüsse und Kaffee hinzu. Gegen Ende des Jahres wird es übrigens einen neuen 16er geben, der allerdings nicht aus Chocolate Malt gebrannt ist, dafür aber aus Oloroso- und PX-Fässern stammen wird. Auch vom Warehouse 2 ist bereits ein Batch 002 in den Startlöchern, das bereits im August kommen soll. 

Beim folgenden 22yo sprechen wir dann wieder von einer Vollreifung im Bourbonfass mit diesmal 47%. Die Alkoholstärke wird bei Fettercairn für jede Abfüllung neu festgelegt, um immer das bestmögliche Ergebnis in der Flasche zu haben. Die verwendeten Bourbonfässer stammen in vielen Fällen von Heaven Hill, es werden aber auch Fässer von anderen Destillerien gekauft. Für die Zukunft hat man die Vision, vermehrt auch schottische Eiche verwenden zu können. Dafür wurden 12.000 Eichen in unmittelbarer Nähe zur Destillerie angepflanzt. Jetzt muss man nur noch 150 bis 200 Jahre warten, dann kann es losgehen. Tatsächlich hat man aber schon einige wenige Fässer aus schottischer Eiche im Bestand. Beim 22er haben Fass und Destillat gemeinsam sehr viel Vanille, Mango, Maracuja, Papaya, Orange, Ananas, Kokos und eine ganz leichte Würze ins Glas gezaubert. Geschmacklich verhält es sich ganz ähnlich, allerdings kommt die Kokosnote nun noch stärker zum Vorschein, außerdem gibt es eine leichte Eichenwürze. Der folgende 23yo wurde uns zunächst als Mystery Dram verkauft, allerdings rutschte Andrew schneller als gewollt die Auflösung heraus. Dieser Whisky ist exklusiv im Travel Retail erhältlich und reifte in Bourbon- und Cognac-Fässern. In der Nase sorgt das für fruchtige Aromen, viel Vanille, leicht angebranntes Karamell und viel Würze, was sich am Gaumen dann in Apfel, Birne und Leder verwandelt. Der Whisky wirkt sehr cremig und hat einen ganz leichten Schokoladeneinfluss. Mit der Zeit drängen Süße und exotische Früchte mehr und mehr in den Vordergrund.

Mir hat das Tasting sehr gut gefallen und es gab sehr viele interessante Einblicke in die Arbeit und die Planungen der Destillerie. Stewart und Andrew haben extrem sympathisch durch den Abend geführt und ganz nebenbei gab es ja auch noch richtig tollen Whisky ins Glas. Wenn der Warehouse 2 in Deutschland erhältlich ist, werde ich auf jeden Fall zugreifen. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass man wird schnell sein müssen, denn die limitierten Auflagen sind aktuell nicht nur bei Fettercairn sehr gefragt. Ansonsten bin ich sehr gespannt, was uns in Zukunft noch vom Einhorn erwartet. Dieses wurde übrigens gewählt, weil die Engländer den Löwen als Wappentier haben und man ein Tier brauchte, das den Löwen besiegen kann. Da war natürlich das Einhorn eine naheliegende Wahl. Wenn das Einhorn dann aber auch noch so tollen Whisky dabei hat, dann kann man im Anschluss an den Sieg gegen den Löwen auch noch gebührend darauf anstoßen.

Übersicht der verkosteten Whiskys:

Fettercairn 12yo, Single Malt Scotch Whisky, Bourbon-Fässer, 12yo, 40%, ca. EUR 39,-
Fettercairn Warehouse 2 Batch 001, Single Malt Scotch Whisky, Port Pipes, American und European Oak Oloroso Seasoned, Bourbon und Virgin Oak, 11yo, 49,7%, ca. EUR 65,-
Fettercairn 16yo (Chocolate Malt), Single Malt Scotch Whisky, Bourbon-Fässer, Finish in Port und Sherry Fässern, 16yo, 46,4%, ca. EUR 60,- (nicht mehr erhältlich)
Fettercairn 22yo, Single Malt Scotch Whisky, Bourbon-Fässer, 22yo, 47%, ca. EUR 220,-
Fettercairn 23yo (Travel Retail), Single Malt Scotch Whisky, Bourbon- und Cognac-Fässer, 23yo, 48,5%, ca. EUR 240,-

Ich wurde freundlicherweise von Whyte and Mackay kostenlos zu dem Tasting eingeladen.

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